Die Risiken sind vor allem politischer Natur, wie man an den Spannungen mit Westeuropa in der Migrationsfrage, dem möglichen Austritt Großbritanniens aus der Eurozone (BREXIT), dem Ukraine-Konflikt und der Hinwendung zu einer nationalistischen Wirtschaftspolitik erkennen könne.
Robert Senz, Leiter Anleihenfonds, Erste Asset Management: „Zentral- und Osteuropa steht in vielen Punkten positiver da, als man annehmen könnte. Es gibt treibende Faktoren, die die Aufmerksamkeit der Investoren schon bald in Richtung Osteuropa lenken könnten.“
„Wir sprechen von einem Markt mit 400 Millionen Menschen. In den nächsten Jahren wird das Bruttoinlandsprodukt in der Region stark wachsen und klar über den Wachstumsperspektiven der Kern-EU Staaten liegen“. Für 2016 rechnen Analysten mit einem Wachstum von 3% und mehr für Länder wie Polen, Rumänien und die Türkei. Ungarn und Tschechien werden in diesem und im nächsten Jahr über 2% wachsen können (Quelle: Bloomberg Konsensus-Schätzungen). Sogar Griechenland beginnt sich nach Jahren der Krise zu erholen und könnte im nächsten Jahr mit +1,6% ein deutliches Lebenszeichen von sich geben.
Anton Hauser, Senior Fondsmanager ESPA BOND DANUBIA: „An den Anleihenmärkten dürfen Investoren bei stabilen politischen Rahmenbedingungen mit einer Rendite zwischen 3,5 und 4,5% rechnen.“
An den Anleihenmärkten dürfen Investoren bei stabilen politischen Rahmenbedingungen mit einer Rendite zwischen 3,5 und 4,5% rechnen. Die EZB trägt mit ihrem Ankaufsprogramm zu einem Run in die Euro-Staatsanleihen und Unternehmensanleihen bei. Aber was den ESPA BOND DANUBIA anbelangt, kann sie nur 4% des Anleihen-Universums kaufen. Das Risiko sei dabei „überschaubar“ und liege vor allem auf der geopolitischen Ebene. Die günstigen Währungen fördern die Exporttätigkeit. „Der Kaufkraftanstieg wirkt als Treiber für den Inlandskonsum“, sagt Anton Hauser, Senior Fondsmanager des Osteuropa-Anleihenfonds-Flaggschiffs ESPA BOND DANUBIA. Auch die Verschuldung der osteuropäischen Länder und Unternehmen spreche für die Anlage-Region. Zum Unterschied zu früheren Krisen, etwa 1998 und 2008, halten sich die Verschuldungsgrade in Grenzen. Leistungsbilanz- und Budgetdefizite in der Region befinden sich auf niedrigen Niveaus. Die Wettbewerbsfähigkeit ist gestiegen. Im letzten Standort-Ranking der Weltbank konnten sich 10 von 20 osteuropäischen Ländern verbessern – u.a. Polen, Russland, Slowenien.
Nachdem die Aktienmärkte Zentral und Osteuropas in der „Post-Lehman-Welt“ der globalen Kapitalmärkte in den letzten fünf Jahren mehr als 40% an Wert verloren (auf Euro-Basis), mehren sich die Anzeichen für eine Trendwende. Die Börsen profitieren von der Erholung der Rohstoffpreise, insbesondere vom Rohölpreis, der sich seit seinem Februar-Tief nahezu verdoppelt hat.
Russland: Potenzial trotz Öl und Sanktionen
Russland hatte am meisten unter den rückläufigen Rohstoffpreisen und den von der EU und den USA verhängten Sanktionen zu leiden. Das BIP des flächenmäßig größten Landes fiel im Vorjahr um 3,7%. Selbst wenn die russische Wirtschaft 2016 noch nicht wachsen kann, sind die ersten Anzeichen für eine Erholung zu beobachten: Die Inflation ist von den Höchstständen von 16,9% (2015) auf zuletzt 7,3% gesunken. Es ist zu erwarten, dass die Zentralbank in Moskau, die die Leitzinsen erst letzte Woche auf 10,5% reduzierte, in den nächsten Monaten Zinssenkungen vornimmt und damit das Wirtschaftswachstum stützt.
Börsen profitieren vom Comeback der Konvergenz-Story
Die Börsen sind vergleichsweise günstig bewertet. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11,3 bieten die Aktienmärkte Zentral- und Osteuropas einen 25%-igen Bewertungsabschlag zu den Börsen Kerneuropas. „Und obwohl das prognostizierte Gewinnwachstum in Osteuropa noch immer nicht überzeugend ist, sind die Möglichkeiten für Aktieninvestoren intakt“, betont Peter Szopo, Leiter des Aktienfondsmanagements der Erste Asset Management in Wien. Die Indizes werden zwar von den Energie- und Bankenwerten dominiert. Aber genau diese Rohstofflastigkeit könnte sich positiv auf den Markt auswirken, sollten sich die Rohstoffmärkte weiter stabilisieren und langsam erholen. Einige der größten und profitabelsten Energie- und andere Rohstoffproduzenten der Welt haben ihren Sitz in Russland. Sie haben von der Abwertung der Landeswährung Rubel stark profitiert.
Peter Szopo, Aktien-Chefstratege, Erste Asset Management: „Die Börsen profitieren von der Erholung der Rohstoffpreise, insbesondere vom Rohölpreis, der sich seit seinem Februar-Tief nahezu verdoppelt hat.“
Türkei: Junge Bevölkerung, junge Wirtschaft
Russland und Türkei sind jene Länder, die im Osteuropa-Aktienfonds ESPA STOCK EUROPE-EMERGING mit zusammen 74% am prominentesten gewichtet sind. Der türkische Aktienmarkt bietet Zugang zu einer stark wachsenden, jungen Wirtschaft mit einer der besten demographischen Entwicklungen in der Welt. Das KGV liegt aktuell bei vergleichsweise günstigen 7.
Dividendenrendite deutlich über Europa-Börsen
Die relative Attraktivität der osteuropäischen Börsen drückt sich auch bei den Dividendenrenditen aus. Osteuropäische Unternehmen handeln derzeit im Durchschnitt mit einer Dividenenrendite von über 4% p.a. Sie liegt damit deutlich über der Rendite in Europa (3,8%) oder in den globalen Emerging Markets (2,8%).
Politische Risiken bleiben – Brexit könnte zu Preisausschlägen führen
Die Börsen in Osteuropa können sich von den globalen Märkten nicht abkoppeln. Noch immer sind Risiken in Bezug auf das globale Wachstum, die weitere Zinspolitik (vor allem die Zinserhöhungen in den Vereinigten Saaten) und die Entwicklung der lokalen Währungen vorhanden. Die Investoren werden aufmerksam die politische Entwicklung in Russland und der Ukraine verfolgen. Am Ende des Jahres finden in Russland Parlamentswahlen statt. Die Türkei mit der Verfassungsänderung wird viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Last but not least Griechenland, wo die Schuldenkrise noch nicht ausgestanden ist und eine Vereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds und der EU noch nicht ausgearbeitet wurde. Der mögliche aber nicht wahrscheinliche Austritt Großbritanniens aus der Eurozone (Brexit) hätte zwar nicht so große unmittelbare Auswirkungen auf die Länder Zentral- und Osteuropas wie auf Irland, die Niederlande und Deutschland. Man müsse aber davon ausgehen, dass es im Einklang mit anderen Finanzplätzen zu deutlichen Preisausschlägen und zu einer Erhöhung der Risiko-Prämien kommen könnte, so Szopo.