Singapur auf dem Weg zur neuen Schweiz

J O Hambro Capital Management | 20.04.2023 09:58 Uhr
Samir Mehta, Senior Fund Manager, J O Hambro / © e-fundresearch.com / J O Hambro
Samir Mehta, Senior Fund Manager, J O Hambro / © e-fundresearch.com / J O Hambro
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Gletscher gibt es hier zwar nicht, aber wird Singapur zur neuen Schweiz? Samir Mehta, Senior Fund Manager des JOHCM Asia ex Japan Fund bei J O Hambro Capital Management, sieht gute Gründe dafür, dass der Stadtstadt als zukünftiges globales Finanzzentrum gute Karten hat. Singapur zeichne sich zunächst einmal durch höhere Regulierungsstandards für Banken aus. Das ist einer Zeit attraktiv, in der durch die Krisen rund um Credit Suisse und Silicon Valley Bank Regulierungen, Kapitalausstattung und insbesondere das Risikomanagement von Banken verstärkt in den Fokus gerückt sind. Kein Wunder sei es daher, dass Singapur aufgrund seiner robusten Institutionen, wie der Monetary Authority of Singapore (MAS) und seiner Rechtsstaatlichkeit vermehrt Kapital wohlhabender Festlandchinesen sowie Einwanderer aus Hongkong und Taiwan anziehe. Ihren Beitrag dazu geleistet haben die Entwicklungen in Hongkong, die COVID-Maßnahmen Chinas sowie die Geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China in Zusammenhang mit Taiwan. Geld ist ein scheues Reh.

Natürlich ist Singapur auch keine Allwetterlösung. „Das Risiko einer Ansteckung und eines Bank Runs ist hoch. Wir können nicht behaupten, dass Singapur immun ist – schließlich war der Ruf der Schweizer Banken bis März 2023 auch makellos. Wir müssen zu jeder Zeit wachsam bleiben, doch nach der asiatischen Finanzkrise von 1997/98 wurden die Bankenregulierungen in Asien gestärkt,“ erläutert Samir Mehta. In Singapur hat die MAS nach der Krise das Risikomanagement in den Vordergrund gestellt und wesentlich höhere Eigenkapitalquoten gefordert, als sie nach den weltweit anerkannten Standards erforderlich sind. Diese Betonung der Bilanzstärke und der Vorsicht im Risikomanagement hat dem Stadtstaat durch mehrere Finanzkrisen hindurch gut gedient.

Dementsprechend ermöglicht eine regulatorische Umgebung des „Sandkastens“ Fintech-Unternehmen, neue Produkte oder Dienstleistungen unter kontrollierten Bedingungen zu testen, bevor sie allen regulatorischen Anforderungen entsprechen müssen. „Dies fördert Innovationen und die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen, während die MAS den Prozess überwacht, um Verbraucher zu schützen und die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten. Wenn Fintech-Unternehmen in diesem Umfeld erfolgreich agieren, können sie vollständige Lizenzen erhalten,“ betont Mehta. Es hat allerdings bereits einige Misserfolge gegeben – Three Arrows (der Krypto-Hedgefonds) und Terra Luna (die Stablecoin) wurden beide in Singapur gegründet und waren dort ansässig. Die Auswirkungen auf das Mainstream-Finanzsystem waren jedoch gering.

Singapur profitiert von der Neuausrichtung globaler Lieferketten

Es sind jedoch nicht nur Regulierungsthemen, die für Singapur sprechen. „Singapur ist meiner Meinung nach ein großer Nutznießer des China+1 Trends bei der Neuausrichtung globaler Lieferketten. Der Handelskrieg zwischen den USA und China und die Störungen der Lieferketten in der COVID-Ära zwangen Unternehmen, die Rolle Chinas als Hersteller von Waren neu zu überdenken. Wir übersehen jedoch die Finanzdienstleistungen – ein ebenso wichtiger Zusatz in einer globalisierten Welt. Als Unternehmen benötigen wir sichere und effiziente Bankensysteme, gut kapitalisierte Versicherungsunternehmen und robuste rechtliche Infrastrukturen,“ erklärt der Fondsmanager. Family Offices, vermögende Privatpersonen und Einzelhändler würden nach einer stabilen Währung, Rechtsstaatlichkeit, einer transparenten Rechtsordnung für Gerichtsverfahren und zunehmend auch nach persönlicher Sicherheit suchen. „In all diesen Belangen ist Singapur einer der besten Orte der Welt und ein Knotenpunkt für die globale Vermögensverwaltung.“

Einige Institute profitieren besonders. Die DBS Bank sei eine von ihnen, erwartet Mehta. Das Geldhaus zieht einen Nutzen von Singapurs Ruf als Finanzzentrum. Als staatliche Bank gegründet, hatte sie jahrzehntelang einen schlechten Ruf. Unter der Leitung ihres derzeitigen CEO Piyush Gupta und seines Teams habe die DBS in den letzten Jahren eine digitale Transformation durchlaufen. Mittlerweile sei sie als dominierende Bank in Singapur und teilweise in der Region etabliert. „Ihr Wettbewerbsvorteil liegt in relativ stabilen Einlagen, ausreichender Liquidität und vorsichtigen Bestimmungen zur Risikovorsorge,“ begründet Mehta.

Allerdings läuft es nicht immer reibungslos für die DBS. Erst kürzlich habe es einen zweiten Ausfall ihres Online-Servicezugangs gegeben. Bereits auf den ersten Ausfall im November 2021 habe die MAS reagiert, indem sie die DBS zwang, zusätzliches Kapital in Höhe von 625 Millionen US-Dollar zu halten. Obwohl dies für Aktionäre schmerzhaft sein kann, signalisiere die MAS damit, dass sie bei mangelndem Risikomanagement Kapitalkosten auferlegen wird, um das System zu stärken, erläutert Mehta.

Allerdings seien in Singapur die Lebenshaltungskosten aufgrund einer erhöhten Nachfrage und Covid-bedingten Versorgungsengpässen gestiegen. Der Fondsmanager betrachtet dies als Übergangsprozess, da die Wirtschaft sich an sich ändernde Wachstumstreiber anpasst.

Aber auch hier gibt es eine Parallele zur Schweiz: jahrzehntelang blieb dieses Land einer der teuersten Orte in Europa. Eventuell könnte sich diese Entwicklung als Hinweis darauf erweisen, dass sich die Schwäche des Schweizer Bankensystems zugunsten von Singapur auswirke.

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