am 28. September 1928 kontaminierte ein Schimmelpilz ganz zufällig eine Petrischale in Alexander Flemings Labor im St Mary’s Hospital im Londoner Stadtteil Paddington. Ihm fiel auf, dass er eine Substanz produzierte, die die von ihm untersuchten Bakterien abtötete. Nachdem er sie mehrere Monate lang als „Schimmelsaft“ bezeichnet hatte, benannte er die Substanz um in penicillin (vom lateinischen Wort penicillus für „Pinsel“, ein Verweis auf die Form der Zellstruktur des Schimmels). In den folgenden Jahrzehnten avancierte Penicillin zum „Wundermedikament“ und heilte Millionen von Patienten, die an bakteriellen Infektionen litten. Später wurden weitere Stoffe mit antibakterieller oder „antibiotischer“ Wirkung entdeckt. Sie revolutionierten das Gesundheitswesen und legten den Grundstein für die größten medizinischen Fortschritte des vergangenen Jahrhunderts. Viele Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung und Tuberkulose, die häufig zum Tode geführt hatten, konnten nun behandelt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine kleine Schnittwunde oder eine leichte Verletzung im Falle einer Infektion tödlich enden würden, wurde stark reduziert und auch die mit Routineeingriffen und Geburten verbundenen Risiken sanken drastisch. Gemeinsam mit Howard Florey und Ernst Boris Chain erhielt Alexander Fleming 1945 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für ihre gemeinsame Arbeit im Bereich Antibiotika.
Während seines Nobelpreis-Vortrags am 11. Dezember 1945 verkündete Fleming eine Warnung: „Es besteht durchaus die Gefahr, dass unwissende Menschen sich unterdosieren und die Mikroben resistent machen, indem sie diese nicht tödlichen Mengen des Medikaments aussetzen. Hier ein hypothetisches Beispiel. Herr X hat Halsschmerzen. Er kauft etwas Penicillin und verabreicht sich selbst eine Dosis, die nicht ausreicht, um die Streptokokken abzutöten, wohl aber, um ihnen beizubringen, dem Penicillin zu widerstehen. Dann infiziert er seine Frau. Frau X bekommt eine Lungenentzündung und wird mit Penicillin behandelt. Da die Streptokokken nun resistent gegen das Penicillin sind, schlägt die Behandlung fehl. Frau X stirbt. […] Die Moral: Wenn Sie Penicillin verwenden, verwenden Sie genug davon.“
Ohne Zweifel gehören Penicillin und andere Antibiotika zu den größten Entdeckungen der Medizin. Doch Flemings Warnung schwang stets als düsterer Unterton in ihrer Erfolgsgeschichte mit. Antibiotikaresistenz ist heute ein teures und gefährliches Problem. Manche Menschen befürchten, es könnte sogar noch schlimmer kommen: Ein Stamm resistenter Bakterien, für die aktuell keine Behandlung verfügbar ist, könnte eine Epidemie auslösen. In einem solchen Szenario könnten medizinische Eingriffe wie Ersatz von Hüftgelenken, Adipositaschirurgie oder Kolektomien als zu riskant erachtet werden. Auch andere Behandlungen könnten gefährlich werden, denn die Risiken, wie sie beispielsweise bei Organtransplantationen und der Krebsbekämpfung durch Chemotherapie zum Einsatz kommen, würden signifikant steigen.
Dr. Patrick Kolb, Portfolio Manager, Credit Suisse
Patrick Kolb arbeitet seit Juni 2005 als Portfolio Manager bei der Credit Suisse im Bereich Global Equities. Nachdem er 2001 an der Universität Zürich das Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Finance abgeschlossen hatte, arbeitete er als Doktorand und Assistent am Swiss Banking Institute der Universität Zürich. 2005 hat er sein Doktorandenstudium abgeschlossen.