BREXIT: Insellösung statt Gemeinschaftsprojekt?

Die gesamte Europäische Union blickt gespannt in Richtung des 23. Juni 2016: An diesem Tag entscheiden die Wahlberechtigten in einem Referendum darüber, ob Großbritannien weiterhin Mitglied der Europäischen Union bleiben soll. Ein möglicher negativer Ausgang stellt wohl in diesem Jahr das größte Risiko für europäische und globale Finanzmärkte dar. Der Ausgang des Referendums ist ungewiss. „Die verschiedenen Stimmungsindikatoren senden gemischte Signale“, so Peter Szopo, Aktienchefstratege der Erste Asset Management. Erste Asset Management | 25.04.2016 13:55 Uhr
Peter Szopo, Aktien-Chefstratege, Erste Asset Management / ©  Erste Asset Management
Peter Szopo, Aktien-Chefstratege, Erste Asset Management / © Erste Asset Management
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Zu den Stimmungsindikatoren zählen u.a. Meinungsumfragen, Börsenkurse aber auch Wettquoten. „Wenn wir uns die Meinungsumfragen ansehen, enden etwa 26 Prozent mit einer Mehrheit für den Brexit. Zwei Drittel der Umfragen haben aber bisher eine Mehrheit für den Verbleib in der Europäischen Union gebracht. Allerdings verschiebt sich der Trend graduell Richtung Austritt.“ Die Wettquoten deuten klar auf einen Verbleib Großbritanniens bei der EU.

Entwicklung des Britischen Pfund (GBP) nimmt Brexit vorweg, Staatsanleihen reagierten bisher kaum

Die gemischten Signale dieser Umfragen und Wettquoten spiegeln sich besonders an den Devisenmärkten wider. Am heftigsten ist bisher das Britische Pfund (GBP) unter Druck geraten. Seit Mitte 2015 hat es gegenüber dem US-Dollar (USD) mehr als 10 Prozent eingebüßt und ist seit Anfang 2016 die schwächste europäische Währung. „Im Falle eines Brexits erwarten wir, dass das Pfund noch mehr unter Druck geraten wird und weiter abwertet“, so Szopo. Im Gegensatz dazu haben britische Staatsanleihen kaum reagiert. Die Renditedifferenz zwischen 10-jährigen britischen Staatsanleihen und US Treasuries ist negativ und liegt deutlich unter dem historischen, langjährigen Durchschnitt. Die Renditedifferenz zu den deutschen Bundesanleihen liegt zwar seit längerem über dem langjährigen Durchschnitt, hat sich jedoch seit der Brexit-Debatte kaum ausgeweitet.

UK-Aktienmarkt derzeit ruhig, ansteigende Volatilität erwartet

Die Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten Anfang des Jahres und die zunehmend intensivere Diskussion um den Brexit hinterließen an den britischen Aktienmärkten bisher kaum Spuren. „Der Leitindex FTSE 100 Index hat 2016 in lokaler Währung um 1,6 Prozent zugelegt“, so Szopo. „Ähnlich wie der Dow Jones Industrial Average, der im selben Zeitraum um 2,7 Prozent anstieg.“ Der EURO STOXX 50 sei demgegenüber um 6,5 Prozent gefallen. Auch die Volatilitätsentwicklung des FTSE 100 zeige, dass der britische Aktienmarkt eher durch globale Entwicklungen beeinflusst ist, als idiosynkratisch von der Gefahr eines Brexits. „Wir erwarten in Richtung des Referendums für UK-Aktien eine ansteigende Volatilität“, bestätigt Szopo.

Die Auswirkungen eines möglichen Austritts Großbritanniens sind schwer zu kalkulieren. „Im Brexit-Fall gibt es viele, teilweise entgegen gerichtete Effekte“, sagt Szopo. Auf der einen Seite würden das Bruttoinlandsprodukt und die Produktivitätszuwächse aufgrund der Handelshemmnisse sinken. Auf der anderen Seite würde die schwache Währung die Unternehmensgewinne unterstützen. „Der Netto-Effekt ist schwer vorherzusagen“, so Szopo. „Wir gehen davon aus, dass die Abwärtsrisiken bei einem Brexit überwiegen.“

Eine Sektorbetrachtung ist aus Sicht der Erste Asset Management sinnvoller. Szopo: „Unternehmen mit Fokus auf den Binnenmarkt werden es schwerer haben, da der private Konsum und die Investitionen zurückgehen werden. Unternehmen, die global aufgestellt sind, und für die weder der Heimmarkt noch der europäische Markt von zentraler Bedeutung sind, werden vermutlich relativ immun sein.“

Europäische Aktienmärkte: Ruhe vor dem Sturm

Die europäischen Aktienmärkte hatten 2016 einen außergewöhnlich schwachen Start. „Die Aktien der Eurozone gemessen am Euro Stoxx 600 weisen eine Underperformance von 7 Prozent gegenüber globalen Aktien auf (MSCI World), wobei der Brexit eine vernachlässigbare Rolle gespielt hat“, sagt Szopo. Eine schwache Unternehmensgewinnsaison kombiniert mit einem verhaltenen Ausblick für das restliche Jahr war für die Underperformance genauso bestimmend wie die Flüchtlingskrise und fragile Makro-Daten. Wenn sich die Anzeichen für einen Brexit verdichten, wird sich die Underperformance europäischer Aktien fortsetzen. „Die aktuelle Situation gleicht der Ruhe vor dem Sturm“, so Szopo. „Als die griechische Schuldenkrise ihrem Höhepunkt entgegenstrebte, stieg der Index der gehandelten Volatilitäten auf über 30 Punkte an und der Euro Stoxx 600 schnitt um 5,0 Prozent schlechter ab als die globalen Märkte. Ein Brexit dürfte sich weit massiver auswirken.“

Brexit: Europa würde verlieren

Der Brexit ist nicht das wahrscheinlichste Szenario, wie verschiedene Indikatoren zeigen, aber er ist doch eine Spur wahrscheinlicher geworden. Der Brexit könne nicht ausgeschlossen werden, als Folge drohten nicht nur Turbulenzen an den Aktienmärkten. Auch die britische Volkswirtschaft würde leiden, denn die EU ist der wichtigste Handelspartner. Sie steht für 45 Prozent der Waren- und Dienstleistungsexporte und 53 Prozent der UK-Importe. Im Brexit-Fall fielen nicht nur die Außenhandelsvolumina, sondern auch die ausländischen Direktinvestitionen in Großbritannien. „Zugleich schrumpft durch Migrationsbeschränkungen das Arbeitskräfteangebot und die Unsicherheit bei Konsum- und Investitionsnachfrage steigt“, betont Szopo.

Die EU würde ebenfalls verlieren, da sie nicht nur eine starke Volkswirtschaft verlöre, sondern die gesamte Union, insbesondere politisch, geschwächt würde. Szopo im Fazit: „Am schwerwiegendsten ist aus unserer Sicht, dass ein Austritt Großbritanniens die europäischen Fliehkräfte verstärkt und weitere Länder versucht sein könnten, diesem Vorbild zu folgen. Weiterhin verlöre die EU global an Einfluss und intern käme es zu einem Ungleichgewicht zwischen dem eher marktorientierten nordischen Block mit Schweden, Dänemark und Niederlande und Staaten mit dirigistisch-etatistischer Tradition wie Frankreich. Als Ergebnis würde Europa in Summe verlieren.“

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