Trumps Wahlsieg: Welche Chancen für europäische Unternehmen?

Wie sich die Präsidentschaft Trumps tatsächlich auf die globale Handelspolitik auswirken wird, das vermag derzeit keiner so genau zu sagen. Ob sich dennoch mögliche Chancen für europäische Unternehmen ergeben können, erläutert Yves Longchamp, Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG, im Interview mit e-fundresearch.com. ETHENEA | 02.12.2016 08:30 Uhr
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Herr Longchamp, Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahlen gewonnen. Hat dies wirtschaftliche Folgen für Europa oder werden die nächsten europäischen Wahlen maßgeblicher sein?

Yves Longchamp: Es macht in der Tat einen Unterschied für Europa, dass Trump die Wahlen gewonnen hat, denn es finden aktuell immer noch Verhandlungen über Handelsabkommen mit den USA statt. Hillary Clinton und auch Donald Trump hatten in ihren jeweiligen Kampagnen eine kritische Haltung in puncto Globalisierung und Handel eingenommen, jedoch hat Trump diesbezüglich sicherlich eine noch extremere Stellung bezogen und damit gedroht, die Einfuhrzölle auf Low-Cost-Produkte aus China oder Mexiko zu erhöhen. Darüber hinaus hat er auch gedroht, bestehende Handelsabkommen wie NAFTA neu zu verhandeln.

Natürlich stellt das Wahlergebnis in den USA auch ein deutliches Signal in Bezug auf die Stimmung der Wähler dar. Die Proteststimmung, die sich durch das Brexit-Votum schon geäußert hat, setzt sich somit gewissermaßen fort. Man kann jedoch nicht direkt von den USA und England auf die Wählerstimmung in Europa schließen. In den USA geht es vor allem um die zunehmende gesellschaftliche Ungleichheit, während sich in Europa die Wähler gegen einen, als von Brüssel diktiert empfundenen Austeritätskurs der Regierungen wenden. Somit bleibt ein genaues Beobachten der lokalen Entwicklungen unerlässlich.

Sind Handelsabkommen wie Ceta und TTIP nicht wichtiger für deutsche Unternehmen als Wahlergebnisse?

Longchamp: Letzten Endes sind Handelstätigkeit und Marktzugang für deutsche Unternehmen in der Tat wichtiger als innenpolitische Richtungswechsel in den USA. Allerdings sind Ceta und TTIP direkt von Wahlergebnissen abhängig, da die Regierung beschließt, ob ein Handelsabkommen unterzeichnet wird oder nicht. Da weltweiter Handel auch ein wichtiges Wahlkampfthema war, sollte man den möglichen Einfluss auf künftige Verhandlungen nicht unterschätzen.

Worauf müssen sich Unternehmen gefasst machen, die viel in die USA exportieren oder viel aus den USA einführen?

Longchamp: Aktuell kann man das noch nicht genau sagen. Sollte es trotz des derzeitigen Widerstands zu einem Abschluss der TTIP-Verhandlungen kommen, dürften diejenigen Unternehmen von einem besseren Marktzugang profitieren, die starken Handel in oder mit den USA betreiben und die Import- und Zertifizierungskosten dürften sinken. Da die Verhandlungen aber derzeit auf wackligen Füßen stehen und auch in Europa kritische Stimmen zu TTIP laut werden, erwarten wir, dass sich der Abschluss – im besten Fall – deutlich verzögert. Obwohl es unserer Meinung nach für Handelsverträge nun schwieriger wird, gehen wir derzeit nicht von einer Aufhebung bereits bestehender Abkommen aus. Daher ist es unwahrscheinlich, dass sich die Situation maßgeblich ändern wird.

Im Fall von Deutschland, eine stark von Exporten abhängige Volkswirtschaft, sollte man auch noch anmerken, dass das Land vom US-Finanzministerium auf eine „Überwachungsliste“ für Währungsmanipulationen gesetzt wurde. Neben Deutschland stehen auch China, Japan, Taiwan und Südkorea darauf. Auf dieser Liste sind Länder vermerkt, die von den USA verschärft beobachtet werden, da sie unter Verdacht stehen, eine für Amerika schädliche Wirtschaftspolitik zu betreiben. Sollte sich Trumps Fokus auf diese Liste und die drei damit verbunden Kriterien verstärken, könnte das erhebliche Risiken für Deutschland bergen, da es als eines von wenigen Ländern die drei Kriterien tatsächlich erfüllt. Im schlimmsten Fall könnten auch Sanktionen verhängt werden.

Welche Sektoren in Europa könnten von einer veränderten Handelspolitik am ehesten betroffen sein?

Longchamp: Sollte es einen Trend hin zu mehr Protektionismus geben, werden diejenigen Sektoren in Europa unter Druck geraten, die arbeitsintensive Low-Tech-Produkte exportieren. Den Import genau dieser Produkte und die damit verbundenen Arbeitsplatzverluste hatte Donald Trump in seinem Wahlprogramm kritisiert. Sollten die USA andererseits die Handelszölle erhöhen und die Europäische Union mit ähnlichen Maßnahmen darauf reagieren, würden diese Sektoren in Europa dann auch von weniger Konkurrenz durch US-Produkte profitieren.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Longchamp.

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