Rekordhitze und Klimapolitik beflügeln CO2-arme Investitionen

Angesichts der Rekordtemperaturen verstärkt die öffentliche Hand ihre Dekarbonisierungsanstrengungen und motiviert die Unternehmen zur Mitarbeit. AllianceBernstein | 23.08.2023 09:00 Uhr
Kent Hargis, PhD Co-Chief Investment Officer—Strategic Core Equities, AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
Kent Hargis, PhD Co-Chief Investment Officer—Strategic Core Equities, AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein

Die neue Politik spiegelt die wachsende Dringlichkeit wider, sich mit dem Klimarisiko auseinanderzusetzen. Darauf sollten auch Aktienanleger achten.

Vor dem globalen Temperaturanstieg, den Rekordhitzewellen und den kostspieligen Waldbränden der letzten Monate haben Wissenschaftler schon lange gewarnt. Doch der Klimawandel wird nicht nur in Grad gemessen. Seine langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen sind gravierend, wobei die Energiekrise derzeit das Epizentrum darstellt. So hat beispielsweise die Verknappung von Gas und Öl infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine zu einem sprunghaften Anstieg der Kosten geführt.

Die Herausforderungen des Klimarisikos erstrecken sich über alle Branchen und lassen die Unternehmen nach wirksamen Lösungen suchen. Durch bewährte Verfahren, Technologie, angemessene Finanzierung und effektive staatliche Maßnahmen können Unternehmen und Länder gleichermaßen den CO2-Ausstoß senken oder vermeiden. Die politischen Entscheidungsträger sind sich einig, vor allem in Europa und den USA, wo eine Welle historischer öffentlicher Programme und Finanzierungen in Gang gekommen ist (Abbildung).

Regierungen werden aktiv, während CO2-bewusste Unternehmen auf den Plan treten

Wir glauben, dass das intensive Engagement der Regierungen die wichtigste Entwicklung des Jahres im langwierigen globalen Kampf gegen den Klimawandel ist, mit dauerhaften Auswirkungen. Sie steht auch im Zusammenhang mit dem ersten von drei Grundsätzen, die für Investitionen in CO2-arme Aktien sprechen: sich mit den Regierungen in ihrem Streben nach Klimaneutralität zu verbünden (Abbildung).

Das US-Gesetz zur Verringerung der Inflation („Inflation Reduction Act“) sieht einen Rekordbetrag von 369 Milliarden US-Dollar vor, um die CO2-Emissionen in den nächsten zehn Jahren um 40% zu senken. Zu den Unternehmensanreizen gehören großzügige Steuergutschriften für die Einführung von erneuerbarer Energie aus Wind und Sonne, sodass Solaranlagen heute wirtschaftlicher sind als herkömmliche Energiequellen.

Ein potenzieller europäischer Green Deal könnte 375 Milliarden Euro umfassen, um die Inflationsbekämpfung in der Region zu unterstützen. Zu den Zielen gehört es, Europa bis Mitte des Jahrhunderts zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen, den Treibhausgasausstoß um 50% zu senken und bis 2030 drei Milliarden neue Bäume zu pflanzen. Eine Komponente für saubere Energien soll die Wind- und Solarenergie ankurbeln, die in ganz Europa bereits Gas und Kohle überholt hat, wobei sich die Solarproduktion allein im Jahr 2022 verdoppeln wird.

Alle 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) sind mit an Bord, aber nicht alle haben sich zur vollen Finanzierung verpflichtet. Dennoch finden die Unternehmen ihren eigenen Weg durch die vielen Anreize, die der Green Deal vorsieht. So will die EU beispielsweise die Genehmigungszeiten für Projekte zur Nutzung erneuerbarer Energien in vorrangigen Gebieten auf 12 Monate (statt drei bis zehn Jahre) und in anderen Gebieten auf 24 Monate verkürzen. Das allein dürfte die Projekte für startbereite Unternehmen beschleunigen und kostspielige Verzögerungen vermeiden.

Die Förderung des verstärkten Einsatzes von sauberen Brennstoffen und Energiespeichern beispielsweise dürfte auch für Unternehmen wie das Enphase Energy aus den USA und das israelische Unternehmen SolarEdge Technologies, für die diese Technologien das Herzstück ihrer Geschäftstätigkeit darstellen, ein entscheidender Faktor sein.

Branchen im Zentrum des CO2-Übergangs 

Eine aktive Aktienselektion ist der Schlüssel zur Identifizierung von Unternehmen, die am besten positioniert sind, um die anhaltende Klimakrise zu bewältigen, ohne dabei Erträge zu opfern.

Bei den europäischen Industriewerten haben sich zum Beispiel in den Schlüsselkategorien an der Schnittstelle zwischen Klimawandel und Aktienauswahl klare Dekarbonisierungsführer herauskristallisiert:

Smart-Grid-Technologie: Unternehmen in diesem Bereich helfen anderen Unternehmen, energieeffiziente Anlagen und Ressourcen zu bauen und zu verwalten, die die Treibhausgasemissionen Dritter, die sogenannten Scope-4-Emissionen, senken. Schneider Electric ist ein gutes Beispiel dafür. Das Unternehmen hat sich nach eigenen Angaben verpflichtet, bis 2025 fast 800 Millionen Tonnen CO2 für seine Kunden zu vermeiden oder einzusparen.

Stromkabel: Unsere Recherchen deuten auf ein exponentielles Wachstum der Nachfrage nach Mittel- und Hochspannungskabeln hin, da die starke Nachfrage nach Anlagen für erneuerbare Energien in Verbindung mit überfälligen Modernisierungen ein günstiges Preisumfeld schafft. Der Kabelhersteller Prysmian Group hat seine Abfallverwertung auf 71% erhöht und kürzlich den Auftrag für den Anschluss von Unterseekabeln an neue Windparks weltweit erhalten.

Infrastrukturberatung: Diese Unternehmen beraten in den Bereichen ESG-freundliche Infrastruktur, Logistik und Bau für Transport, Anlagen und Wasseraufbereitungsanlagen. Wir glauben, dass AECOM Technology einer der Top-Wettbewerber auf diesem 80-Milliarden-US-Dollar-Markt ist, der über Jahrzehnte hinweg jährlich zweistellig wachsen dürfte. Der ESG-Aktionsplan des Unternehmens sieht vor, den CO2-Ausstoß bei Großprojekten um mindestens 50% zu reduzieren, was etwa 84 Millionen Tonnen vermiedenem CO2 entspricht.

Klimaresilient, aber wie sehr, und zu welchem Preis?

Wir glauben, dass die Bewertung der Klimaresilienz dazu beiträgt, Unternehmen zu identifizieren, die langfristig ein höheres Ertragspotenzial besitzen. Allerdings sollte das nicht das einzige Kriterium sein, auch nicht bei einer Strategie für CO2-arme Aktien. Es kommt auch auf Qualität und Preis an.

Qualitätsunternehmen sind unserer Ansicht nach robuste Unternehmen mit gut abgesicherten Wettbewerbsvorteilen und tragfähigen Cashflows. Außerdem haben sie bei hoher oder steigender Inflation in der Regel einen Vorteil – dank ihrer Preissetzungsmacht, ihrer Branchenführerschaft oder beidem.

Neben der Konzentration auf hohe Qualität und Klimaresilienz ist auch Preisbewusstsein wichtig. Es ist verlockend, der Herde zu folgen, aber selbst die stärksten Unternehmen mit niedrigem CO2-Ausstoß können überbewertet sein, wenn die Märkte heiß laufen, insbesondere wenn sie an den Technologiesektor gebunden sind.

Unaufhörliche Überschwemmungen, Waldbrände, Dürre und Hitze haben das Jahr 2023 in vielerlei Hinsicht bereits zu einem Rekordjahr gemacht. Viele Staatenlenker sind sich noch nicht darüber im Klaren, dass die Zukunft ohne energische Klimaschutzmaßnahmen düster aussehen wird. Wir begrüßen jedoch die neuen umfassenden Dekarbonisierungsmaßnahmen in den USA und Europa, während China, der weltweit größte Treibhausgasproduzent, ebenfalls einige positive Schritte unternimmt.

Der Kampf gegen den Klimawandel ist noch lange nicht vorbei. Aber die Fronten werden ständig mit innovativen, hochwertigen Unternehmen verstärkt, die dazu entschlossen sind, durchzubrechen und einige Schlachten zu gewinnen. Aus diesem Grund sind wir der Meinung, dass der Klimawandel in aktive Anlageentscheidungen einbezogen werden muss, da er einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Wertentwicklung von Aktien leistet.

Von Kent Hargis, PhD Co-Chief Investment Officer—Strategic Core Equities, Ian McNaugher, CFA Research Coordinator (US) and Senior Research Analyst—Strategic Core Equities & Jayme Lisiewski Senior Research Analyst—Strategic Core, AllianceBernstein

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