Vanguard-Chef Külps im Interview | "Reaktionen der Anleger haben unsere Erwartungen komplett übertroffen"

Welche Meilensteine der Indexpionier Vanguard im deutschsprachigen Raum bislang erreichen konnte, warum bereits innerhalb kürzester Zeit nach Markteintritt der 'Vanguard-Effekt' zu beobachten war und was es bei „No Fee“-Produkten zu beachten gilt, konnte e-fundresearch.com im Q&A mit Sebastian Külps, Head of Germany & Austria bei Vanguard, diskutieren. Markets | 14.06.2019 12:00 Uhr
Sebastian Külps, Head of Germany & Austria, Vanguard / © Vanguard
Sebastian Külps, Head of Germany & Austria, Vanguard / © Vanguard
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e-fundresearch.com: Herr Külps, als “Index-Investing-Pionier” ist Vanguard eine der wenigen Asset Management Gesellschaften, die seit Jahren bestens bekannt ist und den meisten Investoren auch hierzulande schon lange ein Begriff ist. Spannend ist jedoch die Tatsache, dass man als Vanguard den deutschsprachigen Raum erst seit 2017 strukturell adressiert: Worauf ist dieser vergleichsweise sehr späte Markteintritt zurückzuführen?

Sebastian Külps: Vanguard wägt einen Markteintritt stets sehr sorgfältig ab und in 2017 haben dann alle strategischen Voraussetzungen für einen Start in Deutschland und Österreich, zwei für uns sehr wichtige Märkte, gestimmt. Die positiven Reaktionen der Anleger haben unsere Erwartungen komplett übertroffen, und es ist Zeit, insbesondere unseren Investoren der ersten Stunde einen großen Dank auszusprechen. 2019 ist für uns das erste volle Jahr der Marktpräsenz in Deutschland und Österreich und es bleibt weiterhin viel für uns zu tun, um unsere Vision von der Demokratisierung der Geldanlage für alle Anleger zu verwirklichen. In dieser Hinsicht konnten wir bereits innerhalb kürzester Zeit nach dem Markteintritt die ersten Erfolge verbuchen. Denn auch in Deutschland und Österreich ist es zu Preissenkungen bei anderen ETF-Anbietern gekommen. Wir nennen das den Vanguard-Effekt.

e-fundresearch.com: Mit welchen konkreten Vorstellungen und Zielen haben Sie Ihre Position im Februar 2017 als Vanguard Deutschland und Österreich-Chef angetreten?

Sebastian Külps: Zuerst muss ich eine Sache klarstellen: Vanguard ist komplett anders aufgestellt als andere Asset Manager, sowohl was die Organisationsform als auch die Unternehmensphilosophie betrifft. Wir stehen für Fairness und sind ausschließlich im Auftrag und im Sinne unserer Kunden tätig. Auf Grundlage dieser Überzeugung ist Vanguard genossenschaftlich organisiert. Das heißt, Vanguard hat keine Aktionäre oder Privateigentümer, für die Gewinne erwirtschaftet werden und Dividenden ausgeschüttet werden müssten. Stattdessen können wir, da wir zu Selbstkosten arbeiten, die Skaleneffekte aus unserem steigenden Fondsvolumen über Gebührensenkungen an die Anleger überall auf der Welt weitergeben. Unsere Dividenden sind preiswertere Fonds.

Natürlich hatte ich persönliche Wachstumsziele, aber bei Vanguard haben wir keine quantitativen Wachstumsvorgaben. Denn Wachstum ist für uns kein Ziel, sondern eine einfache Messgröße des Erfolges unserer Vanguard-Story. Für mich war und bleibt es wichtig, Anlegern in Deutschland und Österreich kostengünstige, transparente und breit diversifizierte Lösungen zugänglich zu machen, mit denen sie im Rahmen ihrer privaten Altersvorsorge bessere Anlageergebnisse erzielen können. Anleger verdienen ein faires Angebot ohne versteckte Gebühren. Aber konkrete Vorstellungen hatte und habe ich weiterhin: den Vanguard Effekt auch im deutschsprachigen Markt vollumfänglich umzusetzen – das ist meine Aufgabe und die meines Teams.

e-fundresearch.com: Welche Meilensteine konnten Sie seither bereits konkret erreichen? Wie wird Vanguard mittlerweile am deutschsprachigen Raum wahrgenommen?

Sebastian Külps: Seit dem Listing unserer ETFs Ende 2017 haben wir in der Frankfurter City 2018 ein Büro eröffnet und ein Team von mittlerweile 10 Personen aufgestellt. Ziel ist es, dass wir den deutschen Investoren Vanguard und die Vanguard-Story näher bringen. Des Weiteren wollen wir mit neuen Produkten wachsen, das Team ausbauen und eine Best-in-class-Servicekomponente in Deutschland und Österreich aufbauen. Deutschland und Österreich sind für uns aber auch Märkte, in denen wir nicht alles für alle bieten werden. Wir wollen einen fokussierten Ansatz fahren, der insbesondere auf offenen Wertpapierfonds und ETFs basieren wird.

e-fundresearch.com: Wohl auch aufgrund des First-Mover-Vorteils sind viele ETF-Allokationen hierzulande nach wie vor über Konkurrenzprodukte umgesetzt: Mit welcher Strategie wollen Sie hier überzeugen und weitere Marktanteile gewinnen? Mit welchen Produkten ist Ihnen das im deutschsprachigen Raum bislang am besten gelungen?

Sebastian Külps: Wichtig ist hier wieder der Blick auf unsere Struktur, die immer auf das Interesse unserer Kunden ausgelegt ist und mit diesem in Einklang steht. Genauso bauen wir auf eine starke und vor allem vertrauensvolle Kundenbetreuung. Wir schaffen und fördern Transparenz, einen verständlichen Produktaufbau und niedrige Kosten. Das heißt, dass unsere gesamte Produktpalette auf Effizienz und Skalierbarkeit getrimmt ist und wir permanent nach Möglichkeiten suchen, die Kosten bei gleicher Qualität zu optimieren. Das bedeutet auch, dass der Fokus unserer Produktpalette auf Kernanlageprodukten liegt, die zum langfristigen Vermögensaufbau beitragen. Das sind hauptsächlich Aktien und Anleiheprodukte und gerade nicht Nischenprodukte oder Trendprodukte – auch weil dort nicht die Skaleneffekte, die wir erzielen möchten, zum Tragen kämen. Das ist immens wichtig zu verstehen.

e-fundresearch.com: In den USA ist mit Bezug auf passive Investments immer wieder von einem regelrechten „Fee-War“ (bis hin zu ersten Produktideen mit negativer Management Fee) zu lesen: Wie schätzen Sie die Situation derzeit in Europa ein? Wie viele Anbieter von Plain-Vanilla Indexprodukten werden in diesem hochkompetitiven Umfeld längerfristig überleben können?

Sebastian Külps: Generell ist in unserem Markt sicherlich viel Platz für alle großen Anbieter, um zu wachsen. Und sehen Sie es so, Konkurrenz belebt den Wettbewerb und das ist gut für den Endanleger. Wir sehen uns allerdings auch als unseren eigenen, größten Konkurrenten, denn alles was wir tun ist darauf ausgelegt, unsere eigenen Kosten kontinuierlich immer weiter zu senken. Und noch ein Wort zu den sogenannten „No Fee“-Produkten: Wir werden natürlich eine weitere Kostenreduktion gen Null sowohl im Markt als auch bei uns sehen. Aber wir werden die Null nicht erreichen. Denn auch das Asset Management ist nicht gratis. Auch wenn die Kosten über Skaleneffekte gesenkt werden können, bestimmte Kosten wie beispielsweise Index-Lizenzgebühren oder Gehälter von Fondsmanagern fallen bei jedem Produkt an. Gratisprodukte sind deshalb in der Regel durch andere Produkte quersubventioniert. Und Gratisprodukte entsprechen auch deshalb nicht unserem Ansatz, weil uns diese Quersubventionierung nicht wirklich transparent erscheint. Ich hoffe inständig, dass gesteigerter Wettbewerb auch bedeutet, das mehr und mehr Investoren in die Kapitalmärkte einsteigen und partizipieren.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Külps!

Über den Gesprächspartner:

Sebastian Külps ist Head of Germany and Austria und damit verantwortlich für die Geschäftsentwicklung von Vanguard in diesen Ländern. Zuvor war er als Head of Securities bei einer internationalen Bank. Er verfügt über zwanzig Jahre Erfahrung im Finanzdienstleistungssektor, unter anderem in Führungspositionen im Bereich Markets and Securities.

Herr Külps hält einen BA in Wirtschaftswissenschaften des Bates College, Maine und einen MA in Management der EAP/ESCP European School of Management.

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