Carmignac-Stratege Saint-Georges über den "Dollar-Blues"

Ein Kommentar von Didier Saint-Georges, Managing Director und Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac: Carmignac | 01.02.2018 12:09 Uhr
Didier Saint-Georges, Managing Director, Carmignac / ©  Carmignac
Didier Saint-Georges, Managing Director, Carmignac / © Carmignac
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Selbst die angesehensten Ökonomen der Welt haben bei ihren Versuchen, die Wechselkurse vorherzusagen, fast nur schlechte Erfahrungen gemacht. Es müssen zig Parameter in Betracht gezogen werden, die alle unbeständig, miteinander verknüpft und von unterschiedlicher Bedeutung sind. Insofern werden Vorhersagen im Währungsbereich oftmals zu einer fortwährenden Übung in Demut.

Trotz dieser Schwierigkeiten bei der Vorhersage kommt man nicht umhin, zu versuchen zu verstehen, was vor sich geht. Vor allem heute, da die Trends von 2017 sich zu Beginn dieses Jahres fortzusetzen scheinen.

Die kurzfristige Stärke des US-Dollar Ende 2016 nach der Wahl von Donald Trump entsprach einer ziemlich einfachen und wörtlichen Auslegung des Versprechens des republikanischen Präsidentschaftskandidaten: der Stärkung der Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft in allen Bereichen. Dies steigerte die Attraktivität der in der US-Währung getätigten Investitionen. 2017 kam es aber zu einer grundlegenden Trendumkehr, die näher betrachtet werden sollte. In diesem Jahr, wertete der Dollar gegenüber sämtlichen Währungen stark ab. Spiegelbildlich zu dieser Entwicklung wertete der Euro stark auf, und dies auf aufsehenerregende Weise gegenüber dem Dollar (+14%), aber auch gegenüber den wichtigsten Währungen der Welt (+10%). Die Untersuchung muss demnach auf beiden Seiten des Atlantiks erfolgen.

Erste Spur: der Bumerang-Effekt. Das Jahr 2016 war ein Fingerzeig auf alle Gefahren für die Eurozone. Waren der Brexit-Entscheid und die Wahl Donald Trumps ein Vorgeschmack auf eine Woge des Populismus bei den Wahlen in Frankreich und den Niederlanden, die für die Einheitswährung fatal wäre? Dem war nicht so, und der Abgesang auf den Euro erwies sich als stark übertrieben.

Zweite Spur: das Wirtschaftswachstum. Nicht nur ist das politische Risiko in der Eurozone verschwunden, sondern die Aufhellung der Konjunktur in Europa hat selbst die größten Optimisten überrascht. Vermutlich hatte ein wahrgenommenes politisches Risiko die Erholung der Investitionen und das Vertrauen der Verbraucher gehemmt. Gleichzeitig ließen die wiederholten Misserfolge der Trump-Regierung bei der Umsetzung ihres Wirtschaftsprogramms Zweifel aufkommen, ob das Vertrauen der amerikanischen Verbraucher und Unternehmen sich in einem deutlichen Anstieg der Aktivität niederschlagen würde. Tatsächlich übertraf das Wachstum der Eurozone 2017 erstmals seit 2008 leicht das Wachstum in den USA.

Dritte Spur: der Außenhandel. Der Wert einer Währung wird logischerweise durch die Außenhandelsbilanzen eines Landes beeinflusst. Ein Land oder eine Zone mit Überschüssen in der Handelsbilanz (genauer gesagt der Leistungsbilanz) löst automatisch Käufe seiner Währung durch die Kundenländer aus, um die Einfuhren zu bezahlen. In der Folge entsteht für diese Währung ein Aufwärtsdruck. So weist die Eurozone, hauptsächlich dank Deutschland, einen Leistungsbilanzüberschuss von mehr als 3% gegenüber einem Defizit von über 2% für die USA auf. Diese Situation ist jedoch nicht neu und hinderte den Euro nicht daran, von 2014 bis 2016 abzuwerten. Sie stellt lediglich einen stützenden Faktor für die Einheitswährung dar. Denn die wesentlichen Gründe liegen vermutlich woanders: im „Status“ der Währung selbst.

Diese vierte Spur lässt sich nur schwer beziffern, ist jedoch entscheidend. In den Jahren nach seiner Einführung gewann der Euro an Akzeptanz und Glaubwürdigkeit als neue internationale Reservewährung. Dies wurde jedoch 2008 im Zuge der großen Finanzkrise jäh zunichtegemacht. Infolgedessen konnte die noch wackelige Konstruktion der Eurozone und ihrer Währung nicht mit der US-Währung mithalten. Das galt umso mehr, als sich die Eurozone in den Jahren 2010-2011 dem wirtschaftlichen und 2016 dem politischen Abgrund näherte. Während dieser langen, schwierigen Phase wurde der Anteil des Euro an den Währungsreserven der großen Zentralbanken der Welt unaufhaltsam bis auf ein Niveau zurückgefahren, das dem Ausgangsniveau nach der Einführung der Einheitswährung vor 18 Jahren entsprach. Gleiches gilt für den Anteil des Euro in den Portfolios der großen internationalen Kapitalanleger. Mittlerweile stellen sich diese Kapitalanleger Fragen über die politischen und wirtschaftlichen Erfolgschancen einer neuen deutsch-französischen Achse. Sie haben ihr langfristiges Vertrauen in den Euro noch nicht wiedergefunden. Aber der Euro stellt wieder zunehmend eine Perspektive dar. Und er hat umso mehr Potenzial, als die Alternative aus den USA derzeit fragwürdig erscheint. Die bewusste Verringerung des wirtschaftlichen und geopolitischen Engagements der USA rund um den Globus (von der Transpazifischen Partnerschaft über das internationale Klimaabkommen bis hin zur Gefährdung des NAFTA und zum Nuklearabkommen mit dem Iran) schwächt den globalen Status des Dollar. Und diese Schwäche ist in höchstem Maße vereinbar mit den wirtschaftlichen Prioritäten der Trump-Regierung, die bekanntlich auf eine schwächere Währung setzt, um für das heiß diskutierte „Problem“ einer sehr negativen Außenhandelsbilanz Abhilfe zu schaffen.

Insgesamt dürfte der Dollar eher einem Abwertungstrend folgen, auch wenn er sich nicht so leicht geschlagen geben wird. Der Euro wird in diesem Fall als eine der ersten Währungen profitieren können, falls die politische und wirtschaftliche Dynamik seinen Aufschwung bestätigen kann.

Didier Saint-Georges, Managing Director, Carmignac

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