In der „absoluten Welt“ gelten andere Gesetze als in der relativen. Keine Benchmarks, keine Indizes, an die sich die Fondsmanager halten müssen bzw, insofern auch keine Über- oder Untergewichtungen. Stattdessen versprechen so genannte Absolute- oder Total-Return Fonds stetige Performance über dem risikolosen Zinssatz (EURIBOR) bei flexiblem Investmentansatz - und das unabhängig von der Marktlage. Doch zahlreiche Absolute Return Fonds, die sich gerne als Schutzschild gegen steigende Risiken und Unsicherheiten verstehen, verlieren im Portfolio einiges von ihrem Glanz.
Für Anleger interessante Zielsetzung
Dabei sind die Ziele von Absolute-Return Fonds für Anleger sehr interessant. Über eine bestimmte Zeitperiode (meistens ein Jahr) wollen die Fonds immer einen positiven Ertrag erwirtschaften. Die Fonds sollenn dann – je nach Produkt – auch noch um 100 bis 400 Basispunkte über dem risikolosen Zinssatz (beispielsweise dem Drei-Monats-Euribor) liegen. „Die Herausforderung besteht darin, so viel Downside wie möglich zu kappen und gleichzeitig Spielraum für die Rendite nach oben zu halten,“ bringt es Daniel Brem, Fondsmanager bei Credit Suisse Asset Management auf den Punkt.
Um das zu erreichen arbeiten die Fondsmanager mit derivaten Finanzinstrumenten genauso wie mit Direktinvestments in Anleihen und Aktien. Dabei haben sie nach den Regeln des UCITS III viele Möglichkeiten offen, und können so beispielsweise von fallenden Kursen profitieren. Doch während die Theorie so einfach klingt, stellt sich die Zielerreichung in Wirklichkeit viel komplexer dar.
Total oder Absolute?
Das zeigt schon die unterschiedliche Begriffsdefinition von „Total“ und „Absolute Return“: Ein Total Return Fonds hat zum Ziel, eine möglichst hohe absolute und immer positive Rendite zu erzielen. Selbst im ungünstigsten Fall soll zumindest das investierte Kapital erhalten bleiben. Ein weiterer Unterscheid zu der „relativen Welt“ der Benchmark-orientierten Fonds besteht darin, dass es keine Vergleichsgröße wie einen Index gibt, an dem der Erfolg von Absolute-Return Produkten gemessen werden kann.
Absolute Return Fonds unterschieden sich theoretisch von Total Return Fonds in einem Punkt: Während unter Total Return ursprünglich Rentenfonds verstanden wurden, sind Absolute Return Fonds als völlig flexible Fonds konstruiert und ähneln in den Ansätzen eher Hedge-Fonds. Wie sieht es dabei mit potentiellen Kursrückschlägen aus? „Absolute Return bedeutet nicht, dass der Fonds nie Verluste macht,“ betont Brem.
Eine sehr heterogene Anlageklasse
Während die Unterschiede zwischen Absolute- und Total-Return vor allem im deutschsprachigen Raum immer weiter verschwimmen, ergeben sich die Unterschiede vor allem aus dem Anlageuniversum. So gibt es Themenfonds wie BRIC oder Ethik genauso wie flexible Fonds, die in alle Assetklassen weltweit investieren dürfen.
Damit streuen sich die Absolute- und Total-Return Ansätze über verschiedenste Assetklassen. So gibt es zahlreiche reine Aktienfonds, die einen solchen Ansatz verfolgen, genauso wie geldmarktnahe Produkte. Den größten Anteil mit 168 von 424 Fonds beanspruchen aber Mischfonds für sich, gefolgt von Anleihenfonds mit 103.
Steigende Nachfrage für Absolute- und Total-Return
Absolute Return Produkte erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Das zeigen auch jüngste von e-fundresearch.com erhobene Zahlen: So gibt es laut dem Fondsdatenanbieter Lipper per 20. September 2007 424 Absolute-Return Fonds. Anfang des Jahres waren es noch 363, vor drei Jahren nur 177 Fonds. Auch das Volumen ist mittlerweile stark angewachsen: 78 Mrd. Euro macht die junge Absolute Return Fondsbranche alleine im deutschsprachigen Raum bereits aus. Vor einem Jahr waren es noch 68,5 Mrd. Euro.
Doch was in der Theorie verlockend klingt, entpuppt sich in der Praxis oft als weniger lohnend. Laut einer Untersuchung von Standard & Poor verpasste jeder der gerateten Absolute Return Fonds seine Ertragsziele. Gegenüber dem Fondsmagazin der Financial Times (FTfm) erklärte auch Fondsmanager Quentin Fitzsimmons von Threadneedle: „Es ist wahr, dass sich Absolute-Return Ansätze nicht mit Ruhm bekleckert haben.“
Wie schneiden aber die Fonds ab?
Das gilt auch für Absolute Return Fonds aus dem deutschsprachigen Raum. Von den 363 Fonds, die über eine Historie seit Anfang des Jahres verfügen, liegen nur 80, oder 22 Prozent, über dem risikolosen Zinssatz von 2,96 Prozent (3-Monats-EURIBOR). Nur 230 Fonds erzielten überhaupt einen positiven Ertrag, 133 Fonds liegen seit Beginn des Jahres dagegen im Minus. Im Schnitt erzielten alle Fonds mit einer YTD-Rendite von 0,78 Prozent weit weniger als eine risikolose Geldmarktveranlagung.
Auch auf Sicht der letzten zwölf Monate schnitten Absolute-Return Produkte schlechter als der Euribor ab und liegen im Schnitt 50 Basispunkte unter dem risikolosen Zinssatz von 3,96 Prozent.
Über die vergangenen drei Jahre sieht die Bilanz ein aber viel erfreulicher aus. Von 177 Fonds liegen immerhin 101 über dem Drei-Monats-Euribor von 2,9 Prozent p.a. Jedoch liegen 24 Fonds im Minus. Durchschnittlich konnten Absolute- und Total-Return Fonds mit 4,95 Prozent p.a. den risikolosen Zinssatz um 200 Basispunkte schlagen.
Die besten Fonds im Überblick
Durch die breite Streuung über verschiedene Assetklassen fällt ein Vergleich zwischen einzelnen Absolute-Return-Produkten oft schwer. Doch über die risikoadjustierte Rendite (Sharpe Ratio) lassen sich auch diese Fonds ansatzweise vergleichen. Für Anleger empfielt sich darüber hinaus noch auszurechnen, ob das vom Fondsmanager definierte Ziel erreicht wurde.
Die Top-30 der Absolute Return Fonds zeichnen sich vor allem durch eines aus – ihre Streuung über verschiedene Anlageklassen. So finden sich Fonds mit einem globalen Aktienportfolio ebenso wie solche, die in europäische Anleihen investieren. Am besten schnitt anhand der Fünf-Jahres Sharpe Ratio von 1,82 der Ethna-Aktiv-E ab, der sowohl in Aktien als auch Anleihen in Europa investiert. Risikoadjustiert liegen der DJE Golden Wave und der Carmignac Profil Reactif 100 dahinter, mit einer Sharpe Ratio von 1,24 und 1,22.
Der beste Fonds mit ausschließlichem Fokus auf Anleihen ist der StarCap - Argos, der in globale Anleihen investiert. Der von Peter E. Huber gemanagte Fonds erzielte in den vergangenen fünf Jahren eine Performance von 5,33 Prozent bei einer Sharpe Ratio von 1,08. Auch ein Schwellenländer-Aktienfonds findet sich unter den Top 10, der C-Quadrat ARTS Best Momentum mit einer Sharpe Ratio von 1,03 und einer Performance von 17,1 Prozent p.a.
Fazit
Absolute- und Total-Return Fonds hegen hehre Ziele: das Kapital des Kunden soll niemals geschmälert, der risikolose Zinssatz überboten, Risiko durch Flexibilität im Investmentansatz weitgehend reduziert werden. Doch nur wenige Fonds konnten ihre Ziele, vor allem kurzfristig (und schließlich eignen sich diese Fonds vor allem für risikoaverse bzw. kurzfristig orientierte Anleger), auch erreichen. Bei vielen Produkten lassen sich diese Punkte nicht immer vereinen, und das bekommen zahlreiche Anleger in ihrem Depot zu spüren. Die Folge ist, dass von mehr als 360 Produkten seit Beginn dieses Jahres nur 80 Fonds über dem risikolosen Zinssatz bleiben. 133 Fonds rutschten gar ins Minus. Anleger sollten daher gerade bei dieser jungen Assetklasse prüfen, ob die eigenen Zielvorgaben realistisch sind und auch getroffen wurden.
Alle Daten per 20.9.2007
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