Credit Suisse Thematic Insights: Automatisierung als Teil unseres Alltags

Unsere kreativen Freunde in Hollywood und Science Fiction-Autoren aus der ganzen Welt haben uns alle verleitet zu glauben, dass der technologische Wandel ganz plötzlich kommt und vielleicht sogar von außerirdischen Lebensformen auf die Erde gebracht wird. Ihnen zufolge würde er außerdem von so dramatischem Ausmaß sein, dass sich unser Leben schlagartig verändern würde. In den düstersten Visionen beherrschen superintelligente Wesen oder empfindungsfähige Maschinen die Welt und versklaven uns Menschen. Credit Suisse | 02.03.2018 12:13 Uhr
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Intelligente humanoide Roboter, fliegende Autos und eine allgegenwärtige Superintelligenz werden vielleicht eines Tages Realität. Wir glauben jedoch nicht an die oben skizzierten Hollywoodvisionen und gehen vorerst davon aus, dass ausgereifte neue Technologien nicht plötzlich von der anderen Seite des Universums uns überschwemmen werden. Stattdessen erwarten wir, dass die technologische Entwicklung schrittweise etabliert wird. Sie schleicht sich auf leisen Pfoten in unser Leben, sodass wir ihren Einfluss kaum bewusst wahrnehmen. 

Technologien, die bereits als selbstverständlich gelten

Während viele noch auf eine technologische Revolution warten, die unser Leben grundlegend verändern und uns in «die Zukunft» katapultieren wird, sind wir der Ansicht, dass wir bereits in einer Welt leben, die ständig und unabdinglich von Technologie geprägt wird. 

Technologiefrust ist etwas, das wir wohl alle kennen. Haben Sie Ihr Passwort vergessen? Wo ist die E-Mail geblieben, die gestern verschickt wurde? Wo ist nur dieses Foto gespeichert? Funktioniert das Internet schon wieder nicht? Es scheint, als ob heute mehr Zeit denn je für Technologiepannen und Ausfälle aufgewendet werden muss. Das liegt jedoch ganz einfach daran, dass unser Umfeld technologiegeprägt ist wie nie zuvor. Die Automatisierung hat den Sprung aus den Fabriken in unseren Alltag geschafft. 

Klagen über den technologischen «Fortschritt» lassen sich leicht finden, an dieser Stelle möchten wir aber auf den Komfort und die klaren Vorteile eingehen, die uns Technologie heutzutage bietet – und die wir häufig als selbstverständlich hinnehmen. Die offensichtlichsten Vorteile bieten intelligente mobile Geräte wie Smartphones und Tablets. Wettervorhersagen, Nachrichten, E-Mails, Kamera, Musik, Videos, Zahlungen – das Smartphone ist ein wahrer Hexenmeister, dessen Funktionen mit wenigen Klicks an die eigenen individuellen Bedürfnisse angepasst werden können. Diese Vorteile bringen natürlich auch Nebenwirkungen mit sich, die Ökonomen als «negative externe Effekte» bezeichnen. Konkret bedeutet das, dass manche die Funktionen derart nützlich finden und sich in den Bann ziehen lassen, sodass der direkten Umgang mit anderen Menschen beeinträchtigt wird und es vermehrt schwerfällt, einfach die Seele auch einmal baumeln zu lassen.  

Eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit

Im Februar zappten sich viele Menschen durch die Fernsehkanäle. Sie suchten nach einem olympischen Wintersport, der sich ohne hoch spezialisiertes technisches Know-how verstehen und von dem man sich als Zuschauer unterhalten ließ. Mir erging es nicht anders. Und dabei fiel mir ein, dass die Fernbedienung in meiner Kindheit eher noch eine Seltenheit war. Anfangs mussten wir immer noch aufstehen und zum Fernseher gehen, um die Sender über die Knöpfe am Gerät zu wechseln. Das Drücken der Knöpfe führte manchmal zudem dazu, dass die Antenne verrutschte, sodass wir sie vorsichtig wieder in die richtige Position bringen mussten, um das Bild wieder scharf zu stellen.

Heute können wir bereits bei vielen Systemen den Sender via Spracherkennung wählen. Und da Medieninhalte inzwischen zumeist per Streaming und nicht mehr als traditionelle Übertragung angeschaut werden, können wir Live-Fernsehen «pausieren» oder Verpasstes noch einmal „nachsehen“. Dank On-Demand-Diensten können wir zudem per einfachem Knopfdruck aus einem riesigen Katalog unsere Auswahl treffen. Die Videothekenkette Blockbuster ist ein Opfer dieses Fortschritts. Am Höchststand unterhielt das Unternehmen weltweit mehr als 9100 Videotheken. Im Jahr 2010 meldete es Insolvenz an.

Self-Service-Lösungen

Neben Fernbedienungen gibt es zahlreiche weitere Beispiele für technologische Innovationen, die dank Automatisierung den Komfort und die Effizienz in unserem Alltag erhöhen. Ein immer wieder auftretendes Thema ist die Verbesserung des Kundenservices außerhalb der regulären Öffnungszeiten. Automatisierte Lösungsansätze zum Selbststudium sind wirtschaftlich attraktiv, denn so übernimmt der Kunde Aufgaben, für die sonst Mitarbeitende zuständig wären.   

Im Einzelhandel gehören automatisierte Selbstbedienungskassen in vielen Ländern heute bereits zum Alltag. Der US-Internetriese Amazon dürfte diese Automatisierung mit seinem «Just Walk Out»-Supermarktkonzept Amazon Go, das kassenlos funktioniert, auf die nächste Stufe bringen. Auch Textilreinigungen nutzen derartige Automatisierungstechnologien: Kunden können ihre Kleidungsstücke in einer automatisierten «Drop-Box» (Ablage) hinterlegen und dort auch wieder gereinigt abholen. So sollen Warteschlangen verkürzt und ein Rund-um-die-Uhr-Service ermöglicht werden. 

 

In der Reisebranche nutzen zunehmend mehr Fluggesellschaften Automaten, an denen Passagiere den gesamten Check-in selbst durchführen können. Dadurch sparen die Fluggesellschaften Personal bei der Gepäckaufgabe und der Check-in wird deutlich verkürzt, sodass Fluggäste kürzer warten müssen. KLM setzte ein solches System bereits 2008 am Flughafen Amsterdam Schiphol ein und inzwischen findet dieses System auch Anwendung bei weiteren Fluggesellschaften wie zum Beispiel in Singapur, Toronto, Auckland und Stuttgart. Darüber hinaus nutzen Fluggesellschaften inzwischen auch Gesichtserkennung und andere biometrische Softwaresysteme für die Identifikation vor dem Boarding (Bild 1) und Flughäfen führen ähnliche Automatisierungstechnologien für unbemannte Passkontrollen ein.  

Self-Service-Lösungen sind kein neues Konzept. Seit die britische Bank Barclays im Jahr 1967 den ersten Geldautomaten eingeführt hat, haben diese Bankomaten zahlreiche Aufgaben, die zuvor von Schalterbankangestellten erledigt wurden, übernommen und die Mitarbeitenden in manchen Fällen vollständig ersetzt. Banken können ihre Kunden mithilfe von Automaten oft effizienter bedienen und somit ihre Fixlohnkosten in den Filialen teils senken.  

Diese Senkung der Fixkosten kann positiven wirtschaftlichen Einfluss haben, der von einigen zu pessimistischen Medienbeiträgen vernachlässigt wird. Bei Automatisierung denkt man nämlich zunächst häufig an Bedrohung von Arbeitsplätzen. Unter bestimmten Umständen können sie jedoch die Dienstleistungskosten so weit senken, dass Unternehmen sich entschließen, diese Dienstleistung dafür breiter, in kleineren und abgelegeneren Märkten anzubieten. Geldautomaten, zum Beispiel, wurden immer kostengünstiger und zuverlässiger, sodass sie sich in den 1990er-Jahren stark verbreiteten. Zu dieser Zeit gingen viele davon aus, dass Bankkassierer bald aussterben würden – ähnlich wie die Hufschmiede nach dem Siegeszug des Automobils. Doch erstaunlicherweise war dies nicht der Fall.

In den USA gibt es derzeit ca. 400’000 Geldautomaten, ein Anstieg von 400 % seit Mitte der 1990-er Jahre. Gleichzeitig ist aber auch die Zahl der Bankangestellten gestiegen (Abbildung 1) und dies in den vergangenen zehn Jahren überdurchschnittlich im Vergleich zur Zunahme der Erwerbstätigkeit in den USA allgemein. Der Grund liegt darin, dass durch den Einsatz von Geldautomaten die Betriebskosten für Bankfilialen so stark gesunken sind, dass die Banken beschlossen, ihr operatives Filialnetz auszubauen, um ihre Kunden besser zu betreuen. Neben zahlreichen reinen Geldautomaten gibt es aber auch viele Bankfilialen, in denen Kassierer, Finanzberater und Vermögensverwalter parallel tätig sind. 

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Massenadaption senkt Kosten

Dies sind nur wenige Beispiele für Automatisierung, die heute den Alltag vieler Menschen prägt. Es gibt zahllose weitere und es werden immer mehr hinzukommen, da die Kosten für Automatisierung weiter sinken und das Potential weiter zunehmen wird. Diese Dynamik sorgt dafür, dass sich Automatisierung in neue Bereiche verlagert und langsam, aber stetig, Teil unseres Alltags werden wird.  

In den letzten zehn Jahren haben viele Ökonomen infrage gestellt, ob die erreichten Produktivitätssteigerungen in den Industrieländern die Einführung von Technologien wie Hochleistungscomputern, Internet und mobilen Hochgeschwindigkeitsnetzen angemessen berücksichtigt hat. Diese Frage ist weitaus komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheint. Wir möchten hier auf zwei Aspekte eingehen:

1. Produktivitätssteigerungen schlagen sich in der Wirtschaft häufig erst viele Jahre nach der Einführung einer neuen Technologie nieder, da Prozesse und Gewohnheiten eventuell erst angepasst werden müssen. Möglicherweise sind sogar vollständig neue Systeme erforderlich, um diese Produktivitätssteigerung zu erzielen.

2. Jüngste technologische Innovationen konzentrieren sich auch auf die Konsumentenbereiche wie Medien und Unterhaltung, nicht nur auf Produktivitätssteigerung an sich.  

Über den zweiten Punkt dürften sich nicht wenige Ökonomen beklagen: Technologie wird in hohem Maße eingesetzt, um uns zu unterhalten, uns über Fußballergebnisse zu informieren, Videos von Katzen und Kindern zu verbreiten und «Selfies» zu machen – oder allgemein ausgedrückt, um uns vom Alltag abzulenken. Unserer Meinung nach dürften diese auf Konsumenten ausgerichteten Technologien auf lange Sicht möglicherweise besser anerkannt werden, da es der breiten Verwendung von Technologie sowohl im Verbraucher- als auch im Unternehmenssektor zu verdanken ist, dass die Kosten für Automatisierung sinken. Im Jahr 2000 gab es weltweit schätzungsweise 740 Millionen Mobilfunkabonnemente. Ende 2017 waren es beinahe 8 Milliarden. Dazu kommen ähnliche Entwicklungen beim Einsatz von Tablets, Laptops, digitalen Gesundheitstrackern und Sportuhren sowie anderen Elektronikanwendungen wie Geldautomaten und Selbstbedienungskassen. Diese zunehmende Verbreitung und Adaption trägt entscheidend dazu bei, dass die Kosten von Automatisierungskomponenten sinken. So ist es zu einem großen Teil der immensen Nachfrage im Konsumentensektor zu verdanken, dass Elektronik wie Mikroprozessoren, Touchscreens, Kameras, Mikrofone, Beschleunigungsmesser, Gyroskope, Magnetometer und GPS-Systeme inzwischen deutlich günstiger und damit wirtschaftlich tragbare Automatisierungslösungen geworden sind.  

Fazit

Automatisierung ist heutzutage schon Teil unseres Alltags. Da die Kosten für diese Systeme immer weiter sinken, dürften sie zukünftig noch umfassender eingesetzt werden. Neben den Kosten spielt aber auch die Intelligenz dieser Systeme eine entscheidende Rolle. Mit dem technologischen Fortschritt und der Steigerung der Rechenleistung werden die heutigen Systeme intelligenter, einfacher zu handhaben, intuitiver, verfügen über bessere Selbstheilungsmechanismen und werden daher letztendlich nützlicher. Folglich werden wir wahrscheinlich künftig weniger Zeit aufwenden, um uns irgendwo einzuloggen, Passwörter zurückzusetzen oder herauszufinden, warum das Internet schon wieder nicht funktioniert.   

Der technologische Fortschritt bringt ein neues Zeitalter der Automatisierung mit sich, in dem immer intelligentere und vielseitigere Robotersysteme in immer mehr Bereichen wie Fabriken, Privathaushalten, Büros, Krankenhäusern als auch Infrastruktur- und Transportsystemen Verwendung finden werden. Automatisierung und künstliche Intelligenz ermöglichen zunehmend die Entwicklung kosteneffizienter Lösungen, welche die Lebensqualität und die Produktivität steigern und unbeliebte, gefährliche oder monotone Aufgaben übernehmen können.  

Da Robotik, Automatisierung und künstliche Intelligenz allgegenwärtig, stärker vernetzt und für unseren Alltag unerlässlich werden, gewinnt ihr Einfluss in den Bereichen Schutz und Sicherheit immer mehr an Bedeutung. Zwischen Robotik und Sicherheit besteht eine symbiotische Beziehung: Zunehmend automatisierte Systeme erfordern umfassendere Sicherheits- und Kontrollmechanismen, und umfassendere Sicherheits- und Kontrollmechanismen benötigen wiederum mehr automatisierte Steuerungs- und Koordinierungsinstrumente, um die Sicherheitssysteme effizient zu betreiben. Credit Suisse Asset Management hat zwei Strategien entwickelt, um Kunden ein «Pure Play»-Engagement in diesen überzeugenden und miteinander verknüpften langfristigen Wachstumsthemen zu bieten: Robotik und Automatisierung sowie Schutz und Sicherheit. 

Angus Muirhead, CFA, Portfoliomanager, Credit Suisse 

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