Äpfel mit Äpfeln vergleichen

Die Berliner Ratingagentur Scope bietet seit Ende April einen völlig neuartigen Ansatz zur Bewertung von Aktienfonds. Dabei wird mit dem Analysetool Macro-Scope genau dort angesetzt, wo die Problematik bei anderen Agenturen schon beginnt: am Anfang. Funds | 29.06.2005 12:16 Uhr
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Die Berliner Ratingagentur Scope bietet seit April 2005 einen völlig neuartigen Ansatz zur Bewertung von Aktienfonds. Dabei wird mit dem Analysetool Macro-Scope genau dort angesetzt, wo die Problematik bei anderen Agenturen schon beginnt: am Anfang, bei der Kategorisierung der Fonds in so genannte Asset-Klassen oder Peergroups (Vergleichsgruppen). Dies ist deshalb einzigartig, da alle anderen am Markt befindlichen Agenturen inklusive des BVI starre prozentuale Schlüssel oder gar die Angaben der Gesellschaft selbst als Grundlage für die Kategorisierung heranziehen. Des Weiteren hat Scope herausgefunden, dass Fondsmanager nur selten in einem konkreten Markt investieren, sondern meist verschiedene Zielmärkte mischen. Insofern geht eine starre Klassifizierung in zum Beispiel „Aktien Europa“ oftmals an der Wahrheit vorbei.

Das von Dr. Michel Houglet (einem der Gründer von BARRA und Director of Quantitative Research bei der Scope Group) entwickelte wissenschaftlich fundierte Analysetool Macro-Scope schafft hier Abhilfe: Mathematik und Statistik entschlüsseln die Zielmärkte des Fonds unabhängig und das nicht als Momentaufnahme, sondern für jede Woche einzeln über die gesamten drei Jahre des Betrachtungszeitraums, einzig und allein über den Fondspreis.

Drei Schritte der Analyse

Die erste Stufe umfasst eine Faktoren-Analyse, um die große Datenmenge zu strukturieren. Hier werden die einzelnen Renditebestandteile herausgefiltert. Einfach gesagt: Welcher Teil der Performance ist welcher Marktbewegung zuzuordnen?

Anschließend werden in der Cluster-Analyse diese einzelnen Bestandteile so wieder zu-sammengefügt, dass Anlageklassen entstehen, die in sich möglichst homogen und untereinander möglichst verschieden sind.

Erst nach dieser detaillierten Entschlüsselung werden alle vom Fondsmanager genutzten Zielmärkte separat bewertet. Auf diese Weise können die Fähigkeiten der Fondsmanager sowohl in Bezug auf seine Zielmarkt-Allocation als auch seine Stock Picking-Fähigkeiten getrennt ausgewiesen und bewertet werden. Neu ist in diesem Zusammenhang auch die Verwendung von eigenen Benchmarks anstatt von Standardindizes wie beispielsweise MSCI, da diese in der Regel aufgrund ihrer Konstruktionsweise als Vergleichsindex nicht geeignet sind. Diese Scope-Benchmark ist das durchschnittliche Investitionsportfolio des Fonds über die letzten drei Jahre entsprechend der oben genannten Analyse. Insofern bekommt jeder Fonds seine eigene – und vor allem passende – Benchmark zugeordnet, gegen die er sich messen lassen muss.

Ergebnisse zusammengefasst in zwei Ratings

Für die Gesamtbewertung der einzelnen Performancebeiträge (Asset Allocation, Stock Picking und Market Timing) gegenüber dem Durchschnitt aller Fonds werden neun Be-wertungsstufen auf einer Skala von (AAA) bis (D) vergeben. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass nur ein Fonds, der sowohl in der Auswahl der Zielmärkte als auch der Einzeltitel erfolgreich war, ein (A)-Rating oder besser erreichen kann. Somit wurde erstmals eine Orientierungshilfe für den Anleger geschaffen, der noch keine Vorstellung bezüglich seines Anlageuniversums hat.

Das Sterne-Rating (1 bis 5 Sterne) hingegen weist die aktiven Fähigkeiten des Fondsma-nagements (hauptsächlich Aktienauswahl) aus und bewertet sie. Auch hier können drei Sterne (oder besser) nur dann erreicht werden, wenn der Fondsmanager absolut gesehen durch die richtige Auswahl der Einzeltitel Geld erwirtschaftet hat. Hat ein Anleger der Anleger seinen Zielmarkt bereits gewählt, findet er in diesem Sterne-Rating die richtige Entscheidungshilfe.

Die folgenden beiden Abbildungen zeigen anhand von zwei konkreten Fondsbeispielen, Activest GlobalSelect C und ADIG Convest 21 VL, aus dem Bereich global agierender Fonds die Zusatzinformationen, die Scope zusammen mit dem Rating zur Erklärung der Ertragskomponenten bietet.

Gute Ratings erhält in diesem Zielmarkt der Activest Global Select C. Scope stuft diesen Fonds mit den beiden Ratingnoten (BBB) für erhöhte Qualität im Gesamtvergleich und fünf Sternen für hervorragendes aktives Management ein. Aus der Abbildung 1 wird eindeutig ersichtlich, wodurch der Fondsmanager des Activest-Fonds die Outperformance erreicht hat. Während die Asset Allocation negativ zur Fondsperformance beitrug – vor allem der Zeitraum September 2002 bis Januar 2004 – konnte der Fondsmanager Harald Staudinger in der Aktienauswahl einen erstaunlichen Mehrwert generieren.

Im Gegensatz dazu wird der für die Anlage von Vermögenswirksamen Leistungen konzipierte ADIG Convest 21 VL mit den zwei schlechtesten Ratingnoten bewertet: D für sehr geringe Qualität und ein Stern für schwaches aktives Management. Die Gründe dafür werden ebenso deutlich in der Grafik ersichtlich. Neben dem klaren negativen Beitrag aus der Asset Allocation wurde im aktiven Management signifikant Geld verloren.

Wer die besten Stock Picker in den letzten drei Jahren waren, zeigt abschließend die folgende Tabelle links. Diese sind nach der Sharpe-Ratio (eigene Berechnung) des aktiven Teils des Fondsmanagement (hauptsächlich Stockpicking) über den Zeitraum 21.12.2001 bis 31.03.05 gereiht. Im Nebenwertebereich war demnach in der Titelselektion am meisten Mehrwert zu erzielen.

Fazit

Aus der Scope-Analyse wird offensichtlich, welchen konkreten Mehrwert der mathema-tisch-statistische Ansatz für den Investoren generiert. Unabhängig und vor allem frei von jedweder Einschränkung können die für den Anleger relevanten Performancekomponen-ten und Allokationsdaten transparent gemacht werden.

Auf diesen Ansatz aufbauend wird Scope zukünftig eine qualitative Analyse in das Rating integrieren, so dass auch diesem wichtigen Aspekt Rechnung getragen werden kann. Daraus ergibt sich ein auf wissenschaftlicher Basis ruhendes fundiertes Fondsrating, das alle relevanten Entscheidungsparameter bewertet.


Tilo Marotz ist Senior Analyst im Bereich Aktienfonds bei der Scope Group in Berlin. www.scope.de



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