Gröschls Mittwochskommentar: 16/2023

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 19.04.2023 12:23 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor und arbeite nebenbei auch noch für zwei und hab nicht einmal ein Wirtshaus, wo ich wenigstens die Inflation kräftig mitankurbeln kann.. ;-) Aber sei´s drum, wollte es ja nicht anders. Wenigstens der Markt ist momentan gnädig zu uns und es explodieren keine weiteren Banken. Dass es da keine wirklichen Anschlussprobleme gegeben hat, ist eigentlich verwunderlich. Irgendwer muss die ganzen AT1 der CS doch gehabt haben, waren ja nicht grad wenige. Wobei das ja eigentlich wieder sehr für die Resilienz des Systems spricht. Hoffen wir nur, dass hier nicht allzu viel unter diverse Teppiche gekehrt wurde und der Lurch nicht dann zur Unzeit wieder hervorkriecht. Die Lehmann Geschichte hat ja damals auch mit einer scheinbar gelösten Bear Stearns Problematik begonnen und ist erst dann fünf(?) Monate später so richtig eskaliert. Aber, wie schon geschrieben, das System ist heute (hoffentlich ;-)) deutlich stabiler als damals…

Wenn uns also zu den kurzfristigen Sorgen, mögen es die Banken oder auch die Makroökonomie sein, nichts wirklich Neues einfällt, ist das der optimale Zeitpunkt, um – wie damals in der Covid Krise – durch den Nebel hindurchzublicken und zu schauen, wie warm es in den nächsten Sommern (und nicht nur dann ;-)) werden wird. Einen wissenschaftlichen Zugang zur ganzen Klimaveränderungsproblematik kann ich natürlich nicht bieten, ist nicht mein Gschäft… Was aber mein bzw. unser aller G´schäft in der Branche ist, Allokationsentscheidungen so zu treffen, dass wir Trends (lange wie kurze, positive wie negative) versuchen möglichst frühzeitig zu erkennen und die uns anvertrauten Portfolien so aufstellen, dass sie mit den zu erwartenden Entwicklungen bestmöglich zurechtkommen. Grundannahme ist dabei immer Going Concern, ie dass es schon irgendwie weitergehen wird, weil für das Szenario B (es geht nicht weiter ;-)) ist eine Vorbereitung möglicherweise weniger sinnvoll.

Grundlage allen ökonomischen Handelns ist es, die richtigen Fragen zu stellen und diese nicht gleich selber beantworten zu können, weil das der Übung dann ein bisserl den Sinn nimmt, auch wenn´s im Meeting mit dem Vorstand natürlich ganz gut rüberkommt, wenn man eh alles weiß. Wird man ja gezahlt für…*lol* Also: Wärmer wird’s. Aber wo wird es wie viel wärmer? Ist ein Temperaturanstieg von vier Grad (educated guessed Hausnummer ;-)) im globalen Schnitt für alle Regionen gleich schlimm? Welche Gegenden profitieren bis wann? Was passiert, wenn die Polkappen schmelzen und der Golfstrom aufhört oder sich umkehrt? Wie wird sich die Niederschlagssituation in den einzelnen Regionen entwickeln? Und wir könnten wohl noch einige Seiten so weitermachen…

Haben wir die grundlegenden klimatischen Fragen gestellt, möglicherweise sogar Antworten gefunden, die uns plausibel erscheinen und diese mit Eintrittswahrscheinlichkeiten versehen, dann können wir Szenarien zeichnen und wieder mit dem Fragen stellen anfangen. Zu einfach heute? Sorry, ist sozusagen öffentliche Prozessentwicklung in the making. :-) Wenn also Szenario XYZ eintritt, wie trifft es dann welche Volkswirtschaften wo am meisten? Was an Rohstoffen, Technologien, Arbeitskräften wird in der Vorbereitung notwendig sein? Ist das im Rahmen der marktwirtschaftlichen Kapitalallokation machbar und sinnvoll? Wird der Markt profitieren können? etc, etc… Hinzukommt natürlich die persönliche Ebene: Nudge ich meine Kinder spanisch, chinesisch oder russisch als Zweit- und Drittsprache zu lernen? Schaffe ich mir, so möglich, alternativen Wohnraum in Kanada oder in den Bergen Zentraleuropas und so weiter und sofort.

Bis dahin spielt die Musik mit hoher Wahrscheinlichkeit im (Alternativ)Energiebereich und in der Mobilität. Wobei auch ein Szenario der (vorübergehenden) stark eingeschränkten, persönlichen Beweglichkeit einigermaßen wahrscheinlich erscheint, dürfte es zwischen Angebot und Nachfrage CO2 freier Energieproduktion irgendwann wohl ein nicht ganz kleines Gap geben. Dass Gaskraftwerke gut und Atomkraftwerke böse sind, scheint zumindest aus CO2-Ausstoßperspektive diskutierbar. Die Chance, dass sich die globale Gemeinschaft (Euphemismus ;-)) auf eine gemeinsame Vorgehensweise zu was auch immer einigt, wirkt aktuell so gering, wie schon sehr lange nicht mehr, womit insbesondere aus Allokationssicht (aber auch, weil´s vielleicht die einzige Chance ist ;-)) ein Blick Richtung (Carbon Capture)Technologien lohnend sein könnte...

Anyways…. Glück auf!

Florian

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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