Raiffeisen: Aktueller Marktausblick

Raiffeisen Capital Management stellt Ihnen die wöchentlichen Marktausblicke zu den Renten- und Aktienmärkten dieser Woche zur Verfügung. Ebenso erhalten Sie Prognosen, Wochenperformances und Empfehlungs-Übersichten hier: Raiffeisen Capital Management | 27.08.2012 09:20 Uhr
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Marktausblick Rentenmärkte

USA

In der abgelaufenen Woche waren relevante Konjunkturdaten rar. Erwähnenswert ist der Auftragseingang für langlebige Güter. Dieser stieg im Juli äußerst kräftig um 4,2 % gegenüber dem Vormonat an. Ausschlaggebend für das starke Plus war aber in erster Linie der Auftragsboom bei Boeing. Ohne Berücksichtigung des volatilen Transportsektors gingen die Orders um 0,4 % p.m. zurück.

Einen positiven Anstrich hatten erneut die Daten vom Wohnimmobilienmarkt. So legten im Juli sowohl die Verkäufe bestehender Häuser (+2,3 % p.m.) als auch die Neubauverkäufe (+3,6 % p.m.) gegenüber dem Vormonat zu. Gleichzeitig kletterte der FHFA Hauspreisindex im Juni um 0,7 % p.m. Gegenüber dem Vorjahr steht damit inzwischen ein Anstieg der Hauspreise von 3,7 % zu Buche.

Einen Warnschuss vor den Bug der Konjunkturoptimisten, die sich zuletzt wieder vermehrt aus der Deckung gewagt hatten lieferte die gestern veröffentlichte wöchentliche Bloomberg-Umfrage zum Konsumentenvertrauen (früher ABC). Demnach trübte sich die Stimmung der Konsumenten die achte Woche in Folge ein. Mit dem Rückgang auf -47,4 Punkte ist der Indikator zudem wieder in den Bereich gefallen, in dem er zwischen Mitte 2008 und Ende 2011 gelegen  hatte. Die Aussichten für den privaten Konsum bleiben damit trübe. Kommende Woche stehen zahlreiche Konjunkturindikatoren auf dem Programm. Die interessantesten Veröffentlichungen sind dabei die Juli-Daten zu den persönlichen Einkommen und Konsumausgaben (Do) sowie die erste Revision der vorläufigen Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal (Mi). Für die Konsumausgaben im Juli zeichnet sich aufgrund des starken Anstiegs bei den Einzelhandelsumsatzzahlen ein spürbares Plus ab. Spannend ist dabei die Frage, ob und wie stark die Konsumenten zur Finanzierung ihrer Ausgaben ihre Sparquote gesenkt haben. Je größer der Rückgang hier ausfällt, desto weniger nachhaltig ist das Konsumtempo und desto wahrscheinlicher wird ein erneuter Dämpfer im August und/oder September. Beim Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal erwarten sich zahlreiche Prognostiker eine Aufwärtsrevision der ursprünglich gemeldeten annualisierten 1,5 % p.q. Ursächlich ist der überraschend starke Rückgang des Handelsbilanzdefizits im Juni. Wir meinen dagegen, dass die vorläufig gemeldete Zahl bestätigt wird, da auch die Lagerinvestitionen schwächer ausgefallen sind als ursprünglich angenommen. Beide Effekte dürften sich gegenseitig neutralisieren. Aufgrund der angesprochenen merklichen Eintrübung des Bloomberg Konsumentenvertrauens rechnen wir auch für das Verbrauchervertrauen des Conference Boards (Di) – anders als der Konsens – mit einem Rückgang.

Darüber hinaus werden in der nächsten Woche mit dem Richmond Fed Index (Di) und dem Chicago PMI (Fr) zwei weitere mit Blick auf den ISM-Index wichtige regionale Stimmungsindikatoren veröffentlicht.

Verglichen mit Ende letzter Woche liegt die Rendite 10jähriger amerikanischer Staatsanleihen 15 Basispunkte niedriger bei 1,66 %. Damit ist dem Renditeanstieg schneller die Luft ausgegangen als von uns letzten Freitag vermutet. Gründe für den Richtungswechsel am Rentenmarkt gibt es wohl im Wesentlichen drei: Zum einen klingt die Euphorie über etwaige EZB-Interventionen, die zeitweilig schon beinahe messianische Züge angenommen hatte, wieder ab, da sich bei zahlreichen Marktteilnehmer inzwischen Zweifel breit machen, ob die EZB auf ihrer nächsten Sitzung am 6. September überhaupt liefern kann, was von  ihr erwartet wird. Zum zweiten lässt auch die Euphorie über die scheinbare Aufhellung der US-Konjunktur nach – ein, zwei gute Datenschwalben machen eben noch keinen konjunkturellen Sommer. Angesichts der äußerst ungünstigen Rahmenbedingungen – fiskalische Klippe, Öl- und Nahrungsmittelpreisanstieg, Rezession im Euroraum, Konjunkturschwäche in China – ist es höchst unwahrscheinlich, dass die US-Wirtschaft in absehbarer Zeit nachhaltig anzieht. Drittens brachte das Sitzungsprotokoll des letzten FOMC Treffens neuen Schwung in die zuletzt etwas eingeschlafene Diskussion um QE3. Dem Protokoll zufolge stehen die Währungshüter weiteren Lockerungsschritten demnach deutlich offener gegenüber, als dies in der Stellungnahme im Anschluss an die Sitzung vom 1. August zum Ausdruck kam. Vor diesem Hintergrund wird die alljährliche Rede von Fed Präsident Ben Bernanke in Jackson Hole am 31. August nun mit besonders großem Interesse verfolgt werden. Schließlich gab es 2010 und 2011 in dieser Rede jeweils wichtige Hinweise zur weiteren Geldpolitik.

Angesichts der geschilderten Entwicklungen rechnen wir in den nächsten Wochen unter dem Strich mit einem weiteren Renditerückgang.

Eurozone

Die ersten Schätzungen der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Frankreich, Deutschland und die Eurozone brachten für das Verarbeitende Gewerbe eine Verbesserung. Dagegen trübte sich die Umfrage für den Dienstleistungsbereich ein (Ausnahme Frankreich). In den kommenden Tagen folgen die Konjunkturfrühindikatoren der EU-Kommission (Industrievertrauen, Wirtschaftsklima) sowie der deutsche ifo-Index. Der Abwärtstrend dieser Indikatoren hat sich zuletzt beschleunigt und auch für August ist mit neuerlichen Rückgängen zu rechnen. Dagegen dürfte der Inflationsabbau ins Stocken geraten. Der jüngste Anstieg beim Ölpreis hinterlässt Spuren, so haben sich beispielsweise Benzin um 3 % und Diesel um knapp 4 % im Vergleich zum Vormonat verteuert. Der Auftrieb beim Ölpreis wird wohl auch die Teuerungsraten im Vorjahresvergleich nach oben drücken. Bei den Kredit- und Geldmengenaggregaten erwarten wir ein Anhalten der gegensätzlichen Entwicklung. Während die Ausleihungen an den privaten Sektor weiter abnehmen dürften, gehen wir bei den in M3 inkludierten Bankeinlagen von einem leichten Plus der Wachstumsrate aus. Die Arbeitsmarktdaten werden angesichts der schwachen Konjunktur Anstiege bei den Arbeitslosen und Arbeitslosenquoten ausweisen.

Neben den Wirtschaftsdaten hat unverändert der politische Newsflow großen Einfluss auf den Sekundärmarkt. Spanien soll sich informell über die Bestimmungen für ein volles Hilfspaket erkundigen, Griechenland will formell eine zeitliche Streckung des Einsparplanes erreichen. Daneben machen erneut Gerüchte die Runde, dass die EZB beabsichtigt, Anfang September Zinsobergrenzen für Staatsanleihen aus bestimmten Ländern (Spanien, Italien) festzulegen. Dabei sollen diese von der Notenbank geheim gehalten werden. Dieser Ansatz ist wenig realistisch, der Markt würde wohl binnen kurzer Zeit die Interventionsschwellen herausfinden. Zudem widerspricht schon die Idee von harten Zinsgrenzen den kommunizierten Absichten der EZB. Diese will gegen Risikoprämien angehen, welche auf Ängsten eines Scheiterns der Währungsunion gründen. Zudem soll eine Fragmentierung des EUR Finanzmarktes verhindert werden. Zu erwarten ist unserer Ansicht nach also eine Klärung, wie die EZB die angesprochenen Risikoprämien misst. Daraus würden sich dann die Interventionsstrategie und für die EZB unterschiedlich faire und möglicherwiese sich ändernden Risikoprämien für einzelne Länder ableiten. Eine derartige Vorgehensweise wäre noch mit dem Mandat der EZB argumentierbar. Unbegrenzte Zukäufe bei fixen Zinsobergrenzen widersprechen wohl dem Verbot der Staatsfinanzierung. Jedenfalls scheinen sich einige Finanzmarktakteure zu viel von der EZB zu erwarten, was in den kommenden Wochen Raum für Enttäuschungen bietet. Wir favorisieren also weiter sichere Häfen – immerhin bleiben auch die Wirtschaftsdaten anhaltend schwach.

Das Geschehen am Primärmarkt wird in den kommenden Tagen von Italien dominiert. Rom emittiert Anleihen mit diversen Laufzeiten und Ausstattungsmerkmalen (Floater, Fixzins, Nullkupon,) sowie Geldmarktpapiere. Zusätzlich begeben Deutschland, Frankreich und Spanien Bills.

Marktausblick Aktienmärkte

USA

Die wesentlichen US-Aktienindizes notieren nach wie vor knapp unter ihren Jahreshöchstständen. Die durch die Hoffnungen auf weitere Stimulusmaßnahmen seitens der Fed und schlagkräftige Krisenmaßnahmen der EZB angetriebene Rally seit Anfang Juni und die mittlerweile deutlich optimistischere Stimmung unter den Investoren lassen uns darauf schließen, dass die Aufwärtsbewegung nun zu einem Großteil ausgereizt ist. Letzteres zeigt sich auch in Sentimentumfragen, welche mittlerweile ein deutlich dezimiertes Bärenlager zeigen. Des Weiteren signalisierte ein zwischenzeitliches Fünfjahrestief beim Angstbarometer VIX, dass die mannigfaltigen Risiken vom Markt aktuell nahezu vollständig ausgeblendet werden. Wenig Unterstützung darf in den nächsten Quartalen auch von den Unternehmensergebnissen erwartet werden, befindet sich doch der Gewinnzyklus angesichts von Rekordgewinnen und sehr hohen Margen schon in seiner Reifephase. Die Ergebnisse der Hardware-Riesen Hewlett-Packard und Dell haben hier vergangene Woche durchaus gezeigt, dass das Umfeld schwieriger wird. Zusätzliche konjunkturelle Risiken in Richtung 2013 (Stichwort „Fiscal Cliff“) und eine abermalige Zuspitzung der Verschuldungskrise mangels großer Lösungen lassen uns in den Herbstmonaten tiefere Indexstände erwarten.

Europa

Die abgelaufene Woche brachte an den europäischen Aktienmärkten leichte Verluste mit sich. So fiel etwa der DAX wieder unter die Marke von 7.000 Punkten zurück. Offensichtlich haben die Investoren vorerst einmal einen Gang zurückgeschalten, nachdem zuletzt vor allem die Hoffnung auf kräftige Interventionen der EZB am Staatsanleihenmarkt die Kurse getrieben hatte. Diesbezüglich sind die Markterwartungen mittlerweile schon sehr hoch und es wird für die Notenbank schwierig werden diese zu erfüllen. Von Seiten der konjunkturellen Entwicklung darf man vorerst weiterhin keine rasche Erholung erwarten, wie auch die jüngsten Einkaufsmanagerindizes andeuteten. Dementsprechend erachten wir die aktuelle Stimmung an den Kapitalmärkten als zu optimistisch und gehen davon aus, dass diese aufgrund der oben genannten Faktoren wieder eine Eintrübung erfahren wird. Dementsprechend bleiben wir auch vorsichtig hinsichtlich der künftigen Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten.



Raiffeisen Capital Management Marktbericht per 24. August 2012
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