Hinweis: Dieser Beitrag ist auch im Blog der Erste Asset Management verfügbar.
Viele Investoren sind aufgrund der schwachen Performance der Schwellenländer verunsichert. Was ist der Hintergrund?
Péter Varga: Vielen Schwellenländern ist aufgrund des Rohstoffpreisverfalls das Business Modell abhanden gekommen. Große Volkswirtschaften wie Russland, Südafrika oder Brasilien sind stark von Rohstoffen abhängig, haben zu wenig diversifiziert und erhalten jetzt dafür die Rechnung. Russland und Brasilien wurden im Vorjahr von den Rating-Agenturen auf „junk“ (BB) zurückgestuft.
Gilt die Rohstoff-Abhängigkeit generell für Schwellenländer?
Die Aussage ist nicht allgemein gültig. Die Türkei zum Beispiel profitiert von niedrigen Rohstoffpreisen. Im Vergleich zu den entwickelten Ländern gibt es diese Abhängigkeit gegenüber dem Rohstoffzyklus und der Preisrückgang ist damit relevant. Allerdings haben viele Länder ihre lokalen Währungen im gleichen Ausmaß abgewertet: bilanzieren also mehr oder weniger ausgeglichen. Für Lokal-Währungsinvestoren kostete das allerdings Performance. Unser Fonds investiert ausschließlich in Hartwährungsanleihen, ist in Euro-abgesichert, und somit nicht betroffen.
Inwiefern spielt die Politik eine Rolle?
Leider derzeit eine zu große Rolle. Nur zwei Beispiele: Russland kämpft aufgrund des Ukraine-Konfliktes mit Sanktionen, Brasilien und China mit Korruptionsvorwürfen und in der sogenannten Arabischen Welt sind hohe religiöse Spannungen zu beobachten. Politische Unsicherheit wirkt sich unmittelbar auf das Verhalten internationaler Investoren aus.
Wie wichtig ist für Sie die Zinspolitik der US-Notenbank?
Die Risikoaufschläge gegenüber US-Staatsanleihen sind derzeit sehr hoch, auch im historischen Vergleich. Das zugrunde liegende Universum des ESPA BOND EMERGING MARKETS CORPORATE wies per Jahresultimo 2015 eine Rendite von 8% aus, war also höher als für High-Yield-Unternehmensanleihen aus den USA (7,5%). Aus meiner Sicht ist der Risikoaufschlag hoch genug um weitere, moderate Zinserhöhungen auszugleichen. Ich sehe dieses Thema relativ entspannt.
Viele Blicke sind nach China gerichtet. Womit ist zu rechnen?
China ist für mich der „schwarze Schwan“ für 2016. Für die größte Volkswirtschaft Asiens wird eine deutliche Verlangsamung erwartet. Das hat globale Auswirkungen. Die Achillesferse Chinas ist die hohe Verschuldung der Privatwirtschaft und der lokalen Regierungen, sprich von Landkreisen, Städten und Gemeinden. Viele Unternehmen werden von Banken künstlich am Leben erhalten. Aus meiner Sicht sind die in den Bankbilanzen offiziell ausgewiesenen Kreditausfallsquoten viel zu optimistisch angesetzt.
Die chinesische Regierung versucht der rückläufigen Exportdynamik mit Konjunkturmaßnahmen und einer kontrollierten Währungsabwertung gegenzusteuern. Die wirtschaftliche Ausrichtung soll nachhaltiger sein. Der inländische Konsum und die heimische Bauwirtschaft sollen an Bedeutung gewinnen.
Sind Emerging Markets Anleihen weniger liquide als Anleihen aus entwickelten Ländern?