Raiffeisen: Aktueller Marktausblick

Raiffeisen Capital Management stellt Ihnen die wöchentlichen Marktausblicke zu den Renten- und Aktienmärkten dieser Woche zur Verfügung. Ebenso erhalten Sie Prognosen, Wochenperformances und Empfehlungs-Übersichten hier: Raiffeisen Capital Management | 18.09.2012 12:35 Uhr
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Marktausblick Rentenmärkte

USA

Das mit Abstand wichtigste Ereignis der abgelaufenen Woche war die FOMCZinsentscheidung am Donnerstag. Die US-Notenbank ließ dabei eine echte Bombe platzen. Die angekündigten Maßnahmen kann man durchaus als QE3+ bezeichnen. So sollen ab sofort nicht nur monatlich hypothekenbesicherte Wertpapiere im Volumen von USD 40 Mrd. am Markt gekauft werden, es wurde auch gleich klargestellt, dass diese Summe weiter aufgestockt wird, sollte sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht substanziell verbessern. Darüber hinaus kündigte die Fed an, dass man nun nicht mehr davon ausgehe, das äußerst niedrige Leitzinsniveau von 0 % bis 0,25 % bis spät ins Jahr 2014 beizubehalten, sondern bis mindestens Mitte 2015. Als sei dies zusammen nicht schon genug Lockerung in Sachen Geldpolitik, setzte die Fed aber selbst hier noch einen drauf: Die Fed beabsichtigt diese ultra-lockere Geldpolitik selbst dann noch für eine ganze Weile beizubehalten wenn die Konjunktur an Fahrt aufnimmt. Diese Aussage ist ein absolutes Novum.

Mit dieser Entscheidung hat die Fed ganz klar die Brechstange ausgepackt und handelt nun nach dem Motto: „Wir machen jetzt so lange weiter, bis sich diese widerspenstige Konjunktur ergibt und endlich anspringt.“ Den Eindruck einer Verzweiflungstat bestätigte Fed-Präsident Bernanke auf der abendlichen Pressekonferenz. Er hatte sichtlich Mühe zu erläutern, wie genau die beschlossenen Maßnahmen Konjunktur und Arbeitsmarkt eigentlich helfen sollen. Auch die für uns nicht nachvollziehbare Anhebung der Prognose zum Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr dürfte dem Mut der Verzweiflung entspringen.

Von den in der nächsten Woche anstehenden Konjunkturdaten sind die beiden regionalen Stimmungsumfragen aus New York (Empire State Index) und Philadelphia die wichtigsten. Der Konsens rechnet zwar jeweils mit einer leichten Stimmungsverbesserung, beide Indikatoren sollten aber in negativem Terrain verharren. Die übrigen Daten stammen vom Immobilienmarkt. Den Auftakt macht hier der NAHB Wohnungsmarktindex am Dienstag. Am Mittwoch folgen die Augustdaten für die Wohnungsbaugenehmigungen und -beginne. Wir gehen davon aus, dass sich die in Summe positive Entwicklung der letzten Monate hier fortsetzt. Ebenfalls am Mittwoch werden die Verkäufe bestehender Häuser im August bekanntgegeben.

Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen hatte im Vorfeld der Fed-Entscheidung verglichen mit Ende letzter Woche bereits um rund 10 Basispunkte auf gut 1,7 % zugelegt. Interessanterweise schoss die Rendite nach Veröffentlichung der Pressemitteilung zunächst auf über 1,8 % nach oben, bevor sie sich im Laufe er Pressekonferenz mit Fed-Präsident Bernanke wieder bei knapp über 1,7 % einpendelte. Offensichtlich waren einige Marktteilnehmer „enttäuscht“, dass die Fed keine Staatsanleihen kaufen wird, sondern nur hypothekenbesicherte Wertpapiere. Die Erfahrung der letzten Ankündigungen von Quantitative Easing (QE) lehrt, dass die Renditen nun eigentlich zunächst einmal steigen sollten: Im Anschluss an QE1 waren es 160 Basispunkte, im Anschluss an QE2 waren es 100 Basispunkte und nach Operation Twist waren es noch 70 Basispunkte. Wir trauen der 10jährigen US-Rendite in den nächsten Wochen daher durchaus zu, an der 2 %-Marke zu kratzen. Wie man aber auch sieht, hat sich der Renditeanstieg mit jeder neuen Runde QE abgeschwächt. Insofern sehen wir das Aufwärtspotenzial nach der aktuellen Ankündigung nur noch bei 30 zu 50 Basispunkten. Hinzu kommt, dass die Fed explizit gesagt hat, sie werde weitere Maßnahmen ergreifen, sollten Konjunktur und Arbeitsmarkt nicht rasch und überzeugend anziehen. Da wir die aktuelle Konjunkturprognose der Fed für maßlos optimistisch halten – der Prognose ist beispielsweise eine vollständige Entschärfung der fiskalischen Klippe zugrunde gelegt – ist die Ankündigung weiterer Anleihekäufe quasi vorprogrammiert. Während also QE3 umgesetzt wird, wird der Markt sehr rasch auf weitere Anleihekäufe spekulieren. Dies und die von uns erwartete merkliche konjunkturelle Abkühlung zu Jahresbeginn 2013 dürften dafür sorgen, dass die Rendite amerikanischer Staatsanleihen bis zum Jahresende wieder auf dem aktuellen Niveau bzw. leicht darunter liegen wird. Einen nachhaltigen Renditeanstieg, der die 10jährige Rendite auf 2 % führt erwarten wir erst im Verlauf des nächsten Jahres.

Eurozone

Waren in den letzten Tagen eher wirtschaftspolitische Weichenstellungen im Vordergrund (Entscheid zum ESM Vertrag durch das deutsche Bundesverfassungsgericht, Vorschläge zur Bankenunion am ECOFIN, Parlamentswahlen in den Niederlanden, etc.), so dürften in den kommenden Tagen Wirtschaftsdaten eine größere Rolle spielen. Mit den vorläufigen Schätzungen zu den Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, Frankreich und den Euroraum stehen immerhin Highlights des monatlichen Datenkalenders an. Für den Dienstleistungsbereich weisen der zuletzt rückläufige Auftragseingang, das magere bestehende Geschäft sowie die eingetrübten Geschäftserwartungen auf eine anhaltend schwache Geschäftstätigkeit hin. Bei den Umfragen im Industriebereich erwarten wir nach den etwas überraschenden Anstiegen im Vormonat einen Rücksetzer. Auch für die restlichen Konjunkturfrühindikatoren sind wir wenig zuversichtlich: Der industrielastige belgische Frühindikator dürfte in den kommenden Monaten neue Tiefstände erreichen. Das EUR-Konsumentenvertrauen wird wohl angesichts der steigenden Arbeitslosenquoten und des erhöhten Auftriebs bei Energie- und Nahrungsmittelpreisen seinen steilen Abwärtstrend fortsetzen. Lediglich beim ZEW-Index ist eine merkliche Verbesserung zu erwarten. Die Erhebung findet unter Analysten statt, welche wiederum stärker von den Geschehnissen auf den Finanzmärkten als in der Realwirtschaft geprägt sind. Insofern sind die angekündigten EZB Maßnahmen die Grundlage für eine merkliche Stimmungsaufhellung. Neben all den Umfragen zur zukünftigen Wirtschaftsaktivität wird mit der Bauproduktion auch ein Indikator zur zurückliegenden Konjunkturentwicklung veröffentlicht. Die vorliegenden Daten aus Deutschland lassen für den Euroraum auf einen Anstieg im Vergleich zum Vormonat schließen.

Das Geschehen am Sekundärmarkt ist unverändert dominiert von der geänderten Strategie zum Krisenmanagement durch die EZB. Allgemein wird klar, dass sich jene Kräfte durchgesetzt haben, welche den diversen Staaten mehr Zeit für die notwenigen Reformen verschaffen wollen. Beispielsweise fordert selbst der IWF keine Nachbesserungen von Portugal, welches aufgrund der tiefen Rezession dem Budgetplan klar hinterherhinkt. Insofern denken wir, dass auch mit der griechischen Regierung in den kommenden Wochen eine Einigung auf ein adjustiertes Sanierungskonzept erzielt werden kann. Und selbst wenn Spanien den überfälligen Hilfsantrag an einen Rettungsschirm weiter hinauszögert, dürften Marktängste nur vorrübergehend aufflammen. Wir bekräftigen unsere nach der EZB Sitzung geänderte Meinung: In den kommenden Monaten wird die Notenbank die Neuverschuldungskosten mithilfe von direkten Marktinterventionen auch für Länder wie Spanien und Italien niedrig halten. Die Renditen von sicheren Häfen wie deutschen Anleihen verlieren hingegen einen Teil ihres „Safe-Haven“ Abschlags.

Am Primärmarkt begeben die Slowakei, Deutschland, Spanien und Frankreich Anleihen. Am Geldmarkt hat sich mit den Niederlanden, Frankreich, Spanien, Griechenland, Belgien und Portugal eine Vielzahl von EUR Ländern angesagt.

Marktausblick Aktienmärkte

Etablierte Aktienmärkte

Die abgelaufene Woche brachte de facto eine gute Nachricht nach der anderen. Doch die Aktienmärkte setzten ihren Höhenflug bis inkl. Donnerstag Nachmittag nur schaumgebremst fort. Erst das überraschend frühe und klare Bekenntnis der Fed zur Stützung von Konjunktur und Arbeitsmarkt mittels neuer Wertpapierkäufe verhalf den Dividendentiteln zu neuerlichen Kurssprüngen.

Die gute Stimmung kann unserer Meinung nach auch gut und gerne noch ein paar Tage oder Wochen anhalten. Doch einerseits bezweifeln (nicht nur) wir, dass die neuen Maßnahmen tatsächlich wie gewünscht der Konjunktur unter die Arme greifen werden. Spätestens nach geschlagener Präsidentschaftswahl wird ein neuer (alter?) US-Präsident nämlich ausgabenseitig mehr oder weniger auf die Bremse steigen müssen. Das könnte also unterm Strich auch in die andere Richtung losgehen. Andererseits befinden wir, dass nunmehr viele, viele gute Nachrichten auch in die Kurse eingepreist sind und selbst bei einem Ausbleiben einer wesentlichen Stimmungsverschlechterung die Kurse nicht mehr sehr viel weiter ansteigen werden.

In Anbetracht der weltweiten Konjunktur-Vorlaufindikatoren ist auch in den kommenden Monaten weiter mit negativen Gewinnrevisionen rund um den Globus zu rechnen. Positiv ist hingegen, dass die nun angekündigten Krisenmaßnahmen der EZB weitgehend ausreichend erscheinen, um zumindest temporär eine weitere Eskalation in der Staatsschuldenkrise zu vermeiden. Gleichzeitig warten aber in der konkreten Umsetzung hin zu nachhaltigen Lösungen noch viele Stolpersteine.

Aufgrund der oben genannten Faktoren halten wir an unserer vorsichtigen Meinung für den weiteren Jahresverlauf fest, wenngleich die Kursrückgänge wohl milder ausfallen werden, als es unsere aktuellen Kursziele nahe legen würden. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass eine abermalige Zuspitzung der Verschuldungskrise in den Herbstmonaten nun deutlich weniger wahrscheinlich ist.


Raiffeisen Capital Management Marktbericht per 14. September 2012

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