Raiffeisen: Aktueller Marktausblick

Raiffeisen Capital Management stellt Ihnen die wöchentlichen Marktausblicke zu den Renten- und Aktienmärkten dieser Woche zur Verfügung. Ebenso erhalten Sie Prognosen, Wochenperformances und Empfehlungs-Übersichten hier: Raiffeisen Capital Management | 06.08.2012 10:26 Uhr
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Marktausblick Rentenmärkte

USA

Die abgelaufene Woche hielt gleich drei Datenhighlights parat. Den Auftakt machte der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe am Mittwoch. Dieser verharrte im Juli mit 49,8 Punkten quasi auf dem Vormonatsniveau, die Zusammensetzung der Unterkomponenten verschlechterte sich aber. So sackte die Beschäftigungskomponente um 4,6 auf 52,0 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit Dezember 2009 ab. Dies wurde durch einen kräftigen Anstieg der Lagerkomponente ausgeglichen. Die Auftragseingangskomponente erholte sich nach dem Rekordeinbruch im Juni dagegen nicht und verharrte mit 48,0 Punkten klar unter der 50 Punkte Expansionsschwelle.

Eine kleine Enttäuschung erlebten am Mittwochabend all diejenigen Marktteilnehmer, die sich auf weitere geldpolitische Maßnahmen der Fed eingestellt hatten. Das FOMC beschloss auf seiner Zinssitzung erst einmal still zu halten. Die Pressemitteilung im Anschluss an die Sitzung war nahezu wortgleich mit der vom Juni. Es gab lediglich zwei minimale Änderungen im Text. Zum einen wird die aktuelle konjunkturelle Lage etwas schwächer eingeschätzt. Zum anderen sagten die Währungshüter, man werde bei Bedarf weiteren geldpolitischen Stimulus liefern. Im Juni lautete die Formulierung noch, man sei bereit, weiteren geldpolitischen Stimulus zu liefern. Wir interpretieren dies so, dass die Fed von „Auf die Plätze“ auf „Fertig“ gewechselt ist. Aufgrund unserer pessimistischen Konjunktureinschätzung – das dritte Quartal wird wohl noch schlechter als das zweite und 2013 droht das fiskalische Kliff die Konjunktur gänzlich abzuwürgen – gehen wir davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis es „Los“ geht. Weitere Maßnahmen sind schon für Mitte September wahrscheinlich, QE3 sollte dann spätestens um den Jahreswechsel spruchreif werden.

Für einen versöhnlichen Wochenausklang sorgte das letzte Datenhighlight der Woche: der heutige Arbeitsmarktbericht. Nach drei schwachen Monaten in Folge legte die Beschäftigung im Juli wieder kräftig zu (+163 Tsd.). Insbesondere in der Privatwirtschaft stellten die Unternehmen wieder vermehrt ein (+172 Tsd.). Der Staat baute dagegen erneut Jobs ab (-9 Tsd.). Angesichts der Abnahme der konjunkturellen Dynamik in der Jahresmitte kommt der kräftige Beschäftigungsanstieg etwas überraschend. Es könnte aber sein, dass sich das Muster aus den letzten beiden Jahren wiederholt und auf einen schwachen Frühling/Frühsommer ein starker Spätsommer/Herbst am Arbeitsmarkt folgt. In diesem Fall kann man sich zumindest für die nächsten Monate trotz Konjunkturabkühlung auf einigermaßen starke Arbeitsmarktberichte einstellen. Der Anstieg der Arbeitslosenquote von 8,2 % auf 8,3 % beruht lediglich auf der Verschiebung der zweiten Nachkommastelle von 8,22 % auf 8,25 % und geht auf einen Rückgang der Beschäftigung laut Haushaltsumfrage von 195 Tsd. zurück.

Die übrigen Daten der Woche – Conference Board Verbrauchervertrauen, Auftragseingang, persönliche Konsumausgaben – lieferten ein uneinheitliches Bild. Zumindest lässt sich aus ihnen keine unmittelbare Verbesserung des konjunkturellen Umfelds ableiten.

Die nächste Woche bietet ausreichend Zeit, um sich von den Aufregungen der letzten Tage zu erholen. In Sachen Konjunkturdaten ist tote Hose. Auf dem Programm stehen lediglich die Handelsbilanzdaten für Juni, die aber keinen Mehrwert bieten, die BIP-Zahlen für das zweite Quartal bereits veröffentlicht sind, die Zahlen zur Entwicklung der Lohnstückkosten im zweiten Quartal sowie die Importpreisdaten für Juli.

Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen bewegte sich in der abgelaufenen Woche um 1,5 % und damit nur wenige Basispunkte oberhalb der Rekordtiefstände. In den nächsten Wochen werden die weiter köchelnden Spekulationen um QE3 sowie die durch die gestrige EZB Entscheidung ausgelöste Verunsicherung über den weiteren Fortgang in Sachen Euro-Schuldenkrise das Renditeniveau niedrig halten. Auf kurz oder lang wird es im Euroraum eine weitere Eskalation geben bevor letztlich nachhaltige Maßnahmen zur Symptombekämpfung ergriffen werden. In diesem Zusammenhang werden US Staatsanliehen neue Höchststände erreichen, sprich die Renditen werden auf Allzeittiefs fallen. Wir erwarten eine solche Situation im vierten Quartal 2012.

Eurozone

Am Donnerstag in der abgelaufenen Woche erfolgte die mit Spannung erwartete EZB-Sitzung. Die Zinsen blieben unverändert, eine Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes auf 0,5 % ist im September zu erwarten. Weiters stellte die EZB direkte Käufe von Staatsanleihen zur Senkung der Verschuldungszinsen in Aussicht, sollte ein Land Hilfe aus einem Rettungsschirm EFSF / ESM erhalten (notwenige aber keine hinreichende Bedingung). Ein Land muss also die entsprechenden Reformauflagen erfüllen, um in den Genuss von Interventionen durch die Notenbank kommen zu können. Es ist aber weiter die Notenbank selbst, welche über Einsatz und Ausmaß der verwendeten Gelder entscheidet. Andere Konzepte, wie beispielsweise eine Refinanzierung der Rettungsschirme (Banklizenz für EFSF/ESM), würde diese Entscheidungsmacht auf eine andere  Institution übertragen. Dies belässt die Verantwortung wo sie hingehört. Denn langfristig ebnen nur Reformen den Weg aus der aktuellen Krise – alles andere kauft lediglich Zeit, um die zugrundeliegenden Probleme zu lösen. Die EZB Käufe sollen sich auf das kurze Ende der Laufzeitenkurve (vermutlich bis drei Jahre) konzentrieren. Der EFSF oder später die ESM soll zeitgleich zur längerfristigen Finanzierung  von Staaten dienen (Interventionen am Primär- oder Sekundärmarkt, direkte Kredite). Allerdings bleibt mit dem präsentierten Plan mindestens noch eine wichtige Frage offen: Wie hoch ist das angemessene Renditeniveau für Programmländer nach Ansicht der EZB? Mit dem Umstand des Senior Status der von der EZB gekauften Staatsanleihen will sich die Notenbank in den kommenden Wochen beschäftigen. Zudem ist die Frage, ob Anleihekäufe sterilisiert werden, noch ungeklärt.

Nach einer Woche voller Highlights kehrt in den kommenden Tagen datenseitig Ruhe ein. Mit der Veröffentlichung der Industrieproduktion im Juni stehen die letzten Indikationen für das BIP im zweiten Quartal für diverse EUR Länder an. Aufgrund der schwachen Vorgaben von Frühindikatoren rechnen wir mit teilweise deutlichen Rückgängen beim Output sowie beim deutschen Auftragseingang. Nach Belgien (-0,6 % p.q.) und Spanien (-0,3 % p.q.) veröffentlicht Italien eine vorläufige Schätzung zum BIP-Wachstum von April bis Juni. Die Rezession dürfte sich wohl beinahe unvermindert fortgesetzt haben.

Im Nachfeld der EZB Pressekonferenz fielen die Renditen von sicheren Häfen wie deutschen Anleihen stark zurück, italienische und spanische Anleihen verbuchten Renditeanstiege, welche mit Versteilerungen der Renditekurve verbunden waren. Das Vorhaben wurde von den Märkten wohl deswegen negativ aufgenommen, da ein bedeutendes Defizit nicht behoben wurde: Die eingeschränkte Feuerkraft der Rettungsschirme EFSF / ESM. Zudem sind EZB Interventionen nicht in baldiger Zeit zu erwarten. Politisch ist es für Spanien oder Italien eine sehr ungeliebte Entscheidung EFSF / ESM Hilfe zu beanspruchen. Keiner dieser Länder wird „freiwillig“ unter einen Rettungsschirm schlüpfen, lediglich Marktdruck wird diese dazu zwingen. Wir gehen davon aus, dass der politische Newsflow entsprechend hektisch bleiben wird. Parallel dazu rechnen wir mit anhaltendem Aufwärtsdruck auf die Renditen dieser Länder, welcher mit neuen Renditetiefs bei „sicheren Häfen“ wie deutschen Staatsanleihen einhergehen dürften. Innerhalb der spanischen und italienischen Renditekurve gehen wir von einer Versteilerung aus (Phantasie auf EZB Interventionen am kurzen Ende).

Am Primärmarkt kehrt schön langsam Sommerruhe ein. Lediglich Deutschland und Belgien haben Anleiheemissionen geplant, die Niederlande und Frankreich begeben Geldmarktpapiere.

Marktausblick Aktienmärkte

USA

Weiterhin bestimmt das Auf und Ab in der Euro-Staatsschuldenkrise im Wesentlichen den Verlauf auch der US-Aktienindizes. Die Notenbanken haben in der abgelaufenen Woche bei weitem nicht das gehalten, was man sich von ihnen versprochen hatte. Immerhin schaffen sie es aber recht erfolgreich die Hoffnungen der Anleger auf weitere geldpolitische Lockerung am Leben zu halten. Die Unternehmens-Berichtssaison zum zweiten Quartal geht in den USA ihrem Ende entgegen und läuft definitiv zufriedenstellender ab als dies zuvor befürchtet werden hätte können. Bei den Umsätzen hapert es mitunter; die Gewinne überraschen aber in Summe (sogar zu rund 72 %) klar positiv. Trotzdem darf nicht übersehen werden, dass außergewöhnlich hohe Margen und Rekordgewinne anzeigen, dass der US-Gewinnzyklus bereits in seiner Reifephase angelangt ist. Mit einer möglichen weiteren Zuspitzung der Schuldenkrise sehen wir uns aber veranlasst, gegen Jahresende hin auf tiefere Indexziele gefasst zu sein.

Europa

Seit den Jahrestiefständen im Juni konnte der breit gefasste Stoxx Europe 600 eine kräftige Aufwärtsbewegung mit einem Kursplus von über 12 % – trotz schwacher europäischer Konjunkturdaten und neuen Krisen-Rekordständen bei den Staatsanleiherenditen Spaniens – hinlegen. Auch zuletzt bestätigten die Einkaufsmanagerindizes der diversen europäischen Länder, dass die Wirtschaftsleistung der Eurozone in Summe nach wie vor schrumpft. Auch die Notenbank enttäuschte die zuvor geschürten Erwartungen, gleichwohl man sich durchaus bewegte. Für eine große Lösung braucht es wohl aber erst eine weitere Zuspitzung der Lage. Als Hilfe erweist sich im Moment die Schwäche des Euro. Dies ist auch einer der Gründe warum die europäische Berichtssaison zum zweiten Quartal bis dato als durchaus ordentlich zu bezeichnen ist. Aus Bewertungssicht sind europäische Titel um vieles attraktiver als ihre internationalen Pendants. Dennoch werden die mäßige konjunkturelle Perspektive, dadurch wieder anfällige Gewinne und eine abermalige Zuspitzung der Eurozone-Staatsschuldenkrise unserer Meinung nach in Richtung Herbst wieder auf das Sentiment drücken.


Raiffeisen Capital Management Marktbericht per 3. August 2012
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