Herr Szopo, zuerst wollen wir die Aktienbörsen besprechen. Der Start in das neue Aktienjahr war bisher mehr als holprig. Müssen sich die Investoren auf ein schwieriges Jahr einstellen?
Peter Szopo: Ja. Ich bin zwar zuversichtlich, dass wir nach dem turbulenten Start eine Erholung sehen, aber die Volatilität wird hoch bleiben. Zum einen sorgt die Zinswende in den USA für Unsicherheit. Die Frage ist, wie es nach der Erhöhung im Dezember weitergeht, und wie die amerikanische Wirtschaft und die Schwellenmärkte auf die neue Situation reagieren. Dazu kommen die Turbulenzen in China und die Schwäche der Rohstoffmärkte.
Viele Blicke sind nach China gerichtet. Womit rechnen Sie?
Peter Szopo: Die Neuausrichtung des chinesischen Wachstumsmodells auf ein eher konsum- als investitionsbasiertes Modell macht Sinn und kommt nicht unerwartet. Aber derartige Anpassungsprozesse verlaufen nicht reibungslos, zumal wir hier von der, nach bestimmten Kriterien, weltweit größten Wirtschaft sprechen. Dazu kommt, dass China eine Black Box ist, weil man den Wirtschaftsdaten nicht wirklich ganz trauen kann und die Wirtschaftspolitik gelegentlich erratisch agiert. Die zentrale Frage wird sein, ob die chinesische Wirtschaftspolitik auf eine forcierte Abwertungspolitik setzt, wie derzeit vielfach befürchtet wird. Dies hätte vor allem für die Schwellenmärkte unmittelbar negative Folgen.
Welchen Einfluss haben die Rohstoffmärkte auf die Börsen?
Peter Szopo: Die fallenden Rohstoffpreise werden als Signal einer schwächelnden Weltwirtschaft interpretiert, was Aktieninvestoren naturgemäß nicht gefällt. Zudem stärkt der Verfall der Rohstoffpreise die deflationären Tendenzen, die wir weltweit sehen, was die Geldpolitik, die bei den Zinsen ohnehin an der Nulllinie operiert, noch schwieriger macht.
In den USA werden weitere moderate Zinserhöhungen erwartet. Wie werden die Aktien darauf reagieren?
Peter Szopo: Aus früheren Perioden einer erstmaligen Zinsanhebung nach Phasen stabiler Zinsen wissen wir, dass es einige Woche oder Monate lang zu erhöhter Volatilität kommt. Aber zumindest in den letzten beiden Fällen – 1999 und 2004 – waren zwölf Monate nach der ersten Zinsanhebung die wichtigen Aktienindizes höher.