Katastrophenfonds im Stresstest

Bei Katastrophen-Anleihen hängt der Ertrag im Unterschied zu herkömmlichen Anleihen von bestimmten Naturereignissen ab. Neben den Zinsen ist allerdings auch das Risiko höher - die US-Hurrikane Saison steht knapp bevor. Spezielle Fonds versuchen trotzdem hohe (und vor allem wenig korrelierte) Erträge zu erzielen… Funds | 18.08.2006 09:34 Uhr
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Sogar großen Versicherungsunternehmen bzw. deren Rückversicherern scheinen gewisse Risiken einfach zu groß zu sein. Just im Jahr der verheerenden Terroranschläge in New York wurde 2001 vom ältesten Rückversicherungsunternehmen der Welt, der Münchner Rück, eine Katastrophen-Anleihe auf das kalifornische Erdbeben emittiert. Würde dort ein schweres Erdbeben ausbrechen wäre bei einer solchen Anleihe neben Kursverlusten jedoch auch ein Nominalverlust zu verzeichnen. Bis dahin dürfen sich Anleger aber über satte Renditen freuen: Katastrophen-Anleihen bringen bei einem durchschnittlichen Rating von BB bzw. BB+ einen um drei bis fünf Prozent höheren Ertrag als sichere Staatsanleihen.

Terror und Überschwemmungen sind ausgenommen

Rein technisch gehören Katastrophenbonds (engl. CAT-Bonds) zur Klasse der Insurance-Linkes Securities. Obwohl die ersten CAT-Bonds bereits Mitte der 90er Jahre in den USA emittiert wurden, entwickelte sich der Markt erst in den letzten Jahren so richtig. Generell versuchen Versicherer mit diesen Anleihen ihre Spitzenrisiken auszulagern um die Schwankungen des ROE (Return-On-Equity) zu glätten. Unter Spitzenrisiken werden generell Ereignisse definiert, die größer als 20 Mrd. USD sind und rein statistisch nicht mehr als einmal pro 100 Jahren auftreten. Ausgenommen sind dabei von Menschenhand verursache Katastrophen, also Terroranschläge oder Überschwemmungen (ausgelöst etwa durch Flussbegradigungen).

Versicherungsbranche vor großen Herausforderungen

Die Risiken für die Versicherungsbranche werden dabei laufend größer: So stieg der Wert versicherter Schäden weltweit von 2 Milliarden US-Dollar im Jahr 1970 auf 78 Milliarden US-Dollar im letzten 2005 an. „Es ist ein klarer Trend zu steigenden Schadenssummen aufgrund ökonomischer, demographischer und regionaler Faktoren, zum Beispiel eine erhöhte Population in Küstenregionen, festzustellen“, bestätigt Dirk Schmelzer, Fondsmanager des AIG Diversified CAT Bond Fonds den Sachverhalt. Vor allem gelte es eine Neueinschätzung insbesondere des Hurrikan-Risikos im Nordatlantik zu berücksichtigen, da die zyklische Meerestemperatur sich aktuell auf einem Hochstand befindet. Steigende Anforderungen von Rating-Agenturen und Aufsichtsbehörden an Kapitalhinterlegung (Risikokapital) zwingen Versicherungsunternehmen zu einem höheren Kapitalbedarf. Für zukünftiges Wachstum an emittierten CAT-Bonds scheint also gesorgt.

CAT-Markt ist sehr US-lastig

Obwohl der Markt für CAT-Bonds mit 5,8 Mrd. US-Dollar an ausstehendem Volumen noch relativ klein ist, gibt es bereits acht Ereignisse die versichert werden: Ein Großteil des ausstehenden Anleihenvolumens zielt aber auf US-Risiken (Hurricane, Erdbeben) ab. Weitere prominente Hauptrisiken sind: Erdbeben in Australien, Japan und Taiwan bzw. Windstürme in Europa, Japan und Australien.

Mehr Rendite als bei High-Yield-Bonds

Vergleicht man einen CAT-Bond mit einer herkömmlichen Unternehmensanleihe, fällt zuerst einmal der deutliche höhere Renditeaufschlag (bei identischer Ausfallswahrscheinlichkeit) auf. Dieser Spread soll den Anleger für die unvorhersehbaren Risiken entschädigen. Außerdem ist die Entwicklung con CAT-Bonds sehr unabhängig von der Entwicklung anderer Assetklassen, d.h. die Korrelation zu Aktien und Anleihen ist sehr gering. Deswegen zählen Katastrophen-Anleihen, neben Immobilien oder Hedgefonds, auch zur Klasse der alternativen Anlagen.

Erst zwei Fonds am Markt
 
Spezielle Fonds, die in CAT-Bonds investieren, gibt es besonders in der Schweiz bereits seit einigen Jahren. Neben den im Mai 2001 aufgelegten Leu Prima Cat Bonds Fund (2003 legte die Bank Leu aufgrund der großen Nachfrage den Leu Prima Cat Bonds Fund II auf), lancierte die AIG Private Bank im November 2004 den AIG Diversified CAT Bond Fonds. Die Fonds unterscheiden anhand der Investmentstrategie bzw. des Investmentuniversums aber kaum. Fondsmanager des AIG Fonds war seit Lancierung Daniel Hausammann, der zwischen Juni 2002 und Juni 2004 Fondsmanager bei der Bank Leu und dort als Leiter der Alternativen Anlegen u.a. für den Leu Prima Cat Bonds Fund verantwortlich war (beide Fonds sind allerdings derzeit nur in der Schweiz zum Vertrieb zugelassen). Nach dem kürzlichen Abgang von Hausammann zu Credit Suisse, zeichnen Dirk Schmelzer und Stephan Gaschen jetzt für die AIG Diversified CAT Bonds Funds verantwortlich.

Fondsperformances bis jetzt wenig erfreulich

Die Performance der beiden Fonds lässt bis dato aber nur wenig Grund zur Freude aufkommen: Während der AIG Diversified CAT Bond (Euro-Tranche) seit Auflage im Oktober 2004 eine Rendite von 1,5 Prozent p.a. erzielte, schaffte der Leu Fonds 2,9 Prozent.

Von ihrem Anlageziel sind beide Produkte – nach Kosten wollen diese Fonds LIBOR+3,5 Prozent p.a. erreichen – noch weit entfernt. Der 3-Monats-LIBOR in Euro schaffte im Zeitraum November 2004 bis August 2006 einen jährlichen Ertrag von 2,4 Prozent. Bei AIG wird das bescheidene Abschneiden neben der katastrophalen Hurrikan-Saison 2005 - welche zu einer starken Prämien- bzw. Spreadausweitung geführt hat und sich dementsprechend schlecht auf die Performance ausgewirkt hat – auf die Kosten für den Portfolioaufbau zurückgeführt. „Zwischen November 2004 und Februar 2006 waren wir im Aufbau des Portfolios, was zusätzliche Kosten verursacht und auf die Performance gedrückt hat “, Schmelzer.

Aber auch bei den Gesamtkostenquoten ist ein Grund für die Underperformance zu suchen:  Da aufgrund der geringen Größe des CAT-Bond Marktes rund 80 Prozent der Anleihen über die gesamte Laufzeit gehalten werden (und die Fonds dementsprechend passiv verwaltet werden), erscheinen Gesamtkostenquoten (TER) von rund 1,7 Prozent bei beiden Produkten relativ hoch.

Fazit

Die Assetklasse der CAT-Bondsfonds hatte es zuletzt alles andere als leicht. Die katastrophalen Hurrikan-Saisonen 2004 und 2005 haben zu einer dramatischen Prämienausweitung geführt, die sich dementsprechend schlecht auf die Erträge der Fonds ausgewirkt hat. Ebenso wie bei den Wetterderivaten kämpft der Markt in CAT-Bonds zudem mit der Liquidität, die notwendig wäre um effizientere Transaktionen mit kompetitiven Preisen durchführen zu können. Der Vorteil derartiger Investments liegt aber trotzdem auf der Hand: Naturkatastrophen unterliegen im Gegensatz zu den Entwicklungen an den Finanzmärkten keinen Regelmäßigkeiten - sie kommen unvorhergesehen und quasi zufällig. Dies bedingt, dass deren Kursentwicklung keinen bestimmten ökonomischen Vorgaben folgt und daher kaum mit Aktien-, Anleihen-Entwicklungen korreliert. Diversifikation heißt in diesem Fall das Zauberwort. Solange aber die Kosten hoch bleiben und die Prämienausweitung aufgrund zunehmender Katastrophen nicht gestoppt scheint, müssen Anleger wohl auch weiterhin mit einer unkorrelierten Underperformance leben müssen…

Alle Daten per 15.8.2006 in Euro
Quelle:  

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