Europäische Small-Caps – noch immer im Aufholmodus?

Ollie Beckett und Rory Stokes, Co-Manager der European Small Cap-Strategie von Janus Henderson, beziehen Stellung zur Wertentwicklung kleiner europäischer Unternehmen 2017 angesichts des wirtschaftlichen Aufschwungs. Darüber hinaus beschreiben sie, nach welchen Kriterien sie das Potenzial von Investments bewerten und warum es bei der Asset-Klasse ihres Erachtens noch deutlich Luft nach oben gibt. Janus Henderson Investors | 19.01.2018 12:47 Uhr
Ollie Beckett und Rory Stokes, Co-Manager European Smaller Cap-Strategie, Janus Henderson / ©  Janus Henderson Investors
Ollie Beckett und Rory Stokes, Co-Manager European Smaller Cap-Strategie, Janus Henderson / © Janus Henderson Investors
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Als sich zu Beginn des Jahrzehnts Volkswirtschaften rund um den Globus langsam von der Finanzkrise erholten, ließen die USA und Großbritannien Europa hinter sich. Die Gewinne europäischer Unternehmen wuchsen weniger schnell, das Wachstum pendelte sich knapp über der Deflationsgrenze ein, und die Politik war mit Grexit, Brexit und anderen Themen beschäftigt.
Aber 2017 wendete sich das Blatt: Anleger honorierten zunehmend die erkennbar besseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf dem alten Kontinent, die die Weichen für eine Aufholjagd stellten. Allem Anschein nach nimmt das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts Fahrt auf, und die Gewinnmargen der Unternehmen steigen – in Europa inzwischen gar so stark wie in sonst keinem anderen Industrieland. Während in den USA und Großbritannien Populisten das Ruder übernahmen, mussten sie in Europa – abgesehen von Deutschland und Katalonien – eine Wahlschlappe nach der anderen einstecken. Die gute wirtschaftliche Entwicklung erlaubt es Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), die Märkte auf eine allmähliche Rücknahme der beispiellosen quantitativen Lockerungen (QE) beginnend wohl im Spätjahr 2018 einzustimmen.

Auch der Euro hat zuletzt wieder zugelegt und Niveaus erreicht wie zuletzt im Frühjahr 2015, als die EZB ihr QE-Programm auflegte. Keine gute Nachricht ist der stärkere Euro für größere europäische Unternehmen, die sich in den letzten Monaten weniger gut entwickelt haben. Sie erzielen einen Großteil ihres Gewinns aus Aktivitäten außerhalb der Eurozone und sind daher den Unbilden von Wechselkursschwankungen ausgeliefert. Kleinere Unternehmen, in die wir investieren, haben eher ihre Heimatmärkte im Visier und sind daher weniger stark von der Aufwertung des Euro betroffen.

Klein, aber oho

Mit Anlagen in kleinere Unternehmen sind Risiken verbunden, die uns sehr bewusst sind: So sind sie für Marktumschwünge anfälliger als größere Wettbewerber, und größere Mengen ihrer Aktien lassen sich mitunter kurzfristig nur schwer handeln. Aber große Unternehmen boten Anlegern zuletzt kaum noch Wertpotenzial. Letztere wandten sich daher angesichts der wieder erwachten Begeisterung für europäische Aktien Unternehmen mit mittlerer Marktkapitalisierung zu – deren Aktien sich daraufhin verteuerten. Daher bieten kleinere Aktiengesellschaften nach unserer Einschätzung nun das beste Wertpotenzial. Und in eben jenem Bereich sind wir seit Langem erfolgreich bei der Suche nach aufregenden Wachstumschancen für unsere Anleger.

Starkem Kapitalwachstum auf der Spur

Wir suchen nach Unternehmen mit guten Führungsteams, denen wir zutrauen, dass sie das langfristige Wachstumspotenzial des Unternehmens realisieren. Entweder indem sie interne Schwachstellen beseitigen oder den Gewinn unabhängig von geopolitischen Unsicherheiten weiter kräftig steigern. Im Zentrum unserer Strategie stehen Value (Substanz), Selbsthilfe und „Wachstum zu angemessenem Preis“ (GARP).

Value oder Werthaltigkeit bildet den Kern unserer Anlagestrategie. Wir suchen nach Firmen, bei denen der Markt den Wert ihrer Vermögenswerte unterschätzt. Dieser kann aus seiner führenden Position in einem bestimmten Bereich, aus der Qualität seiner Produkte oder aus technologischem Vorsprung resultieren. Im Bereich „Wachstum zu angemessenem Preis“ halten wir nach Firmen Ausschau, deren Gewinne verglichen mit ihren Wettbewerbern oder dem Markt als Ganzes stärker wachsen können. Wichtig ist, dass dieses Potenzial vom Markt noch nicht erkannt wird und damit noch nicht im Aktienkurs eingepreist ist. Turnaround-Unternehmen oder solche, die sich selbst helfen, werden vom Markt zwar nicht geliebt, können aber vor allem durch interne Veränderungen ihren Kopf aus der Schlinge ziehen und sich erholen.

Übersehen und unterbewertet?

Alma Media ist ein Verlag für lokale, regionale und überregionale Zeitungen und gehört damit einer alten Branche an, was sich im Aktienkurs niederschlägt. Aber was der Markt nach unserer Einschätzung übersieht, sind andere Aktivitäten des Unternehmens: Dazu gehören Online-Portale für den Handel mit gebrauchten Autos, Maschinen und Immobilien. In diesem Geschäft ist Alma Media Marktführer. Der deutsche Axel Springer Verlag weist mit seinem vergleichbaren Geschäft den Weg und wird vom Markt deutlich höher bewertet. Wir glauben, dass auch andere Anleger sich unserer Einschätzung mit Blick auf Alma Media anschließen werden.

Aussichten für die Pharmabranche

Zur Rose, gegründet 1993, ist im Online-Versand verschreibungspflichtiger Medikamente mit seiner Marke DocMorris in Deutschland tätig. In der Schweiz ist es als Online-Apotheke mit der Marke Zur Rose Marktführer.

Apotheken stehen in Europa vor disruptiven Veränderungen: Relativ kleine Packungen mit hochwertigen, nicht verderblichen Medikamenten sind für den E-Commerce wie geschaffen. Aber der Markt ist noch sehr unterentwickelt, wie die hohe Zahl von rund 125.000 stationären Apotheken in Europa zeigt. Unlängst hat der Europäische Gerichtshof jedoch mit einem Urteil den deutschen Markt für Online-Apotheken geöffnet. Marktführer DocMorris dürfte davon besonders profitieren.

Selbsthilfe

Die Van Lanschot (VL) Bank wurde 1737 gegründet und ist die älteste unabhängige Bank der Niederlande. Sie ist als Privatbank, Geschäftsbank und Vermögensverwaltung tätig. Im April 2016 präsentierte das Management der Bank eine neue Strategie mit dem Ziel, das Privatkundengeschäft wiederzubeleben. Damals entfielen auf diesen Bereich rund die Hälfte der Umsatzerlöse, aber nur sieben Prozent der Gewinne – ein deutliches Indiz für mangelnde Effizienz und erhebliches Verbesserungspotenzial. Mit der zukunftsorientierten Strategie will die VL ihre Effizienz steigern, die Kapitalquoten erhöhen und so viel Kapital an ihre Aktionäre ausschütten wie möglich. Die Eigenkapitalrendite als Maß für die Profitabilität der Bank lässt derzeit zu wünschen übrig, sollte aber nach unserer Einschätzung deutlich steigen.

Europäische Nebenwerte setzen ihre Aufholjagd fort

2017 war unter dem Strich ein gutes Jahr für europäische Aktien und besonders für europäische Nebenwerte. Trotzdem haben sie noch reichlich Luft nach oben und können ihre Aufholjagd zu ihren Wettbewerbern in anderen Industrieländern fortsetzen. Denn im Vergleich verfügen sie über mehr Potenzial für stärkeres Wachstum. Dabei sollten Anleger jedoch die oben genannten Risiken einer Anlage in kleinere Unternehmen nicht aus dem Blick verlieren. Wir sind jedoch überzeugt, dass sich cleveren Anlegern auch 2018 viele attraktive Anlagechancen in diesem Marktsegment bieten werden.

Ollie Beckett und Rory Stokes, Co-Manager European Small Cap-Strategie, Janus Henderson

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