Schwellenländer haben im vergangenen Jahr trotz vieler geopolitischer Ereignisse wie den US-Wahlen solide Renditen erwirtschaftet. Für 2017 wird daher erwartet, dass diese Länder womöglich abermals das Wirtschaftswachstum der etablierten Volkswirtschaften übertreffen werden.
Ein steigender Ölpreis sowie die anhaltend hohe Nachfrage nach Neuemissionen von Schwellenländeranleihen könnten diese Entwicklung stützen. Die Wachstumsprognose für Schwellenländer dürfte jedoch gerade bei den Ländern, deren Wirtschaft primär von den Handelsbeziehungen zu den USA profitiert, auch davon abhängen, wie die Trump-Regierung den angedachten US-Protektionismus weiter vorantreibt. Die eventuell daraus resultierende Volatilität an den Anleihemärkten könnte hingegen auch Investoren interessante Einstiegsmöglichkeiten in diese Assetklasse bieten.
„Nach unbefriedigenden Jahren sehen wir bei Schwellenländern wieder eine konjunkturelle Erholung“, sagt Helene Williamson, Head of Emerging Markets Debt bei First State Investments.
Williamson: „Wir erwarten daher, dass diese Länder im Jahr 2017 die entwickelnden Volkswirtschaften in ihrem Wachstum übertreffen könnten. Hervorzuheben wären hier beispielsweise in Lateinamerika Brasilien und Argentinien, deren Wirtschaft sich aufgrund ihrer aktuellen fiskalpolitischen Strategie wieder stabilisiert. Ebenso erwarten wir in Russland und Kasachstan ein stärkeres Wachstum, da beide Länder vom derzeit hohen Ölpreis profitieren dürften.
Bereits im vergangenen Jahr war der steigende Ölpreis teilweise für die positive Renditeentwicklung der Assetklasse Emerging Markets Debt (EMD) mitverantwortlich. So erwirtschafteten Anleihen von Öl fördernden Schwellenländern wie Venezuela und Ecuador Renditen von mehr als 30 Prozent, da die Kreditwürdigkeit dieser Länder im Hinblick auf ihre viel höheren Öleinnahmen neu bewertet wurde.
Sollten sich die OPEC-Mitgliedstaaten an die im vergangenen Jahr beschlossene Drosselung der Ölfördermenge halten, könnte dies zu einem weiteren Anstieg der globalen Ölpreise und somit zu abermals hohen Anleiherenditen vereinzelter Ölfördernationen führen. Über die Zeit betrachtet korrelieren die Emerging Market Spreads mit dem Ölpreis. Dies ist bei der hohen Anzahl an Öl exportierenden Ländern im EMD-Anlageuniversum nicht überraschend. Ein weiterer positiver Faktor ist die aktuell sehr hohe Nachfrage nach Neuemissionen dieser Anlageklasse. Allerdings dürften unserer Einschätzung nach Schwellenländer, die überwiegend Industriegüter exportieren, unter Druck geraten, wenn Donald Trump seine Idee des US-Protektionismus tatsächlich durchsetzen sollte. Dies dürfte insbesondere Mexiko aber auch die großen asiatischen Produktionsländer treffen.
Wir sehen in 2017 vor allem die Beziehung zwischen China und den USA als einen der bedeutendsten politischen Einflussfaktoren für Schwellenländeranleihen sowie für die globalen Märkte insgesamt. Da der politische Kurs Trumps nun klarer zu werden scheint, erwarten wir wieder mehr Volatilität auf dem Markt. Unserer Ansicht nach könnte das jedoch im Gegenzug auch zu attraktiven Einstiegsmöglichkeiten für Investoren in die Assetklasse führen.“