Die lokale Währung, der Brasilianische Real, hat seit der Messerattacke und steigenden Umfragewerten Anfang September mehr als 10 Prozent gegen den US-Dollar aufgewertet. Noch ist ungewiss, ob Bolsonaro angestrebte und wirtschaftlich dringend benötigte Initiativen wie die allgemeine Sozial- und Pensionsreform nach seinem Amtsantritt auch wirklich durchsetzen kann.“ Denn in einem zersplitterten Unterhaus mit mehr als 30 unterschiedlichen Parteien und einem Senat mit 21 verschiedenen Parteien, dürfte es der neue Präsident schwer haben die dafür notwendigen Mehrheiten zu erzielen.
Bolsonaro findet positive Konjunktur- und solide Fundamentaldaten auf Unternehmensebene vor
Die konjunkturelle Ausgangslage ist für den neuen Präsidenten günstig: Brasiliens Wirtschaft befindet sich inmitten einer Erholungsphase nach einer der schwersten Rezessionen in seiner Geschichte des Landes. Diese wurde durch Brasiliens historisch größten Korruptionsskandal rund um das verstaatlichte Unternehmen Petrobras ausgelöst.
Mit einem erwarteten Budgetdefizit von 8,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) wächst der Staatsschuldenberg rasant. Zum Vergleich: Italien hat zuletzt mit einer geplanten Neuverschuldung von 2,4 Prozent seines BIPs Aufsehen erregt und steht seither im Streit mit der EU-Kommission. Entgegen aller politischer Unsicherheit weisen brasilianische Unternehmen solide Fundamentaldaten auf. „Die Verschuldungsgrade bleiben gering. Sollte es der neuen Regierung gelingen, eine dringend benötigte fiskalische Konsolidierung, Privatisierungen und eine Sozial- und Pensionsreform anzustoßen, werden wir unsere derzeit taktisch neutrale Positionierung mit selektiven Unternehmen überdenken“, sagt Zwettler.
Insbesondere Unternehmen aus dominierenden Wirtschaftsbereichen wie Energie, Lebensmittel- und Fleischproduktion sowie dem Rohstoffsektor hätten ihre Schuldenniveaus weiter senken und ihre Liquiditätskennzahlen über die letzten zwei bis drei Jahre steigern können. „Sie befinden sich jedoch im Sog globaler Turbulenzen an den Märkten, was sich nach dem ersten Wahlgang umkehrte. Nachdem sich brasilianische Unternehmen aufgrund der unklaren wirtschaftlichen und politischen Folgen zuletzt zurückgehalten haben, könnten sie unter der marktfreundlicheren Regierung nun längst anstehende strategische Projekte und große Investitionen tätigen“, schließt Zwettler.