Fed belässt Leitzinsen unverändert, stellt aber weitere Anhebungen in Aussicht

BANTLEON | 15.06.2023 10:39 Uhr
Dr. Andreas A. Busch, Senior Economist bei BANTLEON / © e-fundresearch.com / BANTLEON
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Die Fed hat nach zehn ununterbrochenen Zinserhöhungen in Folge die Leitzinsbandbreite gestern wie von den allermeisten Beobachtern erwartet unverändert bei 5,00% bis 5,25% belassen. Der mit Abstand steilste Zinserhöhungszyklus der vergangenen Jahrzehnte im Umfang von 500 Bp innerhalb von vierzehn Monaten wurde mithin nicht fortgesetzt.

Als Gegenpol zu diesem Stillhalten wanderten jedoch die »Dots« überraschend deutlich nach oben – die Prognosen der FOMC-Mitglieder zum Niveau der Fed-Funds-Rate am Ende dieses und der kommenden Jahre. Für Ende 2023 wird nun mit 5,625% gerechnet, womit die Projektion um 50 Bp höher liegt als noch im März. Ausgehend vom aktuellen Niveau wären entsprechend noch zwei 25-Bp-Schritte zu erwarten. Für Ende 2024 wurden die Leitzinsprojektionen um 25 Bp auf 4,625% angehoben (vgl. Tabelle unten).

In der schriftlichen Erläuterung zum geldpolitischen Entscheid spiegelt sich die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen ebenfalls wider. Hier wird der Leitzinsausblick vom vergangenen FOMC-Treffen im Mai im Grossen und Ganzen wiederholt: »Bei der  Ermittlung des Umfangs, in dem weitere Leitzinsanhebungen nötig sein könnten, werden das Ausmass der kumulierten Straffungen, die Wirkungsverzögerungen der Geldpolitik und die künftigen Entwicklungen der Wirtschaft bzw. an den Finanzmärkten berücksichtigt«.

»Tightening Bias« hat trotz Pause unverändert Bestand

Vor allem die nach oben verschobenen »Dots« aber auch der Leitzinsausblick im Fed-Statement lassen unverändert einen »Tightening Bias« erkennen. In der Pressekonferenz stützte Notenbankpräsident Jerome Powell diese Sicht, unter anderem indem er einmal mehr betonte, die Kerninflation gehe nur sehr langsam zurück und die Risiken beim Inflationsausblick würden unverändert nach oben zeigen.

Gänzlich falkenhaft trat er dann aber doch nicht auf. Zum einen musste er anerkennen, dass bei der Inflation Anzeichen für eine Abschwächung sichtbar sind. Die Belege für eine nachlassende Teuerung würden aber noch nicht ausreichen. Zum anderen wollte er die um 50 Bp nach oben verschobenen »Dots« für 2023 nicht als Ankündigung einer Zinserhöhung im Rahmen der nächsten FOMC-Sitzung im Juli verstanden wissen. Zur Juli-Sitzung habe man noch keine Entscheidung getroffen. Wie diese ausfalle, hänge von den bis dahin eingehenden Daten ab. Dass Powell sich für Juli alle Optionen offenhält, kam schliesslich auch darin zum Ausdruck, dass er bei der gestrigen Zinspause explizit nicht vom »Auslassen« einer Sitzung sprechen wollte.

Leitzinshochpunkt dürfte erreicht sein – das Risiko einer finalen Anhebung hat aber merklich zugenommen

Nachdem Powell im Rahmen der vorangegangenen FOMC-Sitzung im Mai den Eindruck erweckt hatte, die Hürden für eine erneute Leitzinsanhebung wären grösser geworden, scheinen sie nun wieder kleiner zu sein. Die Beweislast hat sich offensichtlich erneut umgekehrt: Damit die Währungshüter auch künftig stillhalten, müssen die Wirtschafts- und Inflationszahlen klarere Signale einer Abschwächung erkennen lassen.

Wir sehen nach wie vor gute Chancen, dass die Daten der kommenden Wochen und Monate diese Abkühlung anzeigen werden. Schon jetzt sind in unseren Augen die Anzeichen für eine spürbar nachlassende Teuerung unverkennbar. Einen Beleg dafür lieferte unter anderem die gestern veröffentlichte Statistik zu den Erzeugerpreisen, die um 0,9% gegenüber dem Vorjahr nachgaben. Wird die Corona-Krise ausgeklammert, ist das der stärkste Rückgang seit sieben Jahren (vgl. vorangehende linke Abbildung). Daneben spricht auf Verbraucherebene bei den von Powell in den Vordergrund gerückten Kern-Dienstleistungen immer mehr für nachlassenden Teuerungsdruck (vgl. vorangehende mittlere Abbildung). Schliesslich ist in unseren Augen überfällig, dass die Arbeitsmarktdaten klar nach unten drehen (vgl. vorangehende rechte Abbildung).

Alles in allem sehen wir es daher nach wie vor als wahrscheinlich an, dass die Leitzinsen nicht mehr weiter angehoben werden, der Leitzinshochpunkt mithin erreicht ist. Die von Powell zum Ausdruck gebrachte Beweislastumkehr hat indes das Risiko eines finalen Zinsschritts um 25 Bp merklich steigen lassen. Mit Blick weiter voraus spricht ungeachtet dessen die von uns erwartete Rezession dafür, dass die Leitzinsen deutlich früher und ausgeprägter als von den Geldterminmärkten unterstellt gesenkt werden. Wir rechnen ab Herbst mit Zinssenkungen um mindestens 150 Bp.

Von Dr. Andreas A. Busch, Senior Economist bei BANTLEON

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