BNPP IP: Zahlen und Politik sorgen für eine Pause an den Märkten

Wöchentliches BNP Paribas Investment Partners Strategie-Update von Joost van Leenders, CFA, Chief Economist, Multi Asset Solutions und Colin Graham, CFA, CAIA, CIO, Head of AAA, Multi Asset Solutions: BNP Paribas Asset Management | 18.01.2017 13:48 Uhr
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Tipp der e-fundresearch.com Redaktion: Das wöchentliche BNP Paribas Investment Partners Strategie-Update finden Sie auch auf der BNP Paribas Investment Partners Website.

ZUSAMMENFASSUNG

  • Die Politik ist zurück
  • Zu viel Optimismus in den USA?
  • Euroraumindustrie folgt weltweitem Aufschwung
  • Starke Zinssenkung in Brasilien, drohende Währungsvolatilität in Mexiko und der Türkei

Die Aktienmärkte geben nach – denn sie müssen wichtige politische Neuigkeiten und uneinheitliche Konjunkturdaten verarbeiten. Zwar sind wir für Wachstum, Inflation und Renditen recht optimistisch, doch glauben wir auch, dass die Erwartungen in den Kursen jetzt weitgehend berücksichtigt sind. Trotz steigender Extremrisiken ist man an den Märkten aus unserer Sicht durchweg optimistisch. Unsere Asset-Allokation bleibt konservativ.

DIE POLITIK MACHT WIEDER SCHLAGZEILEN

Vor der Rede der britischen Premierministerin in dieser Woche wird an den Märkten intensiv über den Brexit diskutiert. Man rechnet damit, dass Theresa May ihre Pläne für den Austritt Großbritanniens aus der EU skizziert. Berichten zufolge wird sie für einen harten Brexit eintreten, bei dem Großbritannien seine volle Souveränität über die Einwanderungspolitik zurückerhält, aber den Zugang zum europäischen Binnenmarkt verliert. Außerdem würde das Land nicht mehr unter die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs fallen. Die Gerüchte hatten vor allem Auswirkungen auf das britische Pfund; es fiel unter 1,14 Euro und auf fast 1,20 US-Dollar. Bislang hatten die möglichen Folgen des Brexit noch keine wirklichen Auswirkungen auf die britische Wirtschaft, und angesichts der Pfund-Abwertung sind britische Aktien auf neue Rekordhochs gestiegen. Bei einem harten Brexit könnte sich das zwar, aber selbst am Montag (16. Januar 2017) sind britische Aktien weniger stark gefallen als andere europäische Titel.

Der designierte US-Präsident Trump hat mit seinen Äußerungen über eine „obsolete“ NATO, die Abschaffung der Sanktionen gegen Russland als Gegenleistung für eine nukleare Abrüstung und über Zölle für Automobilhersteller, die außerhalb der USA produzieren, für Irritationen gesorgt. Noch mangelt es seinen wirtschaftspolitischen Plänen aber an Klarheit. An den Märkten nimmt man vor allem Positives wahr, etwa die in Aussicht gestellten Unternehmenssteuersenkungen und die steuerliche Begünstigung repatriierter Unternehmensgewinne. Die Auswirkungen der Unternehmenssteuersenkungen sind aber noch recht unklar, da die Durchschnittsbesteuerung vieler Unternehmen aufgrund zahlreicher Abzugsmöglichkeiten und Schlupflöcher deutlich unter dem offiziellen Steuersatz liegt. Von einer Steuersenkung könnten kleinere, eher binnenorientierte Unternehmen überdurchschnittlich profitieren, sodass wir sie zurzeit übergewichten.

Wir glauben, dass mit den repatriierten Auslandsgewinnen Dividenden erhöht oder Aktien zu-rückgekauft werden können, was amerikanischen Titeln nützt. Wir rechnen aber nicht mit einem starken Anstieg der Unternehmensinvestitionen. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht halten wir auch nicht viel davon, dass sich Trump in die Entscheidungen einzelner Unternehmen ein-mischt. Die Binnenwirtschaft könnte dadurch zwar stärker wachsen, doch würden auch Kosten und Preise steigen. Da die vorgeschlagenen Steuersenkungen und die höheren Infrastrukturausgaben auf eine Volkswirtschaft dicht an ihrer Kapazitätsgrenze treffen, besteht das Risiko einer steigenden Inflation, steigender Zinsen und steigender Renditen.

Der Korruptionsskandal in Südkorea, ein Problem für den Premierminister, hat jetzt auch Samsung erfasst. Noch sind die weiteren Folgen unklar. Der Exportsektor machte zuletzt Fortschritte, die Binnenkonjunktur scheint hingegen eher schwach. Einige Geschäftsklimaindikatoren sind bestenfalls durchschnittlich, Verbrauchervertrauen und Konsumausgaben nicht einmal das. Obwohl die koreanische Notenbank die Leitzinsen letzte Woche unverändert ließ, sind Zinssenkungen nicht auszuschließen.

USA: WIRD DIE HOFFNUNG ZUR REALITÄT?

Die Stimmung unter amerikanischen Verbrauchern, Produzenten und Bauherren – und zuletzt auch unter Kleingewerbetreibenden – hat sich verbessert. Im Vorfeld der Wahlen hatte sich die Stimmung der Kleingewerbetreibenden noch verschlechtert, doch kehrte sich das in gerade einmal zwei Monaten wieder um. Das Verbrauchervertrauen gab im Januar zwar leicht nach, ist aber noch immer so hoch wie zuletzt vor der Rezession.

Werden diese Hoffnungen also zur Realität, indem die realwirtschaftlichen Indikatoren folgen? Derart starke Signale der Frühindikatoren lassen sich nicht einfach vom Tisch wischen. Aber wie bereits erwähnt sehen wir nichts, was zu einem deutlich höheren Wachstum führen könnte. Für den Anstieg des NFIB-Index hatten nicht unbedingt höhere Investitionen der Kleingewerbe-treibenden gesorgt – und die Einzelhandelsumsätze waren nominal uneinheitlich und real sogar schwächer.

EURORAUM: HOHE INDUSTRIEPRODUKTION, PASSEND ZUM WELTWEITEN TREND

Die Industrieproduktion war im Euroraum hoch, passend zu den erfreulichen Industrie-PMIs und unserer optimistischen Einschätzung des Euroraums. In Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Spanien legte die Industrieproduktion zu. Dies passt auch zur weltweit guten Konjunktur im verarbeitenden Gewerbe. Unter den Emerging Markets machten vor allem die lateinamerikanischen Länder Fortschritte. Hier ist die Industrieproduktion zwar noch immer niedriger als vor einem Jahr, aber der Rückgang hat sich verlangsamt. Fortschritte gab es auch in Asien, doch wurden hier in den letzten Jahren ähnliche Zuwächse erzielt.

Zwei Faktoren bringen aus unserer Sicht die Industrie weltweit voran: der Technologiezyklus in Asien und das Ende der Lagerkorrektur, vor allem in den USA.

CHINA UND DIE EMERGING MARKETS: DIVERGENZ

Die Kreditdaten aus China brachten nichts Neues. Die Kreditvergabe ist deutlich stärker gewachsen als das nominale BIP – und damit zu stark, um beruhigt zu sein. Andere Indikatoren sprechen hingegen eher für eine schwächere Konjunktur. Die geringe Kreditvergabe der Banken an den Staat legt nahe, dass die Konjunkturprogramme ihren Höchststand überschritten haben. Hierauf sollte man genau achten, um abzuschätzen, ob das Wirtschaftswachstum 2017 vielleicht zurückgeht.

Enttäuschend war der chinesische Export nicht zuletzt aufgrund der Wechselkursentwicklung. Exporte wie Importe sind in den letzten Monaten nicht so stark gestiegen wie sonst zu dieser Jahreszeit. Die Januar- und Februarzahlen werden zwar durch die chinesischen Neujahrsfeiern verzerrt, doch sieht es zurzeit nicht so aus, als könne der Außenhandel die Volkswirtschaft stützen.

Die brasilianische Notenbank hat die Märkte mit einer überraschend starken Zinssenkung überrascht. Der jüngste Zinsschritt reichte aus, um den realen Anstieg des Selic-Satzes (infolge des Inflationsrückgangs im Dezember) auszugleichen. Mit anderen Worten: Der nominale Selic wurde zwar gesenkt, aber die derzeitige Geldpolitik gibt der Notenbank noch immer die Möglichkeit zu einer erneuten Zinssenkung, wenn Kreditvergabe und Beschäftigung fallen. Die niedrigere Inflation stützt die Kaufkraft der Verbraucher. Gut ist auch, dass die Währung nach der Zinssenkung nicht abwertete.

Wechselkursprobleme haben unterdessen Mexiko und die Türkei. Der Peso leidet eindeutig unter den Äußerungen des designierten US-Präsidenten Trump zu Produkten, die in Mexiko produziert werden, und seinen Drohungen mit höheren Zöllen. Mexiko ist eines der wenigen Länder, in denen die Produzenten zuletzt nicht optimistischer geworden sind. Es könnte sein, dass die Geldpolitik weiter gestrafft wird.

In der stark von ausländischem Kapital abhängigen Türkei haben politische Entwicklungen im Land selbst und in der Region die Lira auf ein Rekordtief gedrückt. Angesichts des politischen Drucks, auf Zinserhöhungen zu verzichten, fällt es der Notenbank nicht leicht, die Währung zu verteidigen. Straffere inländische Finanzierungsbedingungen haben die Abwertung einstweilen gestoppt, doch bezweifeln wir, dass dies reicht – zumal die Inflation im Dezember auf 8,5% gestiegen ist.

EINE PAUSE AN DEN MÄRKTEN

Zwar ist die Zeit, in der die Anleger zu Risiken bereit sind, nach unseren Indikatoren noch nicht vorbei, doch ist der Anstieg der Aktienmärkte zunächst zum Stillstand gekommen. Nach den zuletzt hohen Kursgewinnen dürfte dies nicht überraschen, zumal auch eine Reihe politischer Nachrichten verarbeitet werden mussten.

In Japan hat der zuletzt wieder stärkere Yen den Aktienmarkt belastet. Chinesische Aktien verloren etwas an Wert, als am Anleihe- und am Geldmarkt turbulent wurde. Die Märkte reagierten darauf, dass der Staat Börsengänge forcierte – zumal Unklarheit über den staatlichen Finanzbedarf herrschte. Alles in allem passt dies zu unserer Einschätzung, dass China Probleme hat, seine Schulden zu finanzieren.

In den USA hat die Berichtssaison mit den Quartalsergebnissen der großen Banken jetzt wirklich begonnen. Alles in allem waren die Zahlen unerwartet gut, insbesondere aufgrund hoher Erträge im Anleihen- und Währungshandel. Für diese Berichtssaison werden etwas bessere Zahlen erwartet als für die letzte, doch sind die Erwartungen nicht so hoch, als dass nicht Aussicht auf positive Überraschungen bestünde. Angesichts des starken Dollars, der Bewertungen und der Extremrisiken glauben wir nicht, dass die Gewinne den US-Aktien in den nächsten Monaten noch wesentlichen Auftrieb geben. In Industrieländeraktien sind wir daher untergewichtet.

Mit der Teil-Glattstellung der „Trump-Positionen“ – die auf der Annahme beruhten, dass mehr Wachstum und Inflation gut für Aktien und Rohstoffe, aber schlecht für Staatsanleihen und Emerging Markets sind, sind die Emerging-Market-Spreads zurückgegangen. Die Unternehmensanleihe-Spreads waren hingegen stabiler, da sie schon vorher recht niedrig waren. Im Staatsanleihebereich haben wir unsere Long-Position in US-Titeln gegenüber Euroraumpapieren glattgestellt. Auch nach dem italienischen Verfassungsreferendum gibt es im Euroraum noch politische Risiken. Risikomindernd wirkt allerdings die Verlängerung des EZB-Wertpapierkaufprogramms. Angesichts der Inflationsentwicklung und der sehr großen Short-Positionen in den USA halten wir das Anstiegspotenzial für US-Renditen für begrenzt.

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