Trotz der starken Kursanstiege von Schwellenländer-Aktien – der MSCI Emerging Markets stieg seit März 2003 um 109 Prozent, Weltaktien gemessen am MSCI World Index „nur“ 58 Prozent“ – bleiben die weiteren Aussichten der Assetklasse gut: „Ich rechne auch in den kommenden Jahren mit einer anhaltenden Outperformance“, zeigt sich Mark Mobius, Vorsitzender der Templeton Emerging Market Fund Inc. bei einem kürzlichen Besuch in Wien, überzeugt. Neben dem 2,1 Mrd. US-Dollar großen Templeton Asian Growth Fonds ist Mobius unter anderem für den globalen Templeton Emerging Markets Fonds verantwortlich. Die acht von ihm und seinem Team verwalteten Schwellenländer-Fonds, mit Vertriebszulassungen in Österreich und Deutschland, weisen derzeit ein Volumen von 4,4 Mrd. US-Dollar auf.
Global bevorzugt
Regional will sich der Mobius aber nicht festlegen: „Anlegern würde ich empfehlen zuerst einmal in ein globales Schwellenländer-Portfolio zu investieren, da hier das Risiko aufgrund der größeren Diversifikation am geringsten ist“.
China: Achtmal so viele Währungsreserven wie die USA
Generell gäbe es gleich mehrere gute Gründe in diese Assetklasse zu investieren: „Das durchschnittliche BIP-Wachstum liegt in Schwellenländern bei sieben Prozent, in Industriestaaten nur bei drei Prozent“. Zusammen mit der zurückgehenden Inflation - 1996 betrug die durchschnittliche Geldentwertung in Schwellenländern 18 Prozent, 2004 nur noch sechs Prozent – wirke sich dies vor allem auf den Konsum positiv aus. „Trotzdem sind Schwellenländer 1999 von Netto-Importeuren zu Netto-Exporteuren geworden was Devisen bringt und die Währungsreserven dieser Länder anschwellen lässt“, erklärt Mobius weiter. Schon heute seien unter den 20 Ländern mit den größten Währungsreserven nur noch zwei entwickelte Staaten (Japan und USA) zu finden: „China hat mit 615 Mrd. US-Dollar schon heute achtmal so viele Währungsreserven als die USA“, berichtet Mobius. Das verleihe diesen Ländern vor allem eines: Stabilität.
Bewertungen noch immer günstig(er)
Außerdem seien die Aktienmärkte trotz der starken Kursanstiege nicht teuer, eher im Gegenteil: „Schwellenländer weisen ein niedrigeres Kurs-Gewinn bzw. Kurs-Buchwert-Verhältnis aus als etwa die USA. Weiters ist die Dividendenrendite und der Return on Equity höher“, so Mobius.
"Hoher Ölpreis kein Risiko"
Mobius warnt aber auch vor möglichen Risiken: „Ein kollabierender US-Dollar bzw. die Unstimmigkeiten zwischen China und Japan könnten Auslöser für stärkere Kursrückgänge sein“. Vor allem aber gibt es Mobius zu denken, dass sich die seit Jahresbeginn 2004 abschwächenden globalen Frühindikatoren noch nicht auf die Aktienentwicklung der Schwellenländer ausgewirkt haben. „Das ist zugegebenermaßen ungewöhnlich aber erklärt sich vor allem aus der geringeren Abhängigkeit aufgrund der größeren Bedeutung des Inlandskonsums dieser Länder“.
Ansteigende Leitzinsen und den hohen Ölpreis sieht er dagegen weniger als Risiko: „Während in den USA die Zinsen steigen, gab es in vielen Schwellenländer zuletzt eher Zinssenkungen“. Und zwischen der Entwicklung des Ölpreises und Schwellenländer-Aktien habe sein Team einen nur sehr schwachen Zusammenhang festgestellt.
Liquiditätsboom im Mittleren Osten
Den Boom bei Aktien aus dem Mittleren Osten – die Börse in Kairo stieg allein seit Jahresbeginn um 137 Prozent – sieht er aber dennoch sehr skeptisch: „Aufgrund des hohen Ölpreises wurde und wird in dieser Region viel Geld verdient, das normalerweise an die Börse in New York fließen würde. Aufgrund geopolitischer Entwicklungen blieb diese Entwicklung aber aus und begünstigte regionale Börsenplätze“, erklärt Mobius. Mittlerweile seien diese Märkte aber bereits viel zu teuer: „Zum Kaufen ist es zu spät“, zeigt er sich schließlich überzeugt.
Alle Daten per 11.7.2005 in Euro
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