Gröschls Mittwochskommentar: 25/2023

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 21.06.2023 11:10 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Weiterhin wenig Newsflow, manch einer würde vielleicht sogar sagen: More of the same, was aber der Situation, in der sich einige Teile der Welt befinden natürlich nicht gerecht wird. Garfield würde sagen: Es könnte schlimmer sein, es könnte regnen… Naja und was dann passiert, werden die einen wissen und sich die anderen denken können. ;-) Was uns mithin Zeit gibt, uns mit dem Catch of the day zu beschäftigen und der ist – ohne den Anspruch zu stellen der König der Fischer zu sein ;-) – heute China. Insbesondere auch deshalb, weil ich in den letzten Tagen zwei China Manager treffen konnte….

Zu Anfang gilt es mit einer – möglicherweise hauptsächlich europäischen – Fehlwarnehmung aufzuräumen: Prozentpunkte sind zwar eine super Sache, um ohnehin vergleichbare Maßgrößen zu normalisieren und daraus Schlüsse zu ziehen. Schauen wir aber auf ein Land mit 1,4 Mrd Einwohnern, ist die Sache eine völlig andere. China lässt sich aus dem Blickwinkel der Steigerungsarten auf allen Ebenen vielleicht noch mit Indien vergleichen, aber damit hat sich die Geschichte dann auch schon. Das ist vor allem dann relevant, wenn wir von Konsumenten bezogenen Entwicklungen sprechen und Unternehmen, die dort ihr Glück versuchen. Das Asian Consumer Thema, das uns inzwischen schon seit Jahrzehnten begleitet, lebt in China heruntergebrochen auf die Anzahl der Konsumenten natürlich weiter. Dass die offiziellen Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind, ist auch nichts Neues, aber wenn zum Beispiel Unternehmen X Wasser in Flaschen verkauft und sich nur auf die 10 größten Städte konzentriert, deckt es einen Markt von rund 150 Millionen potenziellen Konsumenten ab…

Dass allerdings der chinesische Wassertrinker die Welt retten wird, ist wohl eher unwahrscheinlich, aber auch nicht notwendig, will ich nur ein bisserl Upside vom Flaschenwasservertriebler mitnehmen. Die makro-ökonomische, politische Betrachtung für gesamt China kann einem natürlich dann schon die Sorgenfalten in das sonst jugendliche Gesicht zaubern und das nicht nur weil, ich glaub es waren, die Goldmänner von einer L-Shaped Recovery (das ist zirka genau so schön wie negatives Gewinnwachstum ;-)) am Immobiliensektor sprechen. Die standhafte Weigerung sich nach jahrzehntelanger regulatorischer Beschränkung nun ungehindert zu vermehren gepaart mit einer Jugendarbeitslosigkeit von rund 20% ( rund 24 Millionen 16- bis 24-Jährige, also rund 3x die gesamte Bevölkerung von Ö.Reich), trägt dabei nicht unbedingt zur gesamtstaatlichen Prosperitätserwartung bei. Den Terminus Lost Generation kennen wir ja aus anderen Ecken…

Geopolitisch positive Einschätzung gab´s allenthalben in Bezug auf Taiwan. Militärisch geht man davon aus, dass der Ukraine Krieg der chinesischen Führung mehr als deutlich vor Augen geführt hat, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht bereit für einen bewaffneten Konflikt mit dem Westen ist und man sich da deshalb (noch) nicht hineintrauen würde. Politisch scheint die Lage so zu sein, dass bei den nächsten Präsidentenwahlen in Taiwan im Jänner 2024 den Konservativen, die eine eher China freundliche Position einnehmen sollten, gute Chancen auf den Sieg eingeräumt werden. Da die Chinesen, die ja wahrscheinlich kaum weniger geschickt bei der Beeinflussung von Wahlen sind als die Russen – und die haben´s immerhin geschafft DJ Trump zum US-Präsidenten zu machen ;-), versuchen werden ein bisserl nachzuhelfen, wetten wir mal vorsichtshalber nicht auf die Fortschrittspartei. Aber who knows! Wie immer gilt auch hier: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Ein letzter Aspekt, den wir Westler scheinbar auch nicht so richtig verstehen können, ist, dass die Mehrheit der chinesischen Bevölkerung mit ihrem System der Überwachung und Kontrolle kein Problem hat (würde allerdings davon ausgehen, dass das diverse verschwundene Regimekritiker nicht ganz so sehen;-)). Hier wurde von einem meiner Gesprächspartner von einem Social Contract zwischen Bevölkerung und Regierung gesprochen, indem Einverständnis herrscht, dass die Regierung für das Volk zu Sorgen hat und das Volk dafür gewillt ist, der Regierung zu folgen. Die Regierung aber wiederum auf das Volk hört, wenn´s zuviel wird. Das Beispiel, das hier gebracht wurde, war, dass kurz nach Aufflammen der landesweiten Proteste gegen die Coronamaßnahmen im November 2022 die Regierung sehr schnell eingelenkt hat und die Maßnahmen aufgehoben hat. Ob mir das letztgültig plausibel erscheint, bin ich mir noch nicht ganz sicher, aber vielleicht machen wir´s uns auch manchmal ein bisserl leicht, wenn wir unsere Maßstäbe, von deren universellen Gültigkeit wir natürlich überzeugt sind, auf alles anwenden, was bei drei nicht auf dem Baum ist…

Soviel zur Vertiefung und Wiederholung der Lerninhalte dieser Woche! *lol*

Zhùhǎo

Florian

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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