Was bedeuten die neuen CO2-Normen für Automobilhersteller?
Permoser: Tatsache ist, dass Automobilhersteller weltweit regulatorisch unter Druck stehen, den Kraftstoffverbrauch ihrer Flotten zu reduzieren. BMW, Daimler, Renault, Toyota und VW sind glücklich über die Einigung, da nun besser geplant werden kann. Vor allem VW und BMW betonen, dass sie die neuen Normwerte bereits 2020 erreichen wollen.Wie wollen die Autobauer den CO2-Ausstoß reduzieren?
Permoser: BMW und VW forschen und investieren intensiv in allen Bereichen, um den CO2-Ausstoß zu senken und Fahrzeuge effizienter zu machen. Toyota hingegen konzentriert sich weiterhin auf die Hybridtechnologie – jenen Bereich, in dem das Unternehmen Marktführer ist. Wie intensiv an der Effizienz der Fahrzeuge gearbeitet wird, wird durch die F&E-Ausgaben deutlich. VW und Toyota investierten jeweils mehr als 9 Mrd. US-Dollar im Jahr 2012.Und was ist mit Elektroautos?
Permoser: Elektrische Autos werden zwar von allen genannten Unternehmen entwickelt, jedoch nicht als Hauptinvestment gesehen. Der genannte Grund hierfür sind die hohen Kosten, fehlende Infrastruktur und mangelnde Kundenakzeptanz. Renault sieht das anders und setzt hauptsächlich auf die Massenproduktion von e-Autos. Hier sticht vor allem eine Erkenntnis heraus: Dem aktuellen Hype zum Trotz werden das Hybrid- oder Elektroauto das CO2-Problem der Automobilbranche nicht lösen, ihr Marktanteil ist einfach zu gering, und die Erzeugung von Strom hat natürlich ebenfalls ihre ökologischen Kosten.
Auch die Autoproduktion verursacht CO2-Emissionen. Wird dies angesichts der Debatten um die Abgassenkung vernachlässigt?
Permoser: Alle Unternehmen, die unsere Anfragen beantworteten, bemühen sich um eine Senkung des allgemeinen Ressourcen- und Emissionsverbrauchs. Renault geht sogar einen Schritt weiter und misst seit 2010 den CO2-Fußabdruck für die Produktion jedes Fahrzeugs. Ziel ist es, diesen innerhalb von 3 Jahren um 10% zu reduzieren.
Was ist der CO2-Fußabdruck?
Permoser: Der CO2-Fußabdruck ist ein interessantes, aber kein klar definiertes Konzept. Die CO2- und Treibhausgasbilanzierung ermöglicht es, Emissionen einschätzbar zu machen und Ansätze zu Reduktion finden zu können. Es gibt derzeit jedoch keine einheitliche, von allen Benutzern akzeptierte Berechnungsmethode.
Woran liegt das?
Permoser: Die Gründe sind vielfältig: Es gibt keine gesetzlichen Regelungen. Einheitliche und transparente Regelungen, wie etwa in der Buchführung gang und gäbe, sind derzeit noch nicht in Sicht. Auch Stakeholdern wie dem Einzelhandel oder NGOs fehlt das Durchsetzungsvermögen, Produzenten auf einen Standard festlegen zu können. Nachteilig für das Konzept des Fußabdrucks ist zudem die große Flexibilität vieler moderner Produktionsverfahren. Ändern sich diese Prozesse, müsste entsprechend auch die Berechnung des CO2-Abdrucks angepasst werden. Dazu kommt, dass der CO2-Fußabdruck mit alternativen Konzepten konkurriert und Unternehmen oft nicht wissen, welches Modell ihre Ansprüche abdeckt.
Lohnt sich der Fußabdruck-Ansatz für Automobilhersteller trotzdem?
Permoser: Einerseits lässt sich ein verringerter Fußabdruck in der Automobilindustrie wunderbar vermarkten – Stichwort Öko-Effizienz der Flotte. Zum anderen dient der CO2-Fußabdruck als Management-Tool. Unternehmen wie Puma kalkulieren ihren Footprint, veröffentlichen die Informationen aber nicht. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass effiziente Ressourcenverwendung auch zum Erfolg beiträgt. Darauf weisen auch einige wissenschaftliche Studien hin, die einen positiven Zusammenhang zwischen Energieeffizienz und Entwicklung des Aktienkurses eines Unternehmens fanden.
Ist der CO2-Fußabdruck auch ein Kriterium beim Nachhaltigkeits-Rating der EAM?
Permoser: Im Nachhaltigkeits-Rating der EAM wird der CO2-Fußabdruck nicht dezidiert ausgewiesen, spielt je-doch indirekt eine wichtige Rolle. Bei Automobilproduzenten entspricht er dem Punkt „Treibstoffverbrauch & Emissionen“ und wird mit 22% gewichtet. Die Gespräche mit den Autobauern ergaben übrigens ein interessantes Detail: Jene Unternehmen, die sich auf den Dialog einließen, hatten bereits vor Beginn des Engagement das Responsible Rating der EAM angeführt. Außerdem haben sich die Autobauer unter allen von uns kontaktierten Branchen als bisher aktivster Engagement-Partner erwiesen.
Über den Interviewpartner: Mag. Gerold Permoser ist seit Anfang April 2013 Chief Investment Officer (CIO) der Erste Asset Management.
Über den Fonds ERSTE RESPONSIBLE STOCK GLOBAL
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