Raiffeisen: Aktueller Marktausblick

Raiffeisen Capital Management stellt Ihnen die wöchentlichen Marktausblicke zu den Renten- und Aktienmärkten dieser Woche zur Verfügung. Ebenso erhalten Sie Prognosen, Wochenperformances und Empfehlungs-Übersichten hier: Raiffeisen Capital Management | 20.08.2012 09:27 Uhr
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Marktausblick Rentenmärkte

USA

Die in der abgelaufenen Woche veröffentlichten Konjunkturdaten zeichneten in Summe ein etwas freundlicheres Konjunkturbild. An erster Stelle sind hier die Einzelhandelsumsätze im Juli zu nennen, die sowohl nominal als auch real überraschend stark um 0,8 % p.m. zulegten. Damit ist die Grundlage für einen etwas stärkeren Zuwachs des privaten Konsums im laufenden Quartal verglichen mit dem Plus von annualisiert 1,5 % p.q. im zweiten Quartal geschaffen. Unerwartet deutlich legte angesichts der zuletzt schwachen Stimmungsindikatoren im Verarbeitenden Gewerbe auch die Industrieproduktion im Juli zu (+0,6 % p.m.). Zudem hellt sich die Lage am Wohnimmobilienmarkt weiter auf. So kletterte der NAHB Wohnungsmarktindex im August auf 37 Punkte und damit den höchsten Stand seit Februar 2007. Außerdem spiegelt sich die verbesserte Stimmung allmählich auch in den harten Zahlen wider: Die Wohnungsbaugenehmigungen stiegen im Juli auf 812 Tsd. und damit erstmals seit vier Jahren über 800 Tsd. Gegen eine nachhaltige konjunkturelle Belebung sprechen aber weiter zahlreiche Stimmungsindikatoren. Mit dem Empire State Index und dem Philadelphia Fed Index wurden in der abgelaufenen Woche die ersten beiden regionalen Umfragen im Verarbeitenden Gewerbe für August veröffentlicht. Der Emipre State Index sackte dabei um 13 Punkte ab und liegt mit -5,9 Punkten nun deutlich in negativem Terrain. In diesem verharrte trotz eines leichten Anstiegs auch der Philadelphia Fed Index. Weitere Entspannung gab es beim Preisauftrieb. Sowohl die Erzeugerpreise (0,5 % p.a.) als auch die Verbraucherpreise (1,4 % p.a.) legten im Juli im Vorjahresvergleich weniger stark zu als im Juni. Aufgrund des im Juli und August wieder gestiegenen Ölpreises sowie der Preisexplosion bei Getreide – der in absehbarer Zeit auch die Preise für Fleisch folgen werden – wird die Teuerungsrate bis zum Jahresende aber wieder spürbar anziehen.

Die kommende Woche hält nur wenige relevante Datenveröffentlichungen bereit. Neben einigen Daten zum Immobilienmarkt – Verkäufe bestehender Häuser (Mi), Neubauverkäufe (Do), FHFA Hauspreisindex (Do) – ist es insbesondere der Auftragseingang langlebiger Güter (Fr), der die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfte. Dank eines massiven Anstiegs des Auftragseingangs bei Boeing rechnen wir für Juli mit einem kräftigen Orderplus von 6 % p.m. Ohne Berücksichtigung des volatilen Transportsektors sollte das Plus wesentlich bescheidener ausfallen. Das Sitzungsprotokoll der letzten FOMC Zinsentscheidung vom 1. August dürfte wenig Neues ans Licht bringen, nachdem die Stellungnahme im Anschluss an die Sitzung quasi wortgleich zu der vom 20. Juni ausgefallen war.

Der Ende Juli begonnene Renditeanstieg amerikanischer Staatsanleihen setzte sich in der abgelaufenen Woche fort. Die Rendite 10jähriger Staatspapiere kletterte auf Wochensicht um rund 20 Basispunkte auf 1,83 %. Als einzigen Treiber für den Renditeanstieg sehen wir die anhaltende Entspannung rund um die Euro-Schuldenkrise. Offensichtlich interpretieren zahlreiche Marktteilnehmer die Äußerungen von EZB-Präsident Draghi auf der letzten EZB Pressekonferenz dahingehend, die EZB werde, wenn es hart auf hart kommt, alles Notwendige – sprich unbegrenzter Ankauf spanischer und italienischer Staatsanleihen aller Laufzeiten – tun, um eine völlige Eskalation der Lage zu verhindern. Der Haken daran ist nur, dass Draghi das so niemals gesagt hat. Derweil werden negative Nachrichten geflissentlich ignoriert: in dieser Woche kündigten sowohl Italien als auch Belgien an, ihr Defizitziel im laufenden Jahr klar zu verfehlen und sie sind dabei nicht allein; in Deutschland wächst der Druck, Griechenland keine weiteren Zugeständnisse zu machen; Finnlands Außenminister sinniert öffentlich über ein mögliches Auseinanderbrechen der Eurozone; Italien und Spanien wollen wegen des starken Renditerückgangs nun verstärkt am kurzen Ende emittieren und bauen damit in Form eines äußerst ungünstigen Fälligkeitsprofils das nächste Problem für die Zukunft auf. Auch in den USA selbst lassen sich wenige Gründe für, aber viele gegen einen nachhaltigen Anstieg des Renditeniveaus finden. So wird die Wirtschaft bis Jahresende wohl wegen des drohenden fiskalischen Kliffs weiter vor sich hin dümpeln und Anfang 2013 droht sie dann sogar über jenes Kliff zu stürzen. Wegen der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten werden die Nahrungsmittelpreise explodieren und so den ohnehin angeschlagenen privaten Konsum weiter belasten. Eine neue Runde QE durch die Fed halten wir daher für sehr wahrscheinlich. Alles in allem spricht vieles dafür, dass der Markt in den nächsten Wochen oder Monaten durch die Materialisierung eines oder mehrere der genannten Risiken wieder aus seiner rosaroten Umnebelung erwacht. Wir sehen den aktuellen Renditeanstieg daher als nicht nachhaltig an. So lange der Markt sich aber in kollektiver Realitätsverweigerung übt, wird es nicht zu einer Korrektur kommen. Erst wenn sich ein Auslöser für eine solche abzeichnet, würden wir uns long positionieren.

Eurozone

In den kommenden Tagen werden mit den Einkaufsmanagerindizes (PMI), dem EUR Konsumentenvertrauen und dem Belgischen Frühindikator die ersten wichtigen Konjunkturfrühindikatoren dieses Monats veröffentlicht. Bei den PMIs für das Verarbeitende Gewerbe sehen wir ein wenig Aufwärtspotenzial (Ausnahme Deutschland), da sich das Auftrag-Lager-Verhältnis in vielen Ländern zuletzt verbessert hat. Dagegen rechnen wir bei der Umfrage für den Dienstleistungsbereich mit einem merklichen Rückfall. Der Aktivitätsindex der Dienstleister sollte den Vorgaben von den Geschäftserwartungen und dem Neugeschäft folgen, welche zuletzt beide stark zurückgegangen sind. Das EUR-Konsum entenvertrauen dürfte seinen Abwärtstrend fortsetzen, weder der politische noch der wirtschaftliche Newsflow spricht für eine Aufhellung der Stimmung. Der Belgische Frühindikator legte im Juli überraschend zu. Wir werten dies als einmalige Gegenbewegung und gehen davon aus, dass dieser Zugewinn dieses Mal wieder abgegeben wird.

Am Sekundärmarkt setzte sich zuletzt eine „Risk-On“ Stimmung durch. Beispielsweise blieben Anleihen aus Italien, Spanien oder Irland gut unterstützt, während die Renditen für deutsche Anleihen nach oben tendierten. Die explizite Rückendeckung für die EZB unter strengen Voraussetzungen am Staatanleihenmarkt für niedrige Zinsen zu intervenieren durch Bundeskanzlerin Merkel trug sicherlich zur Stimmungsaufhellung bei. Wir bleiben aber bei unserer Skepsis und favorisieren für die kommenden Wochen sichere Häfen. Immerhin ist es ein weiter politscher Weg bis die Bedingungen für Staatsanleihekäufe durch die EZB tatsächlich erfüllt sind. Zudem zeigt beispielsweise die kurzfristige Vermeidung eines neuerlichen Zahlungsausfalls Griechenlands, wie dünn das Eis ist, auf der die aktuelle Ruhe an den Märkten gebaut ist. Athen sammelte letzte Woche rund EUR 5 Mrd. mithilfe dreimonatiger Schatzwechsel ein, womit abreifende Schuldpapiere (Anleihen und Geldmarktpapiere im Volumen von rund EUR 4,8 Mrd.) refinanziert wurden. Der zweifelhafte Trick dabei ist, dass die neuen Schulden von griechischen Banken gezeichnet wurden, welche diese wiederum bei der eigenen Notenbank über das Notfenster ELA refinanzieren. Diese finanzielle Überbrückung bis zur Freigabe von Kredittranchen durch den IWF und der EU ist wohl als Grenzgang einer Staatsfinanzierung durch Zentralbankgeld zu werten. Noch bedrohlicher ist dabei die Kurzfristigkeit des Krisenmanagements. Noch immer ist kein langfristig glaubhafter Wirtschafts- und Finanzplan für Griechenland präsentiert worden, in den kommenden Tagen will Ministerpräsident Samaras einmal mehr Modifikationen mit Kanzlerin Merkel und Präsident Hollande besprechen (zeitliche Streckung des Reformprogramms).

Am Primärmarkt haben sich die Slowakei und Deutschland mit Anleiheemissionen angesagt. Die Niederlande, Frankreich und Spanien begeben Geldmarktpapiere.

Marktausblick Aktienmärkte

USA:

Die US-Aktienmärkte haben sich in der abgelaufenen Woche nur wenig verändert gezeigt. Obwohl die Berichtssaison quasi vorbei ist, hat sie zuletzt noch einmal spannende Zahlen mit sich gebracht. Alles in allem ist es einer klaren Mehrheit der US-Unternehmen auch in diesem Quartal wieder gelungen, die Gewinnerwartungen zu übertreffen. Allerdings gilt dies nicht für die Umsatzseite, wo nur etwas mehr als 40 % der Unternehmen besser berichteten als vom Markt zuvor angenommen. Dies kann neben den bereits erreichten Rekordgewinnen und im historischen Kontext außergewöhnlich hohen Margen als weiteres Indiz dafür gesehen werden, dass der US-Gewinnzyklus bereits in seiner Reifephase angelangt ist. Auch wenn die Bewertungen insgesamt weiterhin im grünen Bereich liegen, bleiben wir für die künftige Entwicklung an den US-Aktienmärkten vorsichtig. Vor allem befürchten wir, dass die Staatsschuldenkrise in der Eurozone vorerst weiter eskalieren wird bzw. muss, bevor sich ausreichend Druck zur gemeinsamen Durchsetzung dauerhafter Lösungen aufbaut. Dementsprechend belassen wir unsere Empfehlung auch auf „Verkauf“.

Europa:

Auch wenn die europäischen Aktienmärkte in der letzten Woche nicht vor Euphorie strotzten, so streben sie dennoch in Richtung neuer Jahreshöchststände. Während dem Dax und dem Stoxx Europe 600 noch ein paar Pünktchen dafür fehlen, hat der Schweizer Aktienmarkt bereits ein neues Jahreshoch erreicht. Nachdem die Unternehmens-Berichtssaison sich dem Ende nähert, sehen wir von dieser Seite nur mehr geringe Unterstützung. Aber auch sonst sprechen einige Dinge dagegen, dass die europäischen Aktienmärkte neue Gipfel erstürmen. Hemmfaktor Nummer eins bleibt weiterhin die Schuldenkrise, von der natürlich weiter  viele politische und wirtschaftliche Unsicherheiten ausgehen. Die genährten Hoffnungen auf weitere Stimulierungsmaßnahmen sind allerdings unseres Erachtens bereits bis zu einem gewissen Grad in den Kursen eskomptiert und bieten daher wenig Unterstützung. Aufgrund der unbefriedigenden wirtschaftlichen Entwicklung sind noch weitere Unternehmens-Gewinnrevisionen nicht auszuschließen, nachdem sich die Dynamik in den letzten Wochen weiter verstärkt hat. Vermutlich sind auch die Gewinnerwartungen für 2013 noch zu hoch. Wir sind daher vorsichtig, da wir erneut mit einer Verschlechterung des Sentiments rechnen.


Raiffeisen Capital Management Marktbericht per 17. August 2012
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