BlackRock: Versicherer gehen verstärkt ins Risiko

Eine neue BlackRock-Studie zeigt: Die QE-Ungewissheit führt zu einem deutlichen Anstieg beim Risikoappetit der Versicherer. BlackRock | 04.11.2015 10:00 Uhr
©  Olivier Le Moal - Fotolia
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Die lockere Geldpolitik der Notenbanken führt dazu, dass Versicherer weltweit höhere Risiken eingehen, um ihre Gewinnmargen zu sichern. Dies ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des US-Vermögensverwalters BlackRock, an der Versicherer mit einem Vermögensbestand von insgesamt mehr als 6,5 Billionen Dollar teilgenommen haben.

Die Umfrage, welche die Economist Intelligence Unit im Auftrag von BlackRock durchgeführt hat, zeigt: Angesichts der lockeren Notenbankpolitik, niedriger Anleihenrenditen und eines schwächelnden Wirtschaftswachstums führen die QE-Programme der Notenbanken dazu, dass der Risikoappetit der Versicherer sich nahezu verdoppelt hat. So gaben 57 Prozent der Befragten an, das Risiko in ihren Anlageportfolios innerhalb der nächsten zwölf bis 24 Monate anheben zu wollen. Vor einem Jahr hatten sich 33 Prozent entsprechend geäußert.

Patrick M. Liedtke, Leiter des Asset-Management-Geschäftes mit Versicherern in Europa bei BlackRock sagt: “Versicherer bewegen sich in einem extrem herausfordernden Anlageumfeld. QE hat dazu geführt, dass die Institute deutlich mehr Risiko in Kauf nehmen als in früheren Jahren. Gleichzeitig stellt die zunehmend unterschiedliche Geldpolitik der einzelnen Notenbanken eine drohende Herausforderung für das Geschäft dar.“

Geldpolitische Herausforderungen

Versicherer wägen die kurzfristigen positive Aspekte, die von QE und der lockeren Geldpolitik ausgehen, und die unbekannten möglichen Langfristfolgen gegeneinander ab. Als Antwort auf QE und die Geldpolitik haben 49 Prozent der Befragten ihre Anlagestrategien deutlich geändert. Weitere 43 Prozent planen solche Veränderungen innerhalb der nächsten zwölf bis 24 Monate. 83 Prozent der Versicherer weltweit erwarten, dass QE und die Geldpolitik die Preise von Vermögenswerten auch in den kommenden zwei Jahren unterstützen werden.

Gleichzeitig sorgen sich viele der Befragten aber auch dahingehend, dass QE und die Geldpolitik am Markt zu Ungleichgewichten geführt haben. Dies, so die Befürchtung, könne sich negativ auf die Wirtschaft auswirken und ein Umfeld schaffen, das für die Versicherer nicht nachhaltig ist. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld gilt bei 44 Prozent der Umfrageteilnehmer als größtes Marktrisiko, gefolgt von einem deutlichen Zinsanstieg (36 Prozent) und einer Korrektur bei den Preisen von Vermögenswerten (33 Prozent).

Als Ergebnis davon will etwa die Hälfte (49 Prozent) der Befragten ihre Barbestände auf Sicht der nächsten zwölf bis 24 Monate ausbauen – auch, um mehr Raum für taktische Allokationen im Portfolio zu schaffen. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) plant, die Barbestände generell zu erhöhen. Darunter fällt auch fast die Hälfte (45 Prozent) derer, die ein höheres Portfoliorisiko eingehen wollen.

„Das makroprudenzielle Bild führt dazu, dass viele gleichzeitig einen Fuß auf dem Gaspedal und einen auf der Bremse haben. Es ist keine Überraschung, dass das Fahren auf diese Art und Weise schwer fällt“, sagt Liedtke.

Alternatives ist der neue Standard

82 Prozent wollen ihre Positionen im Bereich ertragsorientierter alternativer Kreditpapiere ausbauen. Dazu gehören etwa Gewerbeimmobiliendarlehen, unverbriefte Kredite an kleine und mittelgroße Unternehmen und direkte Gewerbehypotheken – sprich Bereiche, in denen traditionell vor allem Banken agieren.

Dies ist eine deutliche Entwicklung, denn traditionell sind Versicherer stark in Staatsanleihen guter und sehr guter Bonität sowie Unternehmensdarlehen investiert. In den vergangenen Jahren haben Banken sich aus dem Kreditmarkt zurückgezogen. Die Umfrage im Auftrag von BlackRock legt nahe, dass Versicherer diese Situation zumindest teilweise genutzt haben, um Darlehen für die Entwicklung von Gewerbeimmobilien und Kredite für kleine und mittelgroße Unternehmen bereitzustellen.

„Versicherer wenden sich einem breiteren Sortiment an Vermögenswerten zu. Dazu gehören speziell Alternativen im Bereich ertragsorientierter Kreditpapiere wie Direktdarlehen. Damit wollen die Institute ihre Renditequellen diversifizieren und die laufenden Erträge erhöhen. Aber das ist nicht leicht, da diese Märkte traditionell nicht das Feld von Versicherern sind. Zudem gibt es regulatorische Barrieren“, sagt Liedke.

Regulatorische Änderungen wie Solvency II erfordern Handeln

Regulatorische Veränderungen sind der Umfrage zufolge der entscheidendste Grund für Veränderungen in der Versicherungsbranche innerhalb der kommenden zwölf bis 24 Monate. In der Umfrage haben sich 49 Prozent der Teilnehmer entsprechend geäußert.

Strengere Kapitalanforderungen im Zuge der EU-Versicherungsrichtlinie Solvency II, die im Januar 2016 in Kraft treten soll, führen dazu, dass Versicherer vermehrt in Anleihen mit Investmentgrade-Ratings investieren und unter der Vorgabe engerer Risikobudgets diversifizieren. Das gilt vor allem für Institute mit geringerer Solvabilität. Die Zahl der Befragten, die ihre Bestände in Investmentgrade-Anleihen erhöhen wollen, hat sich in etwa verdoppelt – auf 45 Prozent von 24 Prozent vor einem Jahr. Diese Entwicklung steht in Kontrast zu dem ansonsten herrschenden Trend hin zu mehr alternativen Anlagemöglichkeiten.

„Wer Solvency II nicht richtig umsetzt, wird kein Kapital einsammeln“, sagt Liedtke. Die Institute mit höheren Solvabilitätskennzahlen können weiter wachsen und in Strategien mit höheren Renditen investieren, die mit höheren Kapitalanforderungen einhergehen. Für Institute mit geringeren Solvabilitätskennzahlen dürfte die Situation schwieriger werden. Denn die Geldpolitik, die starke Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Wertpapieren und regulatorische Reformen haben dazu geführt, dass Handelsbestände und Umsätze am Anleihenmarkt gesunken sind, was Druck auf die Liquidität von Anleihen ausübt.“

Liquiditätssorgen treiben Versicherer in Derivate und ETFs

Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der Versicherer sagen, dass mangelnde Liquidität den Zugang zu festverzinslichen Anlagemöglichkeiten erschwert. Etwa drei Viertel (73 Prozent) sind der Ansicht, die Liquidität sei aktuell geringer als vor der Krise. Im Ergebnis plant die Mehrheit der Versicherer, Derivate (69 Prozent) und ETFs (67 Prozent) stärker einzusetzen. Als Hauptgrund dafür nennen die Befragten mangelnde Liquidität bei Investmentgrade-Anleihen.

„Die Mischung aus zunehmend unterschiedlichen geldpolitischen Richtungen der Notenbanken, dem Liquiditätsrisiko am Anleihenmarkt und erhöhter regulatorischer Aufmerksamkeit stellt die Branche vor ein Dilemma. Es gibt Möglichkeiten, um gesunde Bilanzen zu wahren und Geschäftsbereiche, die unter Druck geraten sind, aufrecht zu erhalten. Aber Investoren sollten sich zügig damit vertraut machen, ihre Portfolios im Hinblick auf risiko- und ertragreichere Vermögenswerte zu diversifizieren. Außerdem sollten sie die Risiken, die diese Bereiche des Kapitalmarktes naturgemäß mit sich bringen, managen.“

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