„Der unverbindliche Minimalkonsens ist eine Enttäuschung. Statt eines generell wichtigen Fingerzeigs für nachhaltiges Wirtschaften und Handeln wurde eine wenig substanzielle Vereinbarung vorgestellt. Damit wurde leider eine große Chance vertan, mit klaren Zielen Transparenz in den Klimaschutz aller Nationen zu bringen, vor allem hinsichtlich der CO2-Emissionen und des Zwei-Grad-Ziels der Klimaerwärmung“, so Bernhard Engl, Nachhaltigkeitsexperte und Mitglied der Direktion von Swisscanto.
Der Manager der nachhaltigen Aktienfonds von Swisscanto, Gerhard Wagner, sieht den Ausgang ebenfalls kritisch: „Das Verhalten der weltgrößten CO2-Emittenten USA und China muss als enttäuschend gewertet werden. Statt klarer Reduktionsziele stehen in der letztlich vorgelegten Vereinbarung nur vage Klimaschutzziele. Doch ohne verbindliche Verpflichtungen ist die Eindämmung der Klimaerwärmung nur schwer möglich. Dazu kommt, dass der generell notwendige Umbau von den fossilen Energieträgern Kohle, Gas und Öl zu den erneuerbaren Energien langsamer von statten geht, als es aus Klima- und Umweltschutzgründen nötig und wünschenswert wäre.“
Auswirkungen für nachhaltige Geldanlagen
Bei Anlegern steigt das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen seit Jahren kontinuierlich. Ist das Signal aus Kopenhagen nun eine Bremse oder gar das Ende nachhaltiger Geldanlagen? „Ein positiver Ausgang der Weltklimakonferenz hätte das Interesse von Anlegern für das Thema Nachhaltigkeit sicher deutlicher gestärkt als das tatsächliche Ergebnis. Doch dieser Ausgang führt nicht dazu, dass Klima- und Umweltschutz mit ihren zahlreichen Facetten künftig unter den Tisch fallen. Im Gegenteil: Die Weltgemeinschaft wird nicht locker lassen. Schließlich werden nächstes Jahr Folgekonferenzen in Bonn und Mexiko stattfinden - Lösungen können also immer noch erzielt werden. Das breite Thema Nachhaltigkeit bleibt in Politik und Gesellschaft also weiter im Gespräch und davon profitieren auch nachhaltige Geldanlagen“, so Engl.
Für Wagner sind erneuerbare Energien auch ohne die Festlegung von klaren Klimaschutzzielen in Zukunft wettbewerbsfähig: „Ein Beispiel: Viele Großstädte in Teilen Asiens und Südamerika, die unter enormer Luftverschmutzung leiden, sind auf saubere Energiegewinnung angewiesen, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Sie werden unabhängig von Kopenhagen diesen Weg weitergehen. Für große Investitionen wäre es natürlich zuträglich, durch klare Regeln und Preise bei CO2-Emissionen Transparenz in den Markt zu bekommen. Im Endeffekt sehe ich durch den Ausgang des Weltklimagipfels im Moment zwar eine Verlangsamung hin zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft, aber keine Umkehr.“