Brasilien: Olympiade der wirtschaftspolitischen Indikatoren

Anlässlich der heute startenden Olympischen Spiele nimmt Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste Asset Management, die Volkswirtschaft Brasilien unter die Lupe: Erste Asset Management | 05.08.2016 08:54 Uhr
Gerhard Winzer, Chefvolkswirt, Erste Asset Management / ©  Erste Asset Management
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In Brasilien, genauer in Rio de Janeiro, finden im August die 31. Olympischen Sommerspiele 2016 statt. Nach Mexiko Stadt (1968), Moskau (1980), Seoul (1988) und Peking (2008) ist das erst die fünfte Stadt in einem Schwellenland. Die Austragung der Spiele spiegelt die zunehmende ökonomische Bedeutung von Brasilien wider. Immerhin haben die 208 Millionen Einwohner im vergangenen Jahr Güter und Dienstleistungen im Wert von 1700 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist Brasilien mittlerweile die neuntgrößte Volkswirtschaft der Erde.

Mittleres Einkommen

Reiht man die Länder nach dem volkswirtschaftlichen Einkommen pro Kopf ergibt sich allerdings ein anderes Bild. Bereinigt um die Kaufkraftunterschiede erreicht Brasilien mit 15600 US-Dollar lediglich Platz Nr. 80 von 191 Ländern. Anders ausgedrückt befindet sich Brasilien genau am Mittelwert. 50 Prozent der Länder haben ein höheres Jahreseinkommen pro Kopf.

Eckdaten zu Brasilien

Einwohnerzahl: 204,9 Millionen (Eurozone im Vergleich: 337 Mio.)
Fläche: 8.514.877 km2 (fünftgrößter Staat der Erde)
Hauptstadt: Brasilia
Währung: Real (BRL)

Quelle: Internationaler Währungsfonds
Quelle: Internationaler Währungsfonds


Auch bei der Staatsführung befindet sich Brasilien mit Mittelfeld. Die Meinungsfreiheit sowie die Verantwortlichkeit der Regierung, d.h. selbige im Fall von Misswirtschaft auch absetzen zu können, sind noch am besten ausgeprägt. Hier rangiert das Land unter den besten 40% von 215 Ländern. Aktuell ist das anhand des Amtsenthebungsverfahrens von Präsidentin Dilma Rousseff, das im Frühjahr eingeleitet wurde, ablesbar. Hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit, der politischen Stabilität, der Qualität des öffentlichen Verwaltung und der Korruption rangieren die Werte um den Mittelwert. Letzteres wundert nicht, vergegenwärtigt man sich den milliardenschweren Schmiergeldskandal, in dessen Zentrum die staatlich kontrollierte Ölfirma Petrobras steht.

Negative Hitliste

Auf der Hitliste im negativen Sinn stechen vor allem vier Indikatoren hervor. Erstens ist die Ungleichverteilung der Einkommen sehr hoch. Eine Reihung anhand des sogenannten GINI Index ergibt Platz 13. Zweitens gehört Brasilien zu den Ländern mit einer sehr hohen Kriminalitätsrate (Platz 9). Drittens befindet sich Brasilien in einer schweren Rezession. Zwischen 2014 und 2016 wird das reale Bruttoinlandsprodukt um rund 7,5 Prozent geschrumpft sein. Viertens ist die Neuverschuldung des Staates mit rund 10 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt zu hoch.

Top-Performance

Die Ertragsentwicklung der brasilianischen Finanzmärkte gehört in diesem Jahr zu den besten. Der Brasilianische Real hat sich seit Jahresanfang um 14% gegenüber dem Euro gefestigt, die Staatsanleihen in Lokalwährung erwirtschafteten einen Ertrag von 21% und der Aktienindex Bovespa ist um 29% angestiegen. Diese außergewöhnlich gute Performance kann mit der Einsetzung des neuen Interimspräsidenten Temer, der Erholung der Rohstoffpreise und der hohen Nachfrage der Investoren nach Veranlagungen in den Schwellenländern zurückgeführt werden.

Dabei sein ist alles

Im ewigen Medaillenspiegel befindet sich Brasilien auf Platz 33 von 123 Ländern. Auch in diesem Jahr werden wohl einige Medaillen abfallen. Betrachtet man die sehr gute Ertragsentwicklung der brasilianischen Finanzmärkte in den ersten sieben Monaten in diesem Jahr ist das offizielle Motto der Olympiade „Schneller, höher, stärker“ angebracht. Sollte Brasilien allerdings an einer Olympiade der wirtschaftspolitischen Indikatoren teilnehmen, wäre mehr das inoffizielle Motto „Dabei sein ist alles“ angebracht.

Gerhard Winzer, Chefökonom, Erste Asset Management

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