In lichte Höhen trieb die Börsenkurse auch die extrem expansive Geldpolitik: Es wurde versucht die systemischen Risiken wie jene einer Liquiditätsfalle (=Zentralbank kann die niedrige gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nicht mehr stimulieren) zu vermindern.
In Folge haben die Märkte die (negativen) Risiken weniger eingepreist. Das war der Hauptgrund für die Börsenrallye zu Jahresbeginn. Ob diese Geldpolitik letztendlich erfolgreich sein wird, kann noch nicht positiv beantwortet werden. Das sieht auch der Markt so. So befinden sich die Renditen von inflationsgeschützten Anleihen (=reale Renditen) mit einer Laufzeit von 10 Jahren in den USA bei -0,28% und in Deutschland bei -0,49%. Diese extrem niedrigen Anleihenrenditen deuten auf eine schwache (=niedriges, reales Wirtschaftswachstum), langsame (=lange andauernde) und fragile (=anfällig für Schocks) Erholung, wobei die multiplen Ungleichgewichte (siehe z.B. die Leistungsbilanzen innerhalb der Eurozone) nur sehr langsam abgebaut werden.
Gleichzeitig sind die eingepreisten Inflationsraten für die kommenden zehn Jahre mit der Zentralbankdefinition von Preisstabilität in den USA mit 2,31% (gerade noch) und in Deutschland mit 1,80% vereinbar (=kein Deflationsszenario). Nehmen nun die positiven Überraschungen auf Seite der Zentralbanken (Quantitative Easing Nr. X) und / oder auf Seite der Wirtschaftsindikatoren ab, fallen die unterstützenden Impulse für die Märkte weg. Kommt es sogar zu negativen Überraschungen (weil z.B. in Spanien die Rezession die Budgetkonsolidierung sehr erschwert), nehmen die geforderten Risiko- und Sicherheitsprämien der Marktteilnehmer zu (=fallende Aktienkurse und Renditen von kreditsicheren Anleihen wie Bundesanleihen).
Lange Rede, kurzer Sinn: Die aktuelle Schwächephase auf den Märkten stellt keine signifikante, länger andauernde Korrektur oder sogar eine Trendumkehr dar, sondern ist Teil der ganz normalen Volatilität. Letztere ist erhöht, weil das Umfeld fragil ist. Solange keines der Risiken signifikant zunimmt („harte“ Landung in China, Zerfall der Eurozone, Liquiditätsfalle,…), bleibt das Umfeld für risikobehaftete Wertpapiere (Aktien, Unternehmensanleihen, Emerging Markets Anleihen) positiv und sind Anleihen ohne Kreditrisiko (Bundesanleihen) nur aus „Absicherungsgründen“ gegenüber einem Deflationsszenario attraktiv.