Analyse: Direkter EZB-Geldtransfer an Bürger anstatt QE?

Den Zweifeln am Erfolg des QE-Programm der Europäischen Zentralbank EZB begegnen Ökonomen mit dem Vorschlag, das Geld direkt an die Bürger der Eurozone auszuzahlen. Eine aktuelle Studie der untersucht eine sinnvolle und gerechte Verteilung solcher Geldtransfers. Research |
Burak Dogancay, Analyst, HYPO Capital Management AG
Burak Dogancay, Analyst, HYPO Capital Management AG

Zu guter Letzt könnte man ein Problem beheben, das einem in den Grafiken sofort ins Auge springt: Die hohe Auszahlung an einige Länder, allen voran Luxemburg. Auf Grundlage dieser Rechnungen, wäre eine Deckelung von 300 Euro sinnvoll. Davon betroffen wären Luxemburg (-370 Euro), Irland (-32 Euro) und die Niederlande (-5 Euro).

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Durch diese Maßnahme hätte man zusätzliche Gelder in Höhe von 328 Mio. Euro pro Monat. Dies könnte man zu gleichen Teilen an wirtschaftlich schwächere Staaten auszahlen oder gezielt einzelnen Ländern helfen, die wirtschaftliche Probleme haben.

Diese Berechnungen verdeutlichen, wie hoch das europäische QE eigentlich ausfällt, da 60 Mrd. Euro pro Monat bzw. insgesamt ca. eine Billionen Euro vielen Menschen nicht sehr viel aussagt. Beim Betrachten dieser Zahlen, kann jeder abschätzen, was für einen Einkommenszuwachs man hätte, wenn die EZB die Gelder unter den Bürgern verteilen würde. So wird einem das Ausmaß des QEs erst richtig bewusst.

Natürlich gäbe es bei diesem Vorgehen auch einige Herausforderungen. Eines der Hauptprobleme wäre die Organisation der Auszahlungen. Nicht jeder Bürger ist richtig gemeldet oder hat ein Konto und vor allem in Ländern mit einer weniger gut organisierten Behörden- und Meldestruktur, könnte man auf erhebliche Probleme stoßen. Ein anderes Problem wären die politischen Auseinandersetzungen. Beispielsweise bei der Festsetzung der Grenzen (18 Jahre, Top-5%-Verdiener) oder einer Deckelung der Auszahlungen, die betroffene Länder als ungerecht empfinden könnten.

Zudem sehen einige Fachleute bei Geldtransfers gewisse Risiken. Bürger könnten das zusätzliche Geld ansparen oder damit Verbindlichkeiten bezahlen. Allerdings hätten nach dieser Annahme niedrige Zinsen ebenfalls keinen Effekt, da Menschen mit dieser Einstellung keine Kredite aufnehmen, um es auszugeben. Die Bereitschaft geschenktes Geld auszugeben ist sicherlich höher als sich zuverschulden um Geld auszugeben. Bei den bisher vorgeschlagenen Einmalzahlung argumentierten die Gegner außerdem, dass Bürger ihr Geldgeschenk in langlebige Elektronikartikel aus dem Ausland investieren. Dieses Risiko ist bei kleinen Auszahlungen, über einen Zeitraum von 19 Monaten, wesentlich geringer. Selbst wenn ein Teil der Bevölkerung sich hierfür entscheiden würde, würde die Wirtschaft in der Eurozone noch immer profitieren, u.a. der Einzelhandel, der durch den Verkauf dieser Produkte Gewinner erzielt.

Eine ungewöhnliche Maßnahme wie diese, würde die Kaufkraft der Bevölkerung stark erhöhen und zu einem Konsumanstieg führen. Dadurch würden die quantitativen Mittel der EZB direkt an den Mann und so in die Realwirtschaft fließen, ohne den Umweg über die Banken bzw. Finanzmärkte. Bei einem Erfolg dieses Vorgehens, würde die Wirtschaftskraft der Länder wachsen und die Verbraucherpreise würden wieder steigen.

Burak Dogancay,

Analyst - Fixed Income
HYPO Capital Management AG


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