Selbst heute, wo die politischen Parteien in den USA so tief zerstritten sind, dass sie Teile der Regierung fast einen Monat lang schließen, wo die internationalen Beziehungen in einem Sumpf aus Handelskriegen und Verhaftungen versinken und der Brexit ganz Europa in Atem hält, sind wir uns in diesem Punkt einig. Wir müssen jedoch auch anerkennen, dass Regierungen die notwendigen Lösungen nicht in der gebotenen Geschwindigkeit umsetzen können. Deshalb müssen jetzt die Investoren handeln.
In der kommenden Woche findet der Weltwirtschaftsgipfel in Davos statt. Bereits vorab hat die Organisation in ihrem Global Risk Report klar und direkt ausgeführt, wie die führenden Köpfe der Welt die Bedrohung durch den Klimawandel einschätzen.
Jedes Jahr befragt das Weltwirtschaftsforum rund 1.000 Führungskräfte aus Wirtschaft, Regierungen und Wissenschaft zu den größten globalen Risiken und ihren Auswirkungen. Der Bericht definiert ein globales Risiko als „ein ungewisses Ereignis bzw. einen ungewissen Zustand, welcher bei Eintritt erhebliche negative Folgen für mehrere Länder oder Branchen haben kann.“
Von den zehn größten und wahrscheinlichsten Risiken aus dem Global Risk Report 2019 werden fünf als Umweltrisiken eingestuft. Außerdem behandelt das Weltwirtschaftsforum Zwangsmigration und Wasserkrisen zwar als soziale Krisen, beide werden jedoch durch die Auswirkungen des Klimawandels verschärft:
- Extreme Wetterereignisse
- Mangelnde Begrenzung bzw. Anpassung an den Klimawandel
- Naturkatastrophen
- Datenbetrug oder -diebstahl
- Cyberangriffe
- Naturkatastrophen mit menschlicher Ursache
- Unfreiwillige Massenmigration
- Verlust von Biodiversität und Zusammenbruch des Ökosystems
- Wasserkrisen
- Vermögenspreisblasen in einer großen Volkswirtschaft
Dabei haben die Befragten die drohenden Auswirkungen durch den Klimawandel nicht erst gestern erkannt. Schon im Vorjahr standen extreme Wetterereignisse und Naturkatastrophen ganz oben auf der Liste, 2017 nahmen sie die Plätze 1 und 3 ein. Bemerkenswert ist jedoch auch, dass mangelnde Begrenzung bzw. Anpassung an den Klimawandel mittlerweile so weit oben stehen. Je länger wir untätig bleiben, desto mehr wird Prävention durch Begrenzung und Anpassung verdrängt. „Vor allem an der ökologischen Front“, so der Bericht, „schlafwandelt die Welt in eine Katastrophe.“
Volkswirte sind sich einig
Doch nicht nur die Teilnehmer von Davos denken über die Folgen des Klimawandels nach. Am 16. Januar veröffentlichten 45 Volkswirte unterschiedlichster politischer Überzeugungen einen Brief im Wall Street Journal sowie in anderen Zeitungen rund um den Globus, im dem sie die US-Regierung zu einer Besteuerung von CO2-Emissionen auffordern. Mit einer solchen Steuer, so die Autoren, könnte die Regierung einen einfachen und direkten Beitrag zu Bekämpfung des Klimawandels leisten, den wir nicht länger ignorieren können. Zu den Unterzeichnern gehören selbst große Ölkonzerne wie Exxon Mobil, die erkannt haben, dass Untätigkeit heute in naher Zukunft noch drastischere Einschnitte erfordern wird.
Weiter schlagen die Autoren vor, die Erlöse in Form von Rabatten an den Steuerzahler auszuschütten. Dies würde die Kosten für Verbraucher senken und einen zusätzlichen Anreiz zur Reduzierung der CO2-Emissionen setzen. So könnte etwa eine Familie ihr Einkommen sogar erhöhen, wenn sie ihren CO2-Ausstoß senkt und die Steuerrabatte die ursprüngliche Abgabe übersteigen.
Der ehemalige Chairman des Council of Economic Advisers, Greg Mankiw, wies darauf hin, dass dies unter Volkswirten kein strittiges Thema sei. „Die Politik ist kompliziert, die internationalen Beziehungen sind kompliziert, die volkswirtschaftliche Analyse ist hingegen wirklich einfach,“ so Mankiw gegenüber der The Washington Post.
Calvert engagiert sich für den Wandel
Obwohl vielen Menschen, darunter auch den oben genannten Wirtschaftsführern und Spitzenökonomen, die Gefahren des Klimawandels bekannt sind, haben wir uns als Gesellschaft nicht ausreichend um weitreichende Lösungen bemüht. Zu oft stehen kurzfristige Ergebnisse und politische Hürden im Weg. Weil wir den Status quo nicht aufgeben wollen, verfallen wir in Lethargie und verschieben das Problem in die Zukunft.
Deshalb stehen wir jetzt an einem Punkt, an dem wir neben Prävention auch über ein Abfedern der Konsequenzen und Anpassungen sprechen müssen. Außerdem steigt das Risiko, dass wir solange untätig bleiben, bis es zu spät ist. Unsere Trägheit steht dabei im Gegensatz zum unbestrittenen Handlungsbedarf. Daher sind wir jetzt alle aufgefordert, alles in unserer Macht stehende zu tun und einen Wandel einzuleiten.
Calvert hat dazu ein innovatives Research-System entwickelt, durch das wir relevante ESG-Daten in unsere Anlageentscheidungen einfließen lassen. Durch Research identifizieren wir die Unternehmen, die sich in hohem Maße für einen Wandel durch Einfluss anbieten. Mit diesen Unternehmen führen wir strukturierte Engagements durch. Mit unseren Stimmrechten halten wir Unternehmen außerdem dazu an, sich durch positive Maßnahmen auf den Klimawandel vorzubereiten und ihr soziales und ökologisches Profil zu stärken.
Als verantwortungsbewusste Investoren werden wir unsere Anlageentscheidungen auch in Zukunft davon abhängig machen, wie Unternehmen mit der Bedrohung des Klimawandels umgehen, auf die nicht nur das Weltwirtschaftsforum, sondern auch prominente Volkswirte und viele andere hinweisen. Als aktive Eigentümer werden wir uns weiterhin für notwendige Veränderungen einsetzen.