Bodenbildung beim Ölpreis?

Dr. Martin Lück, BlackRocks Chief Investment Strategist für Deutschland, Österreich und Osteuropa, wirft einen Blick auf das aktuelle Marktumfeld. BlackRock | 03.02.2016 12:31 Uhr
Dr. Martin Lück, Chef-Investmentstratege, BlackRock / ©  BlackRock
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Bodenbildung beim Ölpreis?

Der Aktienmarkt hat auch die vergangene Woche im Plus beendet, im Falle des DAX um 0.3% über dem Schlussstand der Vorwoche. Der Dow Jones schloss um 2.3% höher, der Eurostoxx 50 um 0.7%. Damit fühlt sich dieses Kapitalmarktjahr, das mit panikartigen Abverkäufen am chinesischen Aktienmarkt begann, schon ein ganzes Stück weniger schmerzhaft an. Dass dies aber eine eher relative Einschätzung ist, zeigt ein schneller Blick auf die bisherige Jahresperformance. Verglichen mit dem Jahresultimo 2015 liegt der DAX immer noch rund 1000 Punkte oder 10% hinten. Was hat überhaupt bewirkt, dass Anleger wieder mit etwas weniger Pessimismus nach vorne schauen? Viel hat, wie so oft in den letzten Wochen, mit dem Ölpreis zu tun. Nach der merklichen Befestigung der Spot-Notierungen, die schon den Ausklang der vorvergangenen Woche begleitet hatte, setzte sich die Stabilisierung der Ölpreise auch in der vierten Januarwoche fort. Hintergrund hierfür waren, unter anderem, Meldungen über angeblich anstehende Gespräche zwischen der OPEC und Russland über mögliche Einschränkungen der Fördermenge. Verdächtig ist dabei, dass diese Verlautbarungen - medial perfekt begleitet - den Märkten in die Füße gespielt wurden. Zumindest zweifelhaft erscheint außerdem, dass gerade Saudi-Arabien, das mit Abstand größte und wichtigste OPEC-Mitglied, in nächster Zeit Appetit auf eine Produktionskürzung bekommen könnte. Zu groß ist die Versuchung, mit weiterem Druck auf die Preise dem wieder an den Markt drängenden Erzfeind Iran zu schaden und als Nebeneffekt jegliche Investitionen in kostenintensive Exploration, z.B. in den Bereichen Ölsände und Tiefseevorkommen, auf lange Zeit unattraktiv zu machen.

Bleibt die Hoffnung auf die Marktkräfte. Sollte die globale Nachfrage, bei etwa unveränderter Ölintensität, weiter mit real rund drei Prozent wachsen und Investitionen in zusätzliche Förderung gleichzeitig rückläufig sein, ist eine Stabilisierung des Ölpreises auch aufgrund einer neuen Balance von Angebot und Nachfrage denkbar. Dies würde aber deutlich länger dauern als die allseits erhoffte, politisch motivierte Absprache der großen Förderer. Wir würden mit einer derart fundamentalen Wiederherstellung des Gleichgewichts nicht vor der zweiten Jahreshälfte rechnen. Kurzfristig könnte das bedeuten, dass sich die jüngsten Hoffnungszeichen verflüchtigen und der Ölpreis noch ein ganzes Stück weiter fällt – mit entsprechenden Folgen für Schwellenländer und Märkte.

Und die Zentralbanken? Die Fed hat letzte Woche deutlich vorsichtigere Töne angeschlagen. Statt wie im Dezember von einer ‚soliden‘ war nun in der Presserklärung nur noch von einer ‚moderaten‘ Ausweitung der Unternehmensinvestitionen die Rede. Und anstelle einer ‚spürbar‘ geringeren Unterausnutzung des Arbeitskräftepotentials, das noch im Vormonat konstatiert worden war, gab die Fed nun zu Protokoll, besagte Unterausnutzung sei nur ‚etwas‘ weiter zurückgegangen. Nuancen vielleicht, aber Fed-Watcher sind sich einig: Die Wahrscheinlichkeit von vier Zinserhöhungen bis Jahresende, offiziell immer noch die Erwartung der Fed-Gouverneure, hat deutlich abgenommen.

Was bedeutet das für Anleger?

Da brauchte es schon eine Überraschung seitens der Bank of Japan, um die Marktstimmung zum Wochenende noch einmal aufzuhellen. Der unerwartete Beschluss, nun auch in Japan den Einlagenzins für Banken unter null zu senken, sorgte für Rückenwind bei Aktien- und Rentenpreisen. Obwohl der Zins zunächst nur auf vorsichtige -0.10% gesetzt wurde, lässt die vorgesehene Staffelung des Einlagezinses darauf schließen, dass sich die BoJ auf weitere Absenkungen vorbereitet, wie auch in der Presseerklärung ausdrücklich erwähnt. Die Tatsache, dass dort die schwedische Riksbank oder die Schweizer Nationalbank mit ihren viel niedrigeren Einlagezinsen als Referenzen genannt werden (deren respektive Sätze liegen zur Zeit bei -1.10% und -0.75%) suggeriert, dass die BoJ auf Größenordnungen unterhalb des gegenwärtigen Depositenzinsniveaus der EZB (-0.30%) abzielt.Eine weitere Abwertung des Yen scheint also ausgemacht. Ohnehin können sich Anleger in einer ansonsten an Makrodaten eher armen Woche auf das Währungsgefüge und die Rohstoffpreise konzentrieren. Am Donnerstag dürfte dann die Bank of England mit ihrer Zinsentscheidung im Mittelpunkt des Interesses stehen, bevor am Freitag die US Non-Farm Payrolls für einen hoffentlich erfreulichen Wochenausklang sorgen.

Dr. Martin Lück
Chief Investment Strategist für Deutschland, Österreich und Osteuropa
BlackRock

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