Wenn Anleger mit der Performance ihres Fonds nicht zufrieden sind, ist die Schuldzuweisung nicht mehr weit. Die Finanzmärkte seien zu volatil, ein Unternehmen unvorhersehbar in Probleme geraten oder die Weltmärkte entwickeln sich gerade besonders ungünstig. Doch die Erklärung könnte auch viel näher liegen: Vielleicht ist auch die Stimmung im Fondsmanagementteam gerade schlecht?
Das ist eine der Fragen, der die Studie „The Impact of Work Group Diversity on Performance: Large Sample Evidence from the Mutual Fund Industry“ auf den Grund geht. Diese Analyse des Centre for Financial Research (CFR) in Köln hat die Zusammensetzung von Fondsmanagerteams untersucht, insbesondere die Unterschiede innerhalb der Teams. Die wesentliche Frage für die Forscher war, welche Folgen diese Unterschiede der Teams für die Performance des jeweiligen Fonds haben. Dabei sahen sich die Wissenschafter 2260 Fondsmanagerteams über einen Zeitraum von 1996-2003 an.
Die Ergebnisse im Überblick:
- Es gibt grundsätzlich zwei Unterschiede, die zwischen den Teammitgliedern einen Einfluss auf die Fondsperformance haben können: die Informationsvielfalt und die soziale Vielfalt. Die Verschiedenheit der Informationen kommt aus zwei Quellen: Bildung und Berufserfahrung. Bei der sozialen Divergenz konnten die Forscher besonders das Geschlecht und das Alter der Fondsmanager für ihre Analysen heranziehen.
- Die Ergebnisse sind klar. In Fondsmanagementteams mit einer hohen Informationsvielfalt liegt die Performance deutlich höher. Die unterschiedlichen Herangehensweisen und Erfahrungen haben einen positiven Einfluss. So schlägt ein Fondsmanagerteam von drei Personen, von dem zwei einen Bachelor- und einer einen PhD-Abschluss haben, einen anderen Fonds, in dem die Manager dieselben Abschlüsse haben, um 1,15 Prozent pro Jahr.
- Die soziale Divergenz hat hingegen einen negativen Einfluss, zumindest was das Geschlecht betrifft. Wieder ein Beispiel: Ein Team, bestehend aus drei Männern und einer Frau, schneidet gegenüber einem gleichgeschlechtlichen Team um 1,22 Prozent p.a. schlechter ab.
- Doch das heißt keineswegs, dass nur noch reine Männer- oder Frauen-Teams Fonds managen sollten. Studienautorin Alexandra Niessen (siehe Bild oben): „Die negativen Effekte treten vor allem dann auf, wenn ein Geschlecht in der Unterzahl ist. Das ist in der Fondsindustrie sehr stark gegeben, denn dort dominieren weiterhin die Männer im Fondsmanagement.“ In Teams, in denen Frauen und Männer ähnlich stark vertreten sind, gebe es diese negativen Effekte nicht.
Fazit
Wenn ein Fonds im Team gemanagt wird, gibt es klarerweise Dynamiken, die durch eine gewisse interne Vielfalt entstehen und die Performance des Fonds unterstützen oder bremsen. Die Studie des CFR hat nun erstmals eine systematische Analyse dieser Dynamiken aufgezeigt und belegt, dass Divergenz auch für Anleger ein wichtiges Kriterium ist. Fondsgesellschaften sollten deswegen weiter in die Richtung gehen, die Verschiedenheit des Bildungshintergrundes der Teammitglieder zu forcieren. Aber auch die gläserne Decke, also die geschlechtsspezifische Barriere für Frauen, sollte in Angriff genommen werden – davon würden auch die Anleger profitieren.
Über die Person: Alexandra Niessen arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre for Financial Research an der Universität zu Köln. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der empirischen Kapitalmarktforschung, insbesondere in den Bereichen Investmentfonds und Finanzmarktpsychologie.
Über das CFR: Das CFR ist ein international ausgerichtetes gemeinnütziges Forschungsinstitut, das unabhängige, anwendungsorientierte Spitzenforschung im Bereich der Finanzmärkte betreibt. Im Bereich des Asset Management arbeitet am CFR derzeit eine Forschergruppe von 20 Wissenschaftlern. Das CFR ist somit das größte Forschungszentrum in Deutschland im Bereich Asset Management. Weitere Infos unter www.cfr-cologne.de.
Die gesamt Studie finden Sie HIER.