USA
Die in der abgelaufenen Woche veröffentlichten Daten zum US Wohnimmobilienmarkt bekräftigten den Eindruck, dass dieser von einer nachhaltigen Erholung noch weit entfernt ist. Zwar legten Wohnungsbaugenehmigungen und -beginne im März zu, allerdings so schwach, dass nicht einmal der seit Anfang 2010 bestehende Abwärtstrend gebrochen wurde. Außerdem setzt sich der Rückgang der Hauspreise beschleunigt fort. Laut FHFA lagen diese im Februar 1,6 % unter dem Januarwert. Für den Zeitraum Dezember 2010 bis Februar 2011 ergibt sich damit ein annualisiertes Minus von 13,5 %. Nach der Konzentration auf Immobilenmarktdaten in der abgelaufenen Woche bietet die kommende Woche wieder ein breites Spektrum an Datenveröffentlichungen. Das Highlight wird dabei zweifelsohne die Veröffentlichung der Schnellschätzung des Bruttoinlandsproduktes für das erste Quartal am Donnerstag sein. Aufgrund der vorliegenden monatlichen Daten zu privaten Konsumausgaben, Außenhandel, Wohnungsbau und Lagerinvestitionen ist eine Halbierung der Zuwachsrate aus dem vierten Quartal 2010 zu erwarten, als das Plus annualisiert 3,1 % p.q. betragen hatte. Die Konsensschätzung liegt aktuell bei einem annualisierten Anstieg von 1,8 % p.q. Wir halten ein noch schwächeres Ergebnis für wahrscheinlich. Für die Marktakteure ebenfalls von großem Interesse ist die Leitzinsentscheidung des FOMC am Mittwoch. Angesichts der gegenwärtigen konjunkturellen Schwächephase dürfte die Fed nicht von der Wortwahl aus der letzten Stellungnahme von Mitte März abweichen. Vor dem Hintergrund der inzwischen stabilen Erholung am Arbeitsmarkt sowie des gestiegenen Preisdrucks sind aber auch keine Anzeichen für weitere Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaftsaktivität zu erwarten. Besondere Aufmerksamkeit sollte Aussagen hinsichtlich des Ende Juni auslaufenden Kaufprogramms von USStaatsanleihen im Volumen von USD 600 Mrd. geschenkt werden (sogenanntes Quantitative Easing II). Sollten hier keine Hinweise auf eine mögliche Verlängerung gegeben werden, wovon wir ausgehen, dürfte das Programm Ende Juni beendet werden. Enttäuschungspotenzial bietet unserer Meinung nach das Conference Board Verbrauchervertrauen, das am Dienstag bekannt gegeben wird. Der Konsens rechnet mit einer Stimmungsaufhellung. Insbesondere der verglichen mit der Umfrage der Universität von Michigan nur schwache Rückgang im März sowie die weiter gestiegenen Kraftstoffpreise sprechen in unseren Augen aber gegen eine verbesserte Verbraucherstimmung. Beachtung dürften auch die Zahlen zum Auftragseingang für dauerhafte Güter (Mi) finden. Nachdem diese zuletzt enttäuschend ausgefallen waren, rechnen wir für März mit einem kräftigen Orderplus (3,0 % p.m.). Neben diesen Datenschwergewichten stehen eine ganze Reihe weiterer Veröffentlichungen an. Erwähnenswert sind die beiden regionalen Umfragen zur Unternehmensstimmung aus Richmond (Di) und Chicago (Fr). Diese werden die letzten Indikationen für den übernächste Woche anstehenden ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe liefern. Vor dem Hintergrund der wieder aufgeflammten Sorgen vor einer möglichen Restrukturierung der griechischen Schuldenlast und der damit verbundenen Angst eines Überschwappens auf andere Euroländer profitierten US-Staatsanleihen. Bis Dienstag sank die Rendite 10-jähriger Papiere auf 3,35 %. Selbst die Ankündigung der Ratingagentur Standard & Poor´s, den Ausblick für amerikanische Staatsanleihen angesichts der mangelnden Anstrengungen der US-Regierung zur Haushaltskonsolidierung von stabil auf negativ zu senken, brachte US Anleihen nicht unter Druck. Erst mit der Erholung der Aktienmärkte gaben die Anleihekurse etwas nach. Wir gehen davon aus, dass das jüngste Hochkochen der Spekulationen um Griechenland – wie schon so oft in den letzten Monaten – in den nächsten Tagen wieder abklingen wird. Mittelfristig bleibt der Ausblick für Staatsanleihen, insbesondere für längere Laufzeiten, in unseren Augen damit negativ: Der Inflationsdruck nimmt weiter zu und der Arbeitsmarkt scheint inzwischen auf einen nachhaltigen Erholungspfad eingeschwenkt zu sein. Das schwache Wachstum der Wirtschaftsleitung im ersten Quartal sehen wir als Konjunkturdelle, nicht als neuen Trend. Im Rest des Jahres sollte sich die Konjunktur wieder besser entwickeln. An unserer Einschätzung einer ersten Zinsanhebung durch die US-Notenbank bereits gegen Ende des Jahres halten wir fest. Unsere Empfehlung für USStaatsanleihen bleibt mittelfristig deshalb Verkauf. Der zu erwartende schwache Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt könnte USRenditen Ende der Woche kurzfristig aber noch einmal drücken.Eurozone
Die abgelaufene Woche konnte mit zahlreichen positiven Wirtschaftsdaten aufwarten. Die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe lagen nicht nur über den Erwartungen, sondern konnten entgegen den Konsensusschätzungen sogar zulegen. Auch die aktuelle Lage der deutschen ifo-Umfrage verbuchte eine nochmalige Verbesserung. Der Gasamtindex wurde lediglich durch den Rückfall der Geschäftserwartungen nach unten gedrückt. Das Niveau dieser Indikatoren signalisiert somit kräftiges BIP-Wachstum für das zweite Quartal. Die schwelende Staatschuldenkrise im Euroraum, der starke Euro sowie der steigende Ölpreis scheinen der Konjunktur bislang nicht geschadet zu haben. Viele Ratsmitglieder der EZB machten daher in den letzten Tagen verbal Dampf Richtung höherer Zinsen – lediglich Notenbankchef Trichet war bemüht, die Erwartungen etwas zu dämpfen. Gleichzeitig stemmt sich die Notenbank gegen einen baldigen Schuldenschnitt Griechenlands. So würden die tiefer liegenden Probleme – hoher Abgang beim laufenden Budget, ineffiziente Staatsverwaltung, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit – auf diese Weise nicht gelöst. Vielmehr bliebe der Zugang Griechenlands zum Kapitalmarkt weiter verschlossen und es entstünden neue Unwägbarkeiten (finanzielle Hilfe für griechische Banken, Spekulationen gegen andere EUR-Länder). Ohne Besserung der strukturellen Schwächen Griechenlands sehen auch wir einen Schuldenerlass als wenig erfolgversprechend.
Die Daten in den kommenden Tagen: Die EU-Sentiment-Umfragen erwarten wir weitgehend unverändert. Kredit- und Geldmenge dürften ihre moderate Erholung fortgesetzt und im Vormonats- sowie Vorjahresvergleich leicht zugelegt haben. Der deutsche Arbeitsmarkt besticht seit Monaten mit starken Daten und die deutschen Unternehmen beabsichtigen laut Markit Umfrage ihre Belegschaft weiter aufzustocken. Im April sollten daher sowohl Arbeitslosenzahl als auch Arbeitslosenquote gesunken sein. Die ersten Preisdaten für April dürften dagegen keine Entspannung beim Preisauftrieb signalisieren. Allein die Kraftstoffpreise werden den Konsumentenpreisindex um rund 0,2 % nach oben hieven. In Summe gehen wir für den Euroraum von einem Anstieg um 0,3 % zum Vormonat bzw. 2,6 % zum Vorjahr aus. Unsere kurzfristige Empfehlung für deutsche Anleihen bleibt Verkauf. Am Primärmarkt wurden die von Spanien emittierten Anleihen (10 Jahre, EUR 2,5 Mrd., Emissionsrendite 5,5 %; 13 Jahre, EUR 0,9 Mrd., Emissionsrendite 5,7 %) mit einem bid-cover Verhältnis von 2,1 bzw. 2,3 gut untergebracht. Auch Portugal hat insgesamt EUR 1 Mrd. über 3- und 6-monatige Schatzanweisungen aufgenommen. Die Emissionen waren mehrfach überzeichnet, die Emissionsrenditen lagen mit 4,05 % (3M) bzw. 5,53 % (6M) aber nur unwesentlich unter den Renditen, die Griechenland für ähnliche Laufzeiten bieten musste (4,1 % für am Dienstag emittierte dreimonatige Papiere). Nächste Woche gehört der Primärmarkt den großen Ländern. Die Niederlande (Di), Italien (Di, Mi, Do) sowie Deutschland (Mi) auktionieren Anleihen; Spanien, Italien und Frankreich (alle Di) begeben Geldmarktpapiere.
Marktausblick Aktienmärkte
USA
Die Sorgen der Ratingagenturen um die Bonität der USA konnten die Aktienindizes nur kurz belasten. Zum Wochenende hin standen die wichtigsten US-Aktienindizes schon wieder auf ihren höchsten Notierungen seit nahezu drei Jahren. Weiterhin können offensichtlich kaum lukrativer wirkende Anlagealternativen gefunden werden. Angesichts der weiterhin soliden Fundamentaldaten vonseiten der Konjunktur und der in der abgelaufenen Woche auch wieder erfreulicheren Unternehmensberichte wird das wohl auch so bleiben.
Europa
Während Ängste vor einer Restrukturierung der griechischen Staatsschulden wie auch der negative Ratingausblick für die USA den Anlegern an den europäischen Aktienmärkten einen schwachen Start in die Woche bescherten, konnten gegen Ende der Woche hin vor allem besser als erwartete Unternehmensergebnisse für eine wieder deutlich positivere Tendenz sorgen. Auch in den kommenden Wochen gehen wir grundsätzlich von mehrheitlich über den Erwartungen liegenden Zahlen aus. Dementsprechend sollte der positive Trend an den europäischen Aktienmärkten weiter anhalten.
Japan
Japanische Aktien zeigten sich zuletzt weiter stabil. Auch hier startet nun die Berichtssaison, in der wir aufgrund der Katastrophe von deutlich negativen Gewinnrevisionen ausgehen. Im weiteren Jahresverlauf sollte bei den Unternehmen aber Zug um Zug Normalität einkehren. Trotz Rezession und schwacher Gewinne erwarten wir unter der Annahme einer Stabilisierung der Situation in Fukushima Kursanstiege bei japanischen Aktien.
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