Klimarisiken in Fondsportfolios messbar machen: CO2-Fußabdruck ist gut, aber nicht perfekt

Der Europäische Rechtsrahmen sieht zukünftig mehr Transparenz bei nachhaltigen Anlagen vor. Dafür müssen ESG-Risiken quantifizierbar gemacht werden. Mit Blick auf die Messung von Klimarisiken ist es gefährlich, eine Anlagestrategie ausschließlich anhand des CO2-Fußabdrucks aufzubauen. DPAM | 15.03.2019 08:44 Uhr
Ophélie Mortier, Head of Responsible Investments, Degroof Petercam AM / © Degroof Petercam AM
Ophélie Mortier, Head of Responsible Investments, Degroof Petercam AM / © Degroof Petercam AM
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ESG: Transparenz wird verpflichtend

Langsam wird es ernst: Die Europäische Union hat eine Pflicht zur Offenlegung berücksichtigter Nachhaltigkeitskriterien in Anlageprozessen auf den Weg gebracht. Demnach soll Investoren vorgeschrieben werden, Informationen über ihre aktuellen Prozesse zur Berücksichtigung von Umweltrisiken und sozialen Risiken zu veröffentlichen. Sie müssen zukünftig auch transparent machen, inwiefern sich diese Risiken auf die Rentabilität der jeweiligen Investition auswirken könnten. Die Verordnung, die voraussichtlich Ende 2019 bindend wird, sagt schon heute ‚grünen Mogelpackungen‘ den Kampf an. Das bedeutet auch, dass Anbieter von „grünen“ Anlagestrategien Informationen zu den Auswirkungen ihrer Produkte und Portfolios auf Nachhaltigkeit oder Klimaschutz darzulegen haben. „Die Ereignisse der letzten Jahre haben in aller Deutlichkeit gezeigt, dass der Klimawandel kurz- und mittelfristig finanzielle und wirtschaftliche Risiken birgt. Die Berücksichtigung von Klimarisiken in der Verwaltung von Anlageportfolios ist daher zu einem Muss geworden“, sagt Ophélie Mortier, Head of Responsible Investments bei Degroof Petercam AM.

Auf dem Weg zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft und Gesellschaft steht die Absenkung von Kohlendioxid-Emissionen im Mittelpunkt. Angesichts der hohen Sensibilität, mit der CO2-Diskussionen derzeit geführt werden, ist die ‚Dekarbonisierung‘ von Anlageportfolios in aller Munde.

Verschiedene Ansätze zur Dekarbonisierung

Ausgangspunkt zur Senkung der CO2-Risiken in Anlegerportfolios ist die Kohlendioxidmessung, die nach wie vor auf unzulänglichen Methoden basiert. Nicht jede Fabrik oder jedes Unternehmen ist mit entsprechenden Mess-Sensoren ausgestattet. Daher werden die Emissionen meistens geschätzt. Zudem ist es schwierig, zwischen direkten Emissionen, die bei der Produktherstellung anfallen, und durch die Nutzung von Produkten entstehenden indirekten Emissionen zu trennen.

Eine mögliche Methode der Dekarbonisierung ist die gezielte Fokussierung auf Sektoren mit geringen Emissionen. Hierzu würde beispielsweise ein Portfolio zählen, das auf ein Engagement in Energiewerten, Versorgern sowie im Industriesektor ganz oder teilweise verzichtet. „Dies ist ein relativ restriktiver Ansatz. Die Hexenjagd auf fossile Energien hat mitunter eine radikale Abwendung vom Öl- und Gassektor zur Folge. Wenn die Bemühungen dieser Branchen als unzulänglich eingestuft werden, werden sie vielfach endgültig ausgeschlossen. Der Übergang zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft sollte jedoch von einem Dialog mit allen Akteuren und Stakeholdern begleitet werden, um eine ambitionierte, aber dennoch erreichbare Wende zu bewerkstelligen“, betont Ophélie Mortier.

CO2-Fußabdruck am weitesten verbreitet

Die derzeit populärste Methode zur Einschätzung des Klimarisikos ist die Berechnung des CO2-Fußabdrucks eines Portfolios. Zielsetzung dabei ist, diesen im Laufe der Zeit oder im Vergleich zu einem anderen Portfolio oder einer Benchmark zu verringern. Dazu wird der Kohlendioxidausstoß einzelner Emittenten im Verhältnis zu ihrem Umsatz berechnet. Diese Methode der Kohlendioxidintensität basiert auf einem vom ‚Global Greenhouse Protocol‘ anerkannten Ansatz und beinhaltet sowohl Direktemissionen aus Quellen, die sich im Eigentum oder unter der Kontrolle des Emittenten befinden, als auch Direktemissionen aus dem erforderlichen Energieverbrauch für die Herstellung des Produkts selbst.

„Obwohl auch diese Methode nicht perfekt ist, gestattet die Messung des CO2-Fußabdrucks eine umfassende Risikobewertung und einen Vergleich mit verschiedenen Indikatoren. Die Bemühung um eine Verringerung des Fußabdrucks belegt darüber hinaus das starke Streben nach Fortschritten und echtem Umweltbewusstsein“, sagt die Nachhaltigkeitsexpertin und weist dennoch auf Schwachpunkte hin: „Die Methode des CO2-Fußabdrucks unterscheidet nicht zwischen direkten und indirekten Emissionen, berücksichtigt keinen latenten Kohlendioxidausstoß und beruht vielfach auf Schätzwerten.“

Der Ansatz des CO2-Fußabdrucks zielt auf eine langfristige Reduzierung der Gesamtemissionen eines Portfolios ab. Dies kann einerseits gelingen, indem einzelne Portfoliowerte über- oder untergewichtet werden. Andererseits kann der CO2-Fußabdruck bei einem unveränderten Portfolio auch durch den technologischen Fortschritt schrittweise geringer werden. Zudem erhöhen oder verringern sich Kohlendioxid-Messwerte zwangsläufig durch Verbesserungen der Berechnungsmethode.

„Anlageprodukte durchlaufen einen strukturellen Prozess in Richtung Nachhaltigkeit. Treiber ist nicht nur der Druck der Zivilgesellschaft, sondern auch der europäische Gesetzgeber, durch den die Berücksichtigung von ESG-Kriterien zukünftig verpflichtend wird. Zur Einschätzung des Klimarisikos von Portfolios ist der CO2-Fußabdruck ein erster wichtiger Indikator. Angesichts der hohen Brisanz des klimatischen Wandels sind Analysten und Portfolioverwalter gefordert, das Thema sehr ernst zu nehmen. Basierend auf tiefgreifenden fundamentalen Analysen sollten jedoch alle Themen beachtet werden, die in den jeweiligen Wirtschaftszweigen nicht nur unter klimatischen, sondern auch sozialen Aspekten auf dem Spiel stehen“, fasst Ophélie Mortier zusammen.

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