Triodos: Impact Investing feiert zehnjähriges Jubiläum

Ein Kommentar von Marilou van Golstein Brouwers, Vorsitzende des Management Boards von Triodos Investment Management. Triodos Investment Management | 24.01.2018 10:08 Uhr
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Wird Impact Investing in zehn Jahren Standard sein? 

Zehn Jahre ist es nun her, dass der Begriff „Impact Investing“ Einzug in die Finanzwelt gehalten hat. Inzwischen hat sich dieses Konzept, in dessen Mittelpunkt Anlagen mit sozio-ökologischer sowie finanzieller Rendite stehen, in der globalen Finanzbranche etabliert. Marilou van Golstein Brouwers, Vorsitzende des Management Board von Triodos Investment Management, wagt den Blick in die Zukunft und fasst zusammen, was sich in den nächsten zehn Jahren ändern muss, damit Anleger von der Grundüberzeugung abrücken, es gäbe wirkungsneutrale Anlagen. Ihrer Meinung nach ist mit jeder Anlage ein positiver oder negativer Effekt verbunden, und jeder Anleger muss für sich selbst entscheiden, was ihm wichtig ist.

Impact Investing feiert zehnjähriges Jubiläum 

2007 hat Triodos Investment Management den Begriff des Impact Investing geprägt. Ziel war es dabei nicht nur, die Branche als Ganzes voranzubringen, sondern auch, die Früchte unserer damals bereits 25-jährigen eigenen Arbeit zu ernten. Die Idee, mit Geld etwas zu bewegen, ist natürlich schon um einiges älter, kursierte jedoch unter verschiedenen anderen Bezeichnungen. Wir wollten durch Einführung eines prägnanten Begriffs für unsere Arbeit die Kommunikation mit unseren Investoren erleichtern. Dieser Begriff sollte für das gesamte Spektrum von Anlagen in erneuerbare Energien über Mikrofinanzierungen bis hin zu Anlagen in nachhaltig angebaute und verarbeitete Lebensmittel und Landwirtschaft stehen. Zugleich hatten wir die Hoffnung, dadurch das Branchenwachstum zu beschleunigen.

Diese Hoffnung hat sich erfüllt. Inzwischen ist der Begriff des Impact Investing in Anlegerkreisen in aller Munde. Aus einer kleinen Bewegung hat sich ein USD 114 Mrd. schweres Anlagesegment entwickelt, wie das Global Impact Investing Network in seiner StudieAnnual Impact Investor Survey 2017 angibt. Nahmen letztes Jahr noch 158 Anleger in Impact Investments weltweit an der Befragung teil, waren es dieses Mal bereits 209. Dabei gaben 57 Prozent der Befragten an, im Laufe der vergangenen zehn Jahre erstmals eine Anlage getätigt zu haben. Das Gesamtvolumen des Marktes für Impact Investing dürfte indes deutlich höher sein, da diese Zahl lediglich die Angaben der Umfrageteilnehmer berücksichtigt.

Umdenken ist gefragt: Anlagen ohne Wirkung gibt es nicht! 

Die Idee des Impact Investing, mit Hilfe investierbarer Lösungen die Probleme der heutigen Welt anzugehen, und die erfolgreiche Etablierung dieses Konzepts hat noch einen anderen nicht minder wichtigen Effekt: Dadurch verändert sich unsere Einstellung zu Kapitalanlagen an sich. Es kommt zu einer Rückbesinnung darauf, dass Anlagen ursprünglich getätigt wurden, um konkreten Bedarf in der Gesellschaft und der Realwirtschaft zu decken.

Von diesem Grundgedanken haben sich die Finanzmärkte in meinen Augen komplett verabschiedet. Hochfrequenzhandel und die permanente Jagd nach kurzfristigen Gewinnen förderten die Entstehung einer Parallelwirtschaft, die sich vollständig vom eigentlichen Anlagezweck entkoppelt hat, der darin besteht, Mehrwert für die Menschheit, die Gesellschaft und die Umwelt zu schaffen. Die Folge ist, dass Anlegen nicht mehr als Mittel gesehen wird, um Ziele zu erreichen oder Impulse für Veränderungen zu geben und dafür angemessen belohnt zu werden. 

Der Erfolg des Impact Investing liefert den Beweis, dass die Wirkung auf das Gemeinwohl oder die Umwelt im Anlagegeschäft nach herkömmlichem Muster heute einfach ausgeklammert wird. Es geht dabei nur um Risiko und Rendite. Die Frage, ob mit einer Anlage ein positiver oder negativer Effekt verbunden ist, bleibt bei Anlageentscheidungen häufig unberücksichtigt. Dies verwundert umso mehr, als die meisten Menschen bei Entscheidungen Vor- und Nachteile doch üblicherweise sehr gründlich abwägen. Glücklicherweise wächst die Zahl der Anleger, die soziale und ökologische Aspekte in ihre Anlageentscheidungen einbeziehen. Für Anleger ist es wichtig, welche Rendite ihre Anlage wirklich bringt. Einige Beispiele:

Abkehr von fossilen Brennstoffen 

Ein Beispiel ist die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Immer mehr Anleger ziehen sich aus Anlagen in Öl, Kohle und Gas zurück. Dieser Schritt kann unterschiedlich motiviert sein. Einige Anleger sind nicht länger bereit, die wachsenden, mit Öl- und Gasanlagen verbundenen Risiken zu tragen, zumal diese Branche langfristig keine Zukunft hat. Andere möchten dem Klimawandel entgegenwirken, indem sie statt in fossile Brennstoffe in erneuerbare Energien und Energieeffizienz investieren.

Die Zukunft der Nahrungsmittelversorgung 

Interessant sind auch die Bereiche Lebensmittel und Landwirtschaft. Das Zusammenspiel mehrerer Faktoren hat dazu geführt, dass dieser Sektor zunehmend in den Fokus der Anleger gerückt ist: Die Tatsache, dass natürliche Ressourcen auf unserem endlichen Planeten begrenzt sind, die Bevölkerung explosionsartig wächst, die Bodenqualität sinkt und Biodiversität verloren geht, lastet schwer auf den Bereichen Lebensmittel und Landwirtschaft. Hinzu kommt, dass die im Lebensmittel- und Agrarsystem ohnehin bestehenden Probleme durch den Klimawandel weiter verschärft werden und vor allem die Bevölkerung in den ärmsten Regionen der Erde treffen. 

Der neue Standard: Wirkung, Risiko und Rendite als Ausgangspunkt für jede Anlageentscheidung

Diese Beispiele zeigen, dass sich Anleger bei der Bewertung von Anlagen zunehmend von der reinen Risiko-Rendite-Analyse verabschieden und zusätzlich auch die Wirkung einer Anlage in ihre Überlegung einbeziehen. Dabei muss jedoch auch berücksichtigt werden, dass sich positiver Wandel oder negative Auswirkungen nicht immer hundertprozentig quantifizieren oder monetisieren lassen. Ein vollständiges Wirkungsprofil eines Investments zu erstellen, ist schier unmöglich, doch es wurde bereits einiges getan, um diesem Ziel näherzukommen. So zielt das Konzept des True Cost Accounting darauf ab, die herkömmliche Betrachtung der Finanzkennzahlen eines Unternehmens um eine Analyse zu ergänzen, welche Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft damit verbunden ist.

Interessanterweise hat dies auch den positiven Nebeneffekt, dass Anleger damit gezwungen sind, nicht mehr nur auf die nackten Zahlen zu schauen, sondern wieder verstärkt auf ihr Urteilsvermögen und ihren gesunden Menschenverstand zu vertrauen. Dazu bedarf es der Bereitschaft und Mühe zu hinterfragen, was mit dem investierten Geld tatsächlich passiert. Und man muss sich darüber klarwerden, wofür man selbst steht. Nur dann kann Geld bewusst investiert werden.

Drei Kernthemen der kommenden zehn Jahre

Abschließend möchte ich drei zentrale Themen anreißen, die meiner Ansicht nach zum weiteren Erfolg des Impact Investing beitragen werden: 

Impact Investing für alle

Impact Investing ist keine neue exklusive Mode. Ich habe den Eindruck, dass es für viele, allen voran die junge Generation des 21. Jahrhunderts, immer wichtiger wird, das eigene Geld so anzulegen, dass dadurch eine positive Veränderung bewirkt wird. Soziale und ökologische Aspekte spielen bei den Anlageentscheidungen dieser Menschen eine wichtige Rolle. Das bedeutet aber auch, dass nachhaltige Anlagen für die breite Masse zugänglich sein müssen. Leider haben Privatanleger in vielen Ländern noch immer keinen Zugang zu nachhaltigen Investments. Das liegt daran, dass viele Vorschriften rund um Anlageprodukte vor Risiken schützen sollen, die Otto Normalverbraucher unter Umständen nicht richtig einschätzen können. Daher gilt es, einen Mittelweg zu finden, bei dem Anlegerschutz und Zugang zu nachhaltigen Anlageprodukten gleichermaßen gewährleistet sind. 

Investierbare Lösung durch kooperatives Handeln

Wir müssen alle an einem Strang ziehen: Politik, NGOs, Wirtschaft, Wissenschaft und die breite Öffentlichkeit. Von diesem Geist geprägt sind zwei globale Abkommen: der Klimavertrag von Paris und die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN Sustainable Development Goals). Beide bilden einen Rahmen und geben Impulse für die kommenden Jahre und schaffen damit eine Perspektive für Impact Investing. Kooperatives Handeln spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung investierbarer Lösungen zur Bewältigung der heutigen Probleme.

Neue Wirtschaftsmodelle

Wir müssen uns der Aufgabe stellen, ein Wirtschaftssystem zu entwickeln, das soziale Gerechtigkeit schafft, unsere Umwelt schützt und damit unser Überleben sichert. Dies fordert auch die britische Volkswirtin Kate Raworth in ihrem Buch „Die Donut-Ökonomie: Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört“. Das ökonomische Handeln sollte sich innerhalb des donutförmigen Bereichs bewegen, der nach außen durch ökologische Grenzen und nach innen durch soziale und kulturelle Grenzen definiert wird.

Echte Rendite

Die Zukunft liegt in unserer Hand, entscheidet unser Anlageverhalten doch darüber, wie sich die Welt entwickelt. Kate Raworth bringt es auf den Punkt: „Wir sind alle Ökonomen. Es geht um eine neue Form des wirtschaftlichen Handelns, um jeden einzelnen kleinen neuen Schritt, der die Wirtschaft auf diesem Weg weiterbringt. Wir können alle an dieser Entwicklung mitwirken, denn die Wirtschaft wird durch unsere Entscheidungen und unser Handeln und nicht nur durch die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Produkt ständig neu definiert.“

Wir sind alle aufgerufen, unseren Teil zur Entstehung dieser neuen nachhaltigen Wirtschaft und zur Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen finanziellen und sozialen Aspekten beizutragen. Dieser Verantwortung müssen wir uns bewusstwerden und stellen.

Gelingt es, diesen Wandel in den kommenden zehn Jahren zu vollziehen, wird der Begriff des Impact Investing hinfällig, wird die Frage, welchen Einfluss eine Anlage auf Umwelt und Gesellschaft hat, dann doch bei den meisten Anlageentscheidungen ganz selbstverständlich gestellt und beantwortet werden. Dann wird eine echte Rendite möglich, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte miteinander in Einklang bringt.

Marilou van Golstein Brouwers, Vorsitzende des Management Boards, Triodos Investment Management

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